Ravensburg / sz - Die Kirchengemeinde Zur Heiligsten Dreifaltigkeit in der Ravensburger Weststadt hat am Wochenende 50-jähriges Bestehen gefeiert. Und das bei schönstem Sommerwetter.
Zum abendlichen Festakt am Freitag versammelten sich die Menschen zu Erfrischungen und Gespräch vor der Dreifaltigkeitskirche. Musik umrahmte die Feier in der Kirche. Ein Projektchor aus Sängern der gesamten Seelsorgeeinheit, geleitet von Pastoralreferent Björn Held, sang Stücke aus der neuen Jubiläumsmesse "…zur Freiheit befreit" von Hans Georg Hinderberger. Den schwungvollen Hymnus begleiteten Renate Marpert an der Orgel und Claus Furchtner am Schlagzeug. Pfarrer Reinhold Hübschle begrüßte die Gäste herzlich. Zweiter Kirchengemeinderatsvorsitzender Patrick Spöttle führte durch das Programm.
Domkapitular Paul Hildebrand eröffnete sodann in Stellvertretung für die Diözese Rottenburg-Stuttgart die Reihe der Grußworte. Er würdigte die Dreifaltigkeitsgemeinde, sie sei mit ihren Stadtteilprojekten, dem Nachbarschaftstreff und dem neuen Familienzentrum am Puls der Zeit. Ravensburgs Bürgermeister Hans Georg Kraus erinnerte an die wachsende Bevölkerung und die Wohnungsnot der 60er-Jahre. Stellvertretend für die Stadt dankte er namentlich Pfarrer Reinhold Hübschle und Pastoralreferentin Angelika Böhm.
Pfarrer Claudius Kurtz von der evangelischen Johannesgemeinde brachte das Thema des Kirchentags zur Sprache "damit wir klug werden". Das sei vor allem Sache der Seele und der Lebensführung, der Akzeptanz. "Hier, in der Dreifaltigkeitsgemeinde darf jeder so sein, wie er ist", lobte er. Für die "Muttergemeinde" St. Jodok schenkte Pfarrer Hermann Riedle mit einem Mobile ein Sinnbild für gelingende Gemeinschaft. Er erläuterte: Das Mobile mache Zusammengehörigkeit, Bewegung, ständige Neugewichtung anschaulich. Kleine und Große gehörten dazu, auch Menschen, die sich um sich selber drehen, aber alle verankert an einem höheren Haltepunkt.
Moraltheologe Eberhard Schockenhoff setzte mit seinem Festvortrag einen Glanzpunkt: "Erlöste Freiheit – worauf es im Christentum ankommt". Der in Ravensburg verwurzelte Priester und Professor für Moraltheologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, zweiter Vorsitzender des Deutschen Ethikrats, brachte zwar die Köpfe zum Rauchen, stärkte aber dafür die Herzen nachhaltig. So führte er aus, das Freiheit – von Liebe und Wahrheit begleitet –, weder als Beliebigkeit, noch auf Kosten anderer denkbar sei. Gerade auch angesichts der Streitigkeiten um die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften warb der Theologe dafür, der Freiheit in der modernen Gesellschaft nicht zu misstrauen, vielmehr "Mut zur Freiheit als christliches Erziehungsideal" zu verstehen.
Am Sonntagmorgen war die Kirche voll und strahlte im Festglanz. Dekan Ekkehard Schmid war Hauptzelebrant. Der Projektchor "VierCant" unter Leitung von Stefan Warthmann sang die "Misa tango" des 1965 geborenen Argentiniers Martin Palmeri. Kirchengemeinderat Hanspeter Heuschmid las die Stelle mit dem Jubiläumsmotto "zur Freiheit hat uns Christus befreit" aus dem Galaterbrief des Paulus. An den Gott der Befreiung richtete er später seine Fürbitten. Die Ansprache von Dekan Ekkehard Schmid war ein Plädoyer für Freiheit und Tanz, die er als Grundmerkmale Gottes erkannte. Er sagte: "Wir Christen lesen die Freiheit an Jesus Christus ab." Ihm legte er die Worte in den Mund: "Lasst euch auf meine Liebe ein, dann werde ich euer Tanzmeister sein." Im Anschluss an den Gottesdienst fand auf dem Kirchplatz das Fest der Ehrenamtlichen statt, mit Essen und Trinken und der Big Band "Doubble Town" aus Villingen-Schwenningen.
Hinreißende Messe: Der Chor mit Tanzpaar, Instrumentalisten und Sopranistin Leila Trenkmann unter Leitung von Stefan Warthmann riefen in der Dreifaltigkeitskirche mit der "Misa tango – Misa a Buenos Aires" eine einmalige sinnlich-spirituelle Erfahrung hervor. Der Chor war eine in sich bewegte Klangwolke. Die Sopranstimme ging auf wie eine Sonne, ein Kontrabass erdete, donnerte und das Bandoneon feuerte seine Riffs. Pulsierende Energie, rhythmisch treibende Stimmkraft, glühende Farbigkeit in großen Steigerungs- und Spannungsbögen sprachen alle Stimmungslagen der menschlichen Seele an: inständiges Flehen, Wehmut, Vertrauen, Leiden, Leidenschaft und alles überstrahlende Gewissheit. Martin Palmeri verbindet klassische Kompositionsformen und die Tradition geistlicher Musik mit der lateinamerikanischen Musik. Er komponierte viele vom Tango Nuevo inspirierte Vokal- und Instrumentalwerke. Die 1996 uraufgeführte lateinische Tangomesse ist sein bekanntestes Werk.