Ravensburg / sz - Wilfried Deyler, Vorstand der Volksbank Weingarten, hatte alle Fusionsgerüchte in Bezug auf einen Umzug der Verwaltung in die neue Firmenzentrale der Raiffeisenbank Ravensburg bestritten. Doch nun räumte Arnold Miller, Vorstandssprecher der benachbarten Genossenschaftsbank, ein, dass er und seine Kollegen Rainer Widemann und Bernd Obrist mit dieser Vermietung ein strategisches Ziel verfolgen.
Das bestätigte bei der Vertreterversammlung am Montag auch der Vorsitzende des Aufsichtsrats, der Berger Bürgermeister Helmut Grieb. "Wir stehen nicht in Fusionsverhandlungen. Dazu wird es sicher auch nicht 2016 oder 2017 kommen. Aber wer die Landkarte lesen kann, wird sich seine eigenen Gedanken zu diesem Thema machen", meinte Miller bei der Präsentation der Jahresbilanz 2014. Sie fiel so positiv aus, dass die Bank ihren Mitgliedern auf ihre Geschäftsanteile eine Dividende von 5,5 Prozent ausschütten kann.
Der Prüfbericht, den der stellvertretende Aufsichtsrats-Vorsitzende Eugen Abler in einer Kurzzusammenfassung vortrug, attestiert der Bank nicht nur ein überdurchschnittlich gutes Geschäftsergebnis, sondern bescheinigt ihr auch, dass sie mit ihrer Eigenkapitalausstattung für die Zukunft gut gerüstet sei. Allerdings, so räumten die Vorstände Arnold Miller und Rainer Widemann ein, bekomme auch sie die negativen Folgen der Niedrigzinspolitik deutlich zu spüren, weil sie auf die Zinsgewinne drücke.
"Wir wollen weiterhin in der Fläche präsent sein. Aber diese Kundennähe hat ihren Preis. Wenn wir den Service im bisherigen Umfang aufrecht erhalten wollen, kommen wir um eine mäßige Anhebung der Kontoführungsgebühren nicht herum", erklärte Miller.
Bankgeschäfte übers Internet
Der Anteil der Kunden, die ihre Bankgeschäfte übers Internet erledigen, steige weiterhin sprunghaft an, erklärten die Vorstände. Im Schnitt suchten pro Stunde noch vier Kunden eine Geschäftsstee auf, um Bargeld abzuheben oder eine Überweisung zu tätigen. "Wenn dann noch zwei Mitarbeiterinnen am Schalter sitzen, kann sich jeder ausrechnen, wie viel wir uns diesen Service kosten lassen", sagte Miller.
Ausführlich kamen die beiden Vorstände nochmals auf den Neubau der Zentrale an der Meersburger Straße zu sprechen, der im kommenden Herbst bezogen werde. Sie rechneten vor, dass dieses Projekt nach Abzug der Mieteinnahmen, der Personaleinsparung durch die Zentralisierung und der kalkulierten Wachstumsprognosen die Bilanz der Bank noch mit jährlich 1,08 Millionen Euro belaste. Bei einem Eigenkapital von 52 Millionen Euro sei dies ein sehr maßvoller Aufwand. Das Eigenkapital der Bank war 2014 um zwei Millionen Euro aufgestockt worden.
Aufsichtsräte bestätigt
Bei vier Aufsichtsräten ist die Amtszeit abgelaufen. Sie kandidierten alle für eine weitere Amtsperiode und wurden ohne Gegenkandidaten einstimmig wiedergewählt. Es sind dies der stellvertretende Vorsitzende Eugen Abler für das Geschäftsgebiet Bodnegg, Albert Batzill (Schlier), Josef Büchele (Waldburg) und Ewald Marschall (Schmalegg). Josef Büchele war bei der Versammlung krankheitsbedingt abwesend, hatte aber im Vorfeld erklärt, dass er das Mandat im Fall seiner Wiederwahl annehmen werde.