Ravensburg / sz - Nach dem verheerenden Brand am Samstag ist noch offen, wann die Marienplatz-Tiefgarage wieder eröffnet. Auf der Homepage der Stadt Ravensburg wurde zunächst der 15. September als Termin genannt, dieser wurde später aber revidiert. Derweil können viele Autobesitzer noch immer nicht an ihre Fahrzeuge. Das Großfeuer wird jetzt zum Fall für die Versicherer.
Von einem Auto in der zweiten Etage war am Samstag gegen 19 Uhr der Brand ausgegangen, der auf die anderen Fahrzeuge übergriff. Mindestens 15 Autos sind komplett ausgebrannt. Ersten Hinweisen zufolge fing das Auto aufgrund eines technischen Defekts Feuer. 200 Feuerwehrleute waren im Einsatz.
Zurzeit erstellen die Sachverständigen der Württembergischen Gemeinde-Versicherung (WGV) ein Gutachten. Die WGV ist der Versicherung der Tiefgarage. „Erst wenn das Gutachten abgeschlossen ist, können wir einen Maßnahmenplan erstellen“, sagt Ellena Andelfinger, Sachbearbeiterin für den Bereich Parken bei den Technischen Werken Schussental (TWS). Über die genaue Schadenshöhe konnte sie auch keine Angaben machen. „Es sind so viele Personen an diesem Prozess beteiligt, dass wir die Ergebnisse abwarten müssen“, so Andelfinger. Als Summe wurden bisher eine Million bis 1,5 Millionen Euro genannt.
Die Polizei hat die Ermittlungen inzwischen eingestellt. „Die Ursache ist nach wie vor unklar. Wir gehen aber von einem technischen Defekt im Motorraum aus. Es wird jedenfalls kein Gutachten der Polizei geben, weil eine Straftat auszuschließen ist“, sagt Pressesprecherin Manuela Dirolf auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Es sei überhaupt fraglich, ob die Ursache des technischen Defekts je geklärt werden könne, weil das Auto durch das Feuer zerstört ist, so Dirolf.
Wer sich der Marienplatz-Tiefgarage nähert, dem liegt noch immer der beißende Gestank des Brandes in der Nase. Aus Sicherheitsgründen müssen die Autos, die im ausgebrannten Parkdeck 2 stehen, dort bleiben. Dort steht auch der Wagen, von dem das Feuer ausging. Darunter ist auch das Auto von Arnold Miller. Es stand neben dem Verursacherfahrzeug. „Wir saßen gemütlich zusammen und haben ein Steak gegessen, als plötzlich lauter Feuerwehrautos auf dem Marienplatz standen“, berichtet Miller.
Wer den betroffenen Autofahrern den Schaden erstattet, weiß bisher noch niemand. Miller hat sich an die von den TWS eingerichtete Notfall-Hotline 0751/804-2000 gewandt. Dort konnte man ihm auch nichts Genaues sagen. „Es hieß, es kann Stunden oder Tage dauern, bis ich Bescheid bekomme. Aber ich brauche ein Auto“, sagte er. Für die Übergangszeit, bis er weiß, wer für den Schaden aufkommt, hat er sich einen Mietwagen genommen und hofft, dass dieser dann auch bezahlt wird.
Mehr Glück hatte Birgit Joos, die in der ersten Etage geparkt hatte. Sie ist seit Sonntagmittag wieder im Besitz ihres Autos. „Es war völlig mit Ruß überzogen. Teilweise ist der Ruß in den Lack eingebrannt“, erzählt sie. Der Wagen ist mittlerweile beim Autohaus, wo der Schaden an ihrem Fahrzeug begutachtet wird. „Man muss den kompletten Motorraum auswaschen, eventuell neu lackieren, und der komplette Innenraum stinkt nach Brand“, sagt Joos. Auch sie weiß nicht, wer für den Schaden aufkommen wird. „Die Polizei hat gesagt, dass ich auf jeden Fall alle Rechnungen aufbewahren soll.“
Wirtschaft hofft auf Eröffnung
Die Einzelhändler in der Innenstadt hoffen, dass die Marienplatz-Tiefgarage schnellst möglich wieder geöffnet wird. Michael Riethmüller, Geschäftsführer von „Ravensbuch“ und Mitglied im Vorstand des Wirtschaftsforums Pro Ravensburg, sagt: „Ich hoffe, dass die Ebenen nacheinander in der Sanierung angegangen werden und nicht die gesamte Garage mehrere Wochen gesperrt bleibt. Die Nachricht, dass die Marienplatz-Tiefgarage nicht zur Verfügung steht, ist mit Blick auf unsere Kunden natürlich erst einmal negativ.“ Er sieht aber keinen Grunde, die Sache zu dramatisieren. „Es gibt genügend Parkplätze in Ravensburg und dazu ein gutes Parkleitsystem.“
Weitere Bilder vom Brand, Texte und ein Video gibt es online unter:
www.schwaebische.de/tiefgaragenbrand