Ravensburg / sz - Unter der Leitung von Konzertmeister Ulrich Gröner hat sich die Sinfonietta Bodensee-Oberschwaben für ein „Silvester bei Mozarts“ entschieden. Ihr Gastauftritt am Mittwoch im ausverkauften Konzerthaus machte mit Mozarts Sinfonie in G-Dur den Auftakt und brillierte mit dessen Divertimento in B-Dur.
Höhepunkt war das Konzert in Es-Dur mit dem Solopart von Hornist Paul van Zelm, der zur Freude der Besucher einen schönen Silvesterscherz parat hielt.
In schlanker Besetzung betrat die Sinfonietta Bodensee-Oberschwaben die Bühne und hob zu Mozarts früher, noch unter der Obhut des Vaters Leopold Mozart entstandener Sinfonie in G-Dur, KV 129, an. Geprägt durch süddeutsche und italienische Stilelemente steht das dreisätzige Werk unter dem Einfluss von Joseph und Michael Haydn. Ouvertürenhaft begann das Allegro maestoso mit den dominanten Streichern und betonte dabei die Leichtigkeit, welche das Werk durchströmt.
Dem Andante, das sehr versöhnlich und gelassen tönte, folgte ein Allegro, in dem Aufbruchstimmung herrschte und sich die Bläser hervortaten. Deren zunehmend eigenständige Rolle ist neu im jugendlichen Werk von 1771. Hier noch verhalten, brachte der niederländische Horn-Solist Paul van Zelm das goldfarben glänzende Instrument im Konzert für Horn und Orchester in Es-Dur, KV 417, zu seiner vollen Entfaltung.
Geschrieben hat es Mozart, wie auch seine drei anderen Hornkonzerte, für den befreundeten Musiker und Hornisten Ignaz Leitgeb aus Salzburg. Stets zu Scherzen aufgelegt soll er Leitgeb das Werk mit „Wolfgang Amadé Mozart hat sich über den Leitgeb Esel, Ochs, und Narr, erbarmt“ gewidmet haben. Galant gab sich das Allegro maestoso, wonach der langsame Satz die beschwingte Leichtigkeit der vorigen Sinfonie weiterführte.
Fast skulptural und sehr einfühlsam formte Hornist van Zelm die ruhige Melodie aus. Der Hornstimme hat Mozart hier den natürlichen Gesangspart zugewiesen. Der ging über in ein Schlussrondo, das die Jagdhorn-Motivik betonte und mit harmonischen Wechseln zwischen Solist und Orchester beeindruckte.
Kleine Köstlichkeit zu Silvester
„Weil heute Silvester ist, gibt es auch eine kleine Köstlichkeit“, bereitete Ulrich Gröner das Publikum auf den von van Zelm inszenierten Scherz à la Mozart vor. Denn, und das ist auch neu, habe Mozart mit seinem Vater während seiner vielen Reisen auch in Ravensburg Halt gemacht und in der Liebfrauenkirche Leopolds „Concerto für Corno Pastoriccio“ gespielt. Aber nicht auf einem ein Meter sechzig langen Horn für Hirten, wie der Name fälschlicherweise vorgebe (auch ein Scherz), sondern auf einem altschwäbischen Hopfentrichter. Sehr zum Vergnügen der Zuschauer zog van Zelm solch roten Trichter mit langem Schlauch hervor, kürzte das eine Ende des besseren Klanges wegen und blies.
Ernsthafter, aber auch witzig gestaltete sich im Anschluss Mozarts Divertimento B-Dur, KV 287. Verfasst als Namenstagsständchen für die Salzburger Gräfin Antonia Lodron nimmt das Werk wahrhaft fürstliche Züge an. Das Tänzerische und volkstümlich Schlichte, durchwirkt von raffinierten Dialogen, dominiert im Wechsel mit ausdrucksvoller Kammermusik. Diese gelangte mit Gröner als ersten Geiger im Es-Dur-Adagio zu seiner vollen Blüte, in der die Streicher sich wiederholt singstimmenartig in die höchsten Höhen aufschwangen. Im Kontrast dazu stand das humorvolle Kehraus-Finale, das wie eine ländliche Tanzgesellschaft wirkt, die ständig mit dem Takt über Kreuz gerät. Ganz im Sinne von Mozart, der es faustdick hinter den Ohren hatte.