Ravensburg / sz - Wie es mit dem Ravensburger Kultlokal "Räuberhöhle" weitergeht, ist nach wie vor offen. Nächsten Monat läuft der Pachtvertrag aus. Das Bürgerliche Brauhaus als Mehrheitseigentümer habe jetzt eine Verlängerung bis September angeboten, sagt Pächterin Biggi Bachmann. Sie habe sich Bedenkzeit erbeten, ob sie das Angebot annehme. Oktober sei der frühestmögliche Zeitpunkt für einen Umbau.
Ein Teil des Gebäudes, nämlich der Torbogen, gehört allerdings der Stadt Ravensburg. Und den würden gerne die "Freunde der Räuberhöhle" erwerben. Der Verein, der laut seinem Vorsitzenden Made Höld mit 470 Mitgliedern bei steigender Tendenz zu den "Top Ten" der Stadt gehört, könne dafür schon "ein paar Tausend" Euro aufbringen. Dabei sei der Torbogen tatsächlich wohl nicht mehr als einen symbolischen Euro wert, glaubt Höld, da der Aufwand für den Erhalt in keinem Verhältnis zu den Nutzungsmöglichkeiten steht.
Für die "Freunde der Räuberhöhle" steht freilich ein ganz anderer Aspekt im Vordergrund: Als Anlieger hätten sie größeres Gewicht bei Planungen, welche die Zukunft der Traditionsgaststätte bedrohen könnten. OB Daniel Rapp habe sich zwar bereits gegen den Verkauf ausgesprochen. Maßgeblich seien aber die Stimmen des Gemeinderats. Und die Fraktionen, mit Ausnahme der FDP, hätten im Wahlkampf dem Freundesverein ihre Unterstützung zugesagt. "Jetzt können sie dazu stehen, wenn das nicht nur hohle Phrasen gewesen sind", hofft Höld.
Made Höld befürchtet, dass ein bekanntes expansionsfreudiges Unternehmen dort eine weitere Dependance eröffnen könnte, die mit Systemgastronomie so ziemlich das Gegenteil dessen darstellen würde, was das urig-traditionelle Abendlokal seit jeher ausmacht. Die Vorgaben dieses Investors, 300 bis 400 Sitzplätze und etwa das Doppelte im Außenbereich, könnten an diesem Standort erfüllt werden. "Wenn die Räuberhöhle mal weg ist, dann für immer", prophezeit Höld. Dabei sei das Lokal mittlerweile weithin bekannt. So habe erst kürzlich die Stuttgarter Stadtzeitung "Lift" die "Räuberhöhle" als Ausflugstipp empfohlen.
Das über 600 Jahre alte Haus sei wohl überhaupt das bekannteste in Ravensburg. Made Höld schlägt deshalb vor, es als Motiv für eine Plakette anstelle des Rutenfestabzeichens zu verwenden. Stadtarchivar Andreas Schmauder habe geprüft, ob das Haus an der Burgstraße eine ähnlich NS-belastete Vergangenheit hat wie das Haus des umstrittenen Abzeichenmotivs: Die "Räuberhöhle" ist demnach frei von historischen Altlasten.