Jetzt geht’s los. Gleich nach dem Rutenfest nimmt die Stadt Ravensburg ihr neuestes Millionenprojekt ernsthaft in Angriff: die Generalsanierung des Spohngebäudes, in dem das Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) und das Spohngymnasium untergebracht sind. Von August 2014 bis Mai 2015 werden in einem ersten Bauabschnitt die Klassenzimmer im AEG-Pavillon als Erstes generalsaniert, dazu noch eine Sanitäranlage in der benachbarten Ecke des mächtigen alten Spohngebäudes. So geht es dann in drei Bauabschnitten weiter – voraussichtlich bis ins Jahr 2019 hinein.
Die zuletzt auf 17,27 Millionen Euro hochgerechneten Gesamtkosten können höchstwahrscheinlich gehalten werden: Diese gute Nachricht gab es bei der dritten Sitzung des eigens gegründeten Projektausschusses des Gemeinderats am Mittwoch. Die zuständigen Projektleiter, Dieter Katein von der städtischen Bauverwaltung und der externe Controller vom Stuttgarter Büro Drees & Sommer, zeigten sich aufgrund der bisherigen Ausschreibungsergebnisse zuversichtlich.
Angebote liegen bereits vor für Abbruch, Gerüst, Dachabdichtung, Holzfenster, Trockenbau, Schreiner- und Schlosserarbeiten, Estrich, Fliesen, Malerarbeiten, Fachräume und deren Ausstattung, Heizung, Lüftung und Sanitär. Die Vergabesumme liegt derzeit deutlich unter der Kostenberechnung. Rund 45 Prozent der reinen Kosten für Gebäude und Gebäudetechnik von 13,5 Millionen Euro könnten bereits fix taxiert werden. Bei dieser günstigen Ausgangslage wurden manche Wünsche der Schulen jetzt zusätzlich bewilligt, sodass noch ein Puffer von rund 150000 Euro im Sparstrumpf steckt, sollten sich bei weiteren Ausschreibungen die Kosten noch erhöhen.
Nicht nur für die Projektsteuerer war dies ein erstaunlich positives Ergebnis angesichts der derzeitigen Hochkonjunktur auf dem Bau. Und auf Nachfrage von Stadtrat Rolf Engler (CDU) gab es noch die gute Nachricht, dass viele der bisher vergebenen Aufträge auch an Handwerker aus der Region gehen, obwohl großteils in einem EU-weiten offenen Verfahren ausgeschrieben werden musste.
Musterzimmer wird getestet
Wie werden die Klassenzimmer in dem denkmalgeschützten Spohngebäude (Baujahr 1918) für die derzeit rund 1300 Schüler aussehen? Davon konnten sich die Stadträte des Projektausschusses und viele interessierte Lehrerinnen und Lehrer der beiden Gymnasien einen eigenen Eindruck verschaffen. Der beauftragte Architekt Jürgen Hildebrand, der beispielsweise das Ravensburger Amtsgericht stilecht saniert hat, präsentierte ein Musterklassenzimmer. Das soll jetzt im normalen Schulbetrieb getestet werden. „Das ist als Labor zu begreifen“, so Dirk Bastin, Leiter des Ravensburger Bauamts. Man sei sehr interessiert an der Rückmeldung der Schüler und Lehrer. Dem externen Besucher fällt als Erstes auf: Klein, sehr klein sind die alten Klassenzimmer, die bis zu 30 Schülern Platz bieten müssen.
Deshalb legt Architekt Hildebrand Wert auf helle Farbgestaltung, auf Naturmaterialien und auf einen überzeugenden Schallschutz. Damit in dieser Enge nicht gleich von Anfang an die Wände verschrammt werden, gibt es einen „Rammschutz“, an drei Wänden in dunklem Grün im Sockelbereich abgesetzt. Darüber dienen Filzmatten in heller Naturfarbe sowohl dem Schallschutz als auch als Pinnwände. Der alte Parkettboden bleibt drin und wird nur abgeschliffen. Dämmung, neue Fenster und Heizkörper, Brandschutz und Vorrichtungen für neue Medien: An vieles ist im Detail gedacht. Auch die Schultafel in grün bleibt erhalten.
Zehn Ausweich-Klassenräume in Containern
Auf vier Jahre ist die Generalsanierung des Spohn-Gebäudes veranschlagt. Während der Bauzeit werden immer wieder Klassen in zehn Interimsklassenzimmer auf den Platz Richtung Turnhalle und Elisabethenkrankenhaus ausweichen müssen. Raummodule nennen es die Baufachleute, Container (so wie bei der Realschule) heißt es im Volksmund. Sechs dieser Module sind bereits beschlossene Sache. Jetzt kommen noch vier weitere dazu. Sollen diese Ersatzräume auf dem bisherigen Beachvolleyball-Platz aufgebaut werden? Dagegen meldete zunächst CDU-Stadtrat Rolf Engler Bedenken an. Der Schulsport und die Nutzung durch Freizeitsportler müsste Vorrang haben. Wilfried Krauss (BfR) plädierte vehement dafür, die zusätzlichen vier Interimsklassenräume an einem anderen Standort zu platzieren, beispielsweise auf dem Parkplatz beim Welfengymnasium. Doch sämtliche Planer betonten, dass der vorgeschlagene Standort die Projektgruppe der Schulen am wenigsten gestört habe und am günstigsten sei. Dem pflichteten auch die Rektoren von AEG und Spohn bei: Schulorganisatorisch sei am besten, zehn Klassenräume an einem Standort zu haben, so Mark Overhage. Daraufhin zog Krauss seinen Antrag zurück.