Ravensburg / sz - Die Neuordnung der Verwaltungsstandorte, also der Stellen der Stadtverwaltung, mit denen Bürger mitunter zu tun haben, kommt Ravensburg teuer zu stehen. Ging man ursprünglich von acht Millionen Euro Kosten für die Konzentration auf drei Standorte aus, ist jetzt von fast zwölf Millionen die Rede. Allerdings stehen dem Verkaufserlöse für vier alte Villen in der Seestraße, Landeszuschüsse und in Zukunft Einsparungen bei Mietzahlungen gegenüber. Mit Ausnahme von einigen Stadträten der SPD und Bürger für Ravensburg stimmte der Gemeinderat am Montagabend für das Mammutprojekt.
Es war eines der zentralen Wahlversprechen von Oberbürgermeister Daniel Rapp: Ravensburg braucht ein Bürgerrathaus, anstatt städtische Dienstleistungen an 13 Stellen in der Stadt (plus Ortschaften) anzubieten und, wie der OB am Montag in einem Pressegespräch sagte, "die Leute von Pontius zu Pilatus" zu schicken. Dieses Versprechen konnte Rapp nicht einhalten, nachdem unerwartet die Millionenrückzahlung von Gewerbesteuern der WGV-Versicherung im Raum stand und damit kein Spielraum für Luxusprojekte war. Die Idee eines Bürgerrathauses auf dem Gelände des derzeitigen Parkdecks Oberamtei war damit erledigt.
Zumindest zum Teil erledigt. Denn der Gemeinderat fand die Idee des OB gut, die Räumlichkeiten der Stadtverwaltung wirtschaftlicher unterzubringen, den Bürgerservice zu verbessern und zugleich städtebauliche Chancen zu nutzen, indem man zentrumsnahe Häuser besser nutzt als nur als Orte der Verwaltung. Die Ideen im einzelnen:
Die Standorte der städtischen Dienststellen (außer Ortschaftsverwaltungen) schrumpfen von 13 auf drei. In der Kernstadt soll es nur noch drei Anlauforte geben: den Marienplatz (Rathaus und Lederhaus), die Seestraße 7 und 9 sowie das Gebäude Salamanderweg 22 im Deisenfang.
Bereits seit Herbst 2014 befinden sich alle Abteilungen der Bauverwaltung im Deisenfang im neuen Technischen Rathaus.
Noch vor dem Rutenfest gibt es den Spatenstich für einen Neubau in der Seestraße 9 (neben dem Polizeirevier). Dafür wird ein kleiner Teil des Parkdecks Oberamtei abgebrochen. Dort werden unter anderem das Schul- und Sozialamt einziehen. 83 Arbeitsplätze werden dort untergebracht.
Der Weingartener Hof wird als städtische Dienststelle aufgegeben, und zwar bis Ende 2016. Im Lederhaus auf dem Marienplatz werden Tourist-Info, Kulturamt, Museumsverwaltung, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing einquartiert.
Das Rathaus am Marienplatz erhält im Erdgeschoss einen großflächigen Bürgerbereich für Dienstleistungen wie Passwesen, Standesamt, Abfallamt etc. Dafür wird es in dieser Etage komplett umgebaut.
Das alles kostet Geld. Für die Sanierung und den Umbau des Lederhauses kalkuliert die Verwaltung mit rund zwei Millionen Euro (erwartete Landeszuschüsse: 900 000 Euro). Der Umbau des historischen Rathauses wird voraussichtlich 1,8 Millionen Euro kosten (Zuschüsse: 750 000 Euro). Der Neubau in der Seestraße wird deutlich teurer als geplant, momentan liegen die Schätzungen bei rund 7,5 Millionen Euro. Hier erwartet die Stadt Landesfördermittel von rund 1,3 Millionen Euro.
Energie soll gespart werden
Durch den Verwaltungsumbau sollen städtische Beamte und Angestellte rund zwölf Prozent weniger Fläche belegen als bisher, so die Stadt. Vier Millionen Euro erhofft sich die Verwaltung durch den Verkauf von Häusern, die künftig nicht mehr genutzt werden. Zudem spart die Stadt ab 2018 rund 120 000 Euro Mietzahlungen pro Jahr. Nicht zuletzt rechnet die Verwaltung über kurz oder lang mit Einsparungen, weil die neuen oder sanierten Gebäude weniger Energie verbrauchen. Dennoch bleibt die Reform der Verwaltungsstandorte ein Millionenprojekt.
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