Ravensburg / sz - An den Plänen für die Konzentration der Verwaltungsstandorte gibt es wenig auszusetzen, an den Kosten schon. Die Debatte im Ravensburger Gemeinderat nahm am Montagabend teils polemische Züge an. Im Zentrum der Attacken: Michael Lopez-Diaz (SPD), der die Sanierungsmaßnahmen als einziger in allen Punkten ablehnte.
"Wir predigen Wasser und trinken Wein", spielte der Sozialdemokrat auf die Haushaltskonsolidierung an, in deren Verlauf Steuern erhöht, städtische Angebote verteuert und Leistungen gestrichen worden sind. Den Zeitpunkt hält Lopez-Diaz für ungünstig: 18 Millionen Euro gibt die Stadt schon für die Sanierung der Gymnasien aus, da seien weitere 12 Millionen für die Rathaus-, Lederhaussanierung und den Neu- und Umbau des Komplexes an der Seestraße 7/9 kaum verkraftbar. "Wir haben keinerlei Rücklagen mehr. Was passiert, wenn beim Konzerthaus die Decke runterfällt?" Lopez-Diaz hält es zudem für unbillig, weitere Millionenkredite aufzunehmen, "egal, ob die Zinsen gerade niedrig sind. Zurückzahlen müssen wir das sowieso. Zur Not unsere Kinder."
Von der CDU erhielt der SPD-Mann dafür einigen Spott, weil er Projekte aus dem Verwaltungshaushalt (die Haushaltskonsolidierung) mit dem Vermögenshaushalt (Investitionen) zusammengewürfelt habe, so Oberbürgermeister Daniel Rapp (CDU). Rudolf Hämmerle (ebenfalls CDU) attackierte Lopez-Diaz schärfer: "Sie ziehen immer die gleiche Karte, für Sie ist nie der richtige Zeitpunkt. Aber das Leben ist keine Dienstvorschrift", spielte er auf Lopez-Diaz’ Beruf bei der Polizei an.
Die Befürworter der Neuordnung nannten als Hauptargumente mehr Bürgerfreundlichkeit, Barrierefreiheit und kürzere Wege. Maria Weithmann (Grüne) meinte, es sei "längst überfällig, dass die Tourist-Info ins Lederhaus kommt".
Wolfgang Metzger (Freie Wähler) hält die Entscheidung für richtig. "Bravo, kann man da nur sagen." Allerdings findet er, der Zeitplan sei "extrem sportlich", weil im Dezember 2016 mit dem Ende des Mietverhältnisses im Weingartener Hof die sanierten und neuen Gebäude schon bezugsfertig sein müssen. Auf seine Frage "Gibt es einen Plan B, falls sich etwas verzögert?" bekam er keine zufriedenstellende Antwort.
Oliver Schneider (FDP) sah das Ganze sachlich und pragmatisch. Es gebe überhaupt keine Alternative mehr zur Neuordnung, die ja zum Teil durch den Auszug aus dem Weingartener Hof erforderlich wird.
Vor dem "WGV-Schock" (August Schuler, CDU) hätte die Stadt ja sogar einen einziges großes Bürgerhaus am Parkdeck Oberamtei bauen wollen, was damals auf 16 Millionen Euro geschätzt wurde. Wenn man die vier Millionen Euro einrechne, die Ravensburg für den Verkauf von vier Stadtvillen in der Seestraße erwartet und die Zuschüsse des Landes hinzurechnet, sei die Sanierung gar nicht so teuer.
Die Bürger für Ravensburg fühlten sich in der Zwickmühle. Siegfried Scharpf erinnerte daran, dass er und seine Fraktionskollegen grundsätzlich gegen das Projekt gewesen seien, gleichwohl könne man nach dem demokratischen Grundsatzbeschluss nicht mehr zurück. "Hinter sowas stehen wir eigentlich nicht, aber uns fällt auch nichts anderes mehr ein."
Arkaden wurden vertagt
Die einzelnen Sanierungen wurden mehrheitlich gebilligt, allerdings soll über die Zukunft der Arkaden am Rathaus noch einmal im Ausschuss für Umwelt und Technik diskutiert werden. Man könnte sie so lassen, wie sie jetzt sind (als überdachter Fahrradabstellplatz) oder dort die Freiwilligenbörse unterbringen.