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Bei Ren Rongs Kunst verbinden sich Mensch und Natur

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Ravensburg / sz - Mehr als 40 Papierschnitte und einzelne Eisenplastiken behandeln das Thema Mensch und Pflanze in vielfältigster Ausformung. Doch stets unter dem Gesichtspunkt, dass Ren Rong aus China stammt, seit knapp 30 Jahren in Deutschland lebt und sich als Brückenbauer zwischen den Kontinenten versteht. Christine Freudig hat am Freitagabend seine Ausstellung in der Ravensburger Galerie Doris Hölder "Lasst 100 Blumen blühen" im Gespräch mit Ren Rong eröffnet.

Erstmals zeige sie Werke eines chinesischen Künstlers, schickte Galeristin Doris Hölder in ihrer Begrüßung voraus. Neue Einblicke würden die leuchtend farbig aquarellierten Papierschnitte dem Betrachter vermitteln, die Ren Rong "3D Papierschnitt" nennt. Dreidimensional deshalb, weil die mittelformatigen Scherenschnitte nicht mehr so wie in früheren Arbeiten flach auf dem Bildträger aufliegen, sondern jetzt schwebend davorgesetzt sind und dadurch ein interessantes Schattenspiel entlang der Umrisse entsteht. Dieses vom festen Grund Losgelöstsein lässt ihn an die jahrtausendealte Tradition chinesischer Schattentheaterfiguren denken. Ihm ist daran gelegen, nicht nur Werke von hier nach dort, sondern genauso von China nach Europa zu bringen. So bewohnt der 1960 in Nanjing geborene Künstler die Villa Friede im Bonner Stadtteil Mehlem. Studiert hat er in den 1980er-Jahren Ölmalerei und Tuschemalerei an der Nanjinger Kunstakademie, bis er mit der Übersiedlung 1986 seine chinesische Staatsbürgerschaft gegen die deutsche eintauschte. Heute zählt Ren Rong, der 1992 an der Düsseldorfer Kunstakademie Meisterschüler von Fritz Schwegler war, zu den international bekanntesten Künstlern chinesischer Herkunft.

Ren Rong ist Brückenbauer

Was es mit dem Titel "Lasst 100 Blumen blühen" auf sich hat, wollte Christine Freudig im Gespräch wissen. Handele es sich doch sicher nicht um den Werbespruch einer Gärtnerei. Die Zeit der 1950er-Jahre mit Mao Zedongs Forderung nach mehr Meinungsfreiheit für das Volk, die sich in der nachfolgenden Kulturrevolution in ihr grausames Gegenteil verkehrte, sei immer noch wichtig, antwortete Rong. Jeder Mensch sei ein Individuum mit eigenen Talenten. Das müsse man immer weiter treiben. Seine Collage "Mao und Blumen" stehe für mehr Demokratie. Und wenn Blumen blühten, bedeute das auch einen Schutz der Umwelt. Seine Pflanzenmenschen, die neu in leuchtenden Aquarelltönen auftreten und beiderlei Geschlechts sind, verbindet Rong mit Vorstellungen von positiver Energie, Lust, Angst und Hoffnung.

Weniger mit Mythen oder Märchen beispielsweise indischer Gottheiten, betrachtet man ihre Vielarmigkeit, die Janusköpfe mit den Flammenhaaren und die schlangenförmigen Körper. Geht es im Hauptraum der Galerie stark farbig zu, geben sich die im gegenüberliegenden Ambiente ausgestellten Werke ruhiger und tiefgründiger. Dazu gehört eindrucksvoll das Doppel "Deutschland 1" und "Deutschland 2", bei dem Rong sich deutlich als Brückenbauer zu erkennen gibt. Von schöner Sinnlichkeit sind Arbeiten, die schlicht "Blumengabe" titeln. Gleich daneben zwei Pflanzenmenschen aus den 1990er-Jahren, die Papierschnitte mit Kalligrafie verknüpfen.

Begrüßt wird der Besucher von zwei aus rostrotem Eisen geschnittenen lebensgroßen Plastiken. Sie sind mehr als bloße Figuren. Sie geraten zum Klangkörper, schlägt man mittels beigegebenem metallenen Griff einzelne Partien an. So verbinden sich in Ren Rongs Werk Mensch und Natur.

Die Ausstellung "Lasst 100 Blumen blühen" von Ren Rong in der Galerie Doris Hölder in der Marktstraße 59 dauert bis 31. Juli 2015. Sie ist geöffnet von Dienstag bis Freitag von 10 bis 12.30 und 14.30 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr.


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