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Die Seidenstraßenrocker sind wieder da

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Ravensburg / sz - Sie sind wieder da! Wer die Mittfünfziger am Küchentisch sitzen sieht, mag kaum glauben, dass sie einen Motorrad-Ritt durch 18 Länder über 22000 Kilometer hinter sich haben: Das Abenteuer ihres Lebens. Mitgebracht haben sie von der Fahrt durch Zentralasien und Indien bis zur Endtation Kathmandu in Nepal viele Eindrücke. Karle Frehner hat zudem noch eine „Bauchweh-Geschichte“ mit nach Hause gebracht.

Erich Renn aus Neuhagenbach, Herbert Buchele aus Schmalegg, Klaus-Dieter Jehle aus Mochenwangen und eben Karl Frehner aus Fronhofen hatten ihr Vorhaben, einmal auf der legendären Seidenstraße bis Indien und Nepal zu fahren, bis ins Kleinste vorbereitet (die SZ berichtete am 21. Juni), und trotzdem war ihre dreimonatige Reise gespickt mit Überraschungen, vielen Begegnungen und „sensationellen landschaftlichen Eindrücken“.

Berge und subtropisches Klima

Und dann erzählen sie von gigantischen Bergen, davon dass in subtropischem Klima auf 2500 Metern Höhe in Terrassenfeldern Reis angebaut und über 3000 Meter Höhe noch Obst- und Getreidebau betrieben wird. Sie zeigen Fotos von einer Landschaft, die aussieht als hätte sie gerade eine Flurbereinigung erlebt: Es ist Afghanistan, an dessen Grenze die Seidenstraßenrocker einen Tag lang entlang fuhren. Und sie haben viele, viele Bilder von der Flut in Kaschmir, die 200000 Menschen von der Außenwelt abschnitt, kargen Gebirgszügen, extrem schlechten Straßen („unsere Feldwege sind dagegen eine Autobahn“) und der Querung des zweithöchsten Gebirgspasses der Welt im Distrikt Ladakh im Nordwesten. Absturzgefahr überall inbegriffen.

Doch die Fahrer auf ihren 20 Jahre alten Enduros packten die Herausforderung. Ob Osttürkei, Iran oder Zentralasien, ihre Maschinen sind die Attraktion. „Wir hätten die Antworten auf T-Shirt drucken sollen, denn überall kamen die vier gleichen Fragen: Wie heißt ihr, woher kommt ihr, wie viel Kubik hat die Maschine, was kostet sie?“ Klar, dass dies Gelegenheit gab, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Es war aber auch der Grund, warum die Oberschwaben nach einer langen Tour wenn immer es möglich war, vorzogen, in der Pampa ihr Zelt aufzuschlagen. Angst? Nein, die Menschen seien zwar arm, aber freundlich und ehrlich. Der Einzige, der klaute, war der Fuchs: „Der hat Karles Turnschuhe mitgenommen“, erzählt Erich Renn. Durch Pakistan, wo es hätte gefährlich werden können, bekamen sie unbestellten Begleitschutz von bewaffneten Polizisten.

Respekt vor wilden Hunden

Da waren die vielen, vielen wilden Hunde vor denen Jehle Respekt hatte; sie sahen Arbeiter am Straßenrand, die Wackersteine zu Kies klopften; unzählige reich verzierte Laster und heilige Kühe auf der Autobahn; es gab die Sandpassage durch den brennenden Krater in der Wüste und die Nacht im Hof des goldenen Tempels von Amitsar; in Asghabat, dem turkmenische Abbild von Dubai, putzten Frauen nachts sogar den Zebrastreifen. In Indien und Nepal überraschte sie, welch hohen Stellenwert Bildung hat und welch weiten Wege Schulinder auf sich nehmen: „Und dass fast alle ein Handy haben“.

Handys und W-Lan waren dann auch die Brücken für die Nachrichten nach Hause. Doch dass Yak-Milch für unsere Gaumen „bäh“ schmeckt, Himalaya-Äpfelchen und Bananen dagegen himmlisch, haben sie erst hier erzählt. Den Fleischgerichten trauten sie wohl nicht so ganz, zumindest lässt Erichs Bemerkung „Ich hätt’ nie gedacht, dass ich dort zum Vegetarier werde“, dies vermuten. Und trotzdem sind er und seine Kumpels froh, die Reise ihres Lebens gemacht zu haben. Wenngleich Herbert Buchele gesteht: „Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich’s wahrscheinlich nicht getan“. Nicht aus politischen oder gesundheitlichen Gründen, sondern weil „die Herausforderungen an Mensch und Maschine immens sind“. Doch zum Glück: Alles heil überstanden.


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