Ravensburg / sz - Was ist eigentlich aus dem geplanten Existenzgründerzentrum geworden, das in Ravensburg entstehen sollte? Vor gut drei Jahren scheiterte der erste Versuch der Stadt, eine solche Einrichtung für Start-up-Unternehmer ins Leben zu rufen. Jetzt wird ein neuer Anlauf genommen, gemeinsam mit dem Landkreis. Allerdings ist kein klassisches Gründerzentrum geplant, sondern eine Kombination aus Gründer-, Technologiezentrum und experimentellen Büroformen.
Es hätte alles schon in trockenen Tüchern sein können. Die Stadt hatte ein Grundstück samt Gebäuden, Kooperationspartner und dazu einen Gemeinderatsbeschluss: Auf dem früheren EBZ-Gelände an der Schubertstraße sollte ein Gründerzentrum entstehen, in dem Hochschulabsolventen und andere angehende Unternehmer eingezogen wären, die eine gute Geschäftsidee haben. So etwas gibt es zum Beispiel in Pfullendorf. Gründerzentren beherbergen meist Start-up-Unternehmen aus Branchen wie Technologie und IT, aber auch Marketing oder innovative Dienstleistungen.
Die Idee hatte damals der CDU-Kommunalpolitiker Rolf Engler, der eine Win-Win-Situation für Hochschulabsolventen und Kommune sieht: Die Jungunternehmer bekommen die Infrastruktur gestellt, um sich nach der Uni selbstständig zu machen, und dafür bleiben ihr Wissen und ihre Innovationskraft in der Region. "Das ist eine Art kommunale Vorfinanzierung in Arbeitsplatzsicherung", meint der Stadt- und Kreisrat, die sich irgendwann in Form von Gewerbesteuern auch in barer Münze auszahle.
Asbestfund verhinderte Pläne
Doch aus den Plänen wurde nichts. Der vorgesehene Gebäudekomplex, den die Stadt 2008 zu einem deutlich überhöhten Preis von 2,34 Millionen Euro gekauft hatte, damit der Vorbesitzer EBZ im Gegenzug den von der Schließung bedrohten Ravensburger Standort von Thyssen Krupp Drauz Nothelfer retten konnte, erwies sich als asbestverseucht. Eine Renovierung kam nicht mehr infrage, das Gründerzentrum wurde 2011 aufgegeben.
Jetzt soll ein weiterer Versuch gestartet werden, und zwar in Zusammenarbeit mit dem Landkreis und einem Investor. Heute treffen sich der Wirtschaftsförderer der Stadt Ravensburg, Andreas Senghas, und der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung des Landkreises Ravensburg (WIR), Hans-Joachim Hölz, um die Möglichkeiten auszuloten. Innerhalb von einem halben Jahr sollen die Pläne so weit vorangetrieben werden, dass sie in den Gremien von Kreis und Stadt besprochen werden können. Ein Grundstück gebe es bislang noch nicht, sagte Hölz am Mittwoch der "Schwäbischen Zeitung". Eventuell werde die noch namenlose Einrichtung Teil eines neuen Gewerbebaus.
Angedacht ist ein neuartiger Typus von Bürokomplex. "Es sollen Arbeitsplätze mit Infrastruktur angeboten werden, die aber nicht nur von Jungunternehmern, sondern zum Beispiel auch von Geschäftsreisenden gemietet werden können, die gerade ein Projekt in Ravensburg entwickeln." Die Mieten müssten nach kurzer Zeit den Marktwert erreichen, ansonsten lasse sich die Einrichtung nicht finanzieren. Es sei ausdrücklich nicht geplant, dass Stadt oder Landkreis die Start-up-Unternehmen mit hohen Steuergeldern subventionieren. So, wie sich das Engler ursprünglich mal vorgestellt hatte. Hölz: "Solche Gründerzentren sind längst überholt."
In einem Video-Interview verrät Rolf Engler, warum Ravensburg seiner Meinung nach ein Gründerzentrum braucht. Er hatte seinerzeit die Idee dazu. Sie finden den Film unter www.schwaebische.de/gruenderzentrum-rv