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26-jährige Klavierspielerin begeistert Zuschauer

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Ravensburg / sz - Begeistert hat das Ravensburger Konzertpublikum am Dienstag Abend im ausverkauften Konzerthaus das Gastspiel des Münchner Kammerorchesters mit der Pianistin Alice Sara Ott gefeiert.

Bezaubernd saß die 26-jährige Deutsch-Japanerin in einem blauem Abendkleid am Flügel, seiden glänzte ihr schwarzes Haar, keck spitzten die nackten Füße unter dem Blau hervor. Rasch hatten die Besucher die äußere Erscheinung vergessen und verfolgten gebannt das federleichte Spiel der Finger, die völlig Hingabe der Pianistin an Beethovens frühes Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15.

Aufmerksam lauschte sie der Orchestereinleitung, bewegte sich im Rhythmus, leise wippten die Füße auf dem Pedal, ehe sie mit samtenem Anschlag einsetzte. Ihr ganzer Körper war beschwingter Rhythmus, der Blick stets auf das Orchester gerichtet, das Chefdirigent Alexander Liebreich ohne Stab, allein mit differenzierten Bewegungen der Hände und weit ausschwingenden Armen führte. Im Einklang von Pianistin, Dirigent und Orchester entstand ein gelöstes, heiteres Spiel.

Es war ein Miteinander von Klavier und Horn, ehe wieder dynamischer Übermut einsetzte. Auf die virtuose Kadenz folgte ein süffig lyrisches Largo, samten fügte sich das Klavier in den Orchester-Klangteppich, als träume Ott einen seligen Traum. Verwegen hüpfte sie im dritten Satz wieder davon, duftig tänzelte sie mit den Streichern, tirilierte mit den Bläsern bis zu letzten übermütigen Klangkaskaden.

Mit der zweiten Romanze von Schumann dankte die Pianistin für den begeisterten Applaus. So innig und voller Poesie war hier ihr Spiel, dass die Zuhörer erst verzögert wagten, die Stimmung zu zerreißen.

Drastisch hatte das Konzert angefangen, als Mozarts Ouvertüre zu „Don Giovanni“ den Komtur in den Raum stellte, doch bald schon wich das düstere Bild der vitalen Lebenslust, dem fiebrigen Leichtsinn des Titelhelden. Heiterkeit und Übermut prägten auch Beethovens achte Sinfonie, die am Ende stand.

Ein Vergnügen war es, dem Wechselspiel von Streichern und Bläsern, von Verzögerungen und Beschleunigungen, von geschmeidigen Crescendi und Decrescendi zu folgen, dem verführerischen Spiel mit Tutti und Solostimmen – eine Armbewegung des Dirigenten und der Klang blühte auf, verwehte wieder. Zwischen die Beethoven-Werke hatte das Orchester ein Stück neue Musik eingefügt und dabei kurzfristig die „Caeli enarrant“ von Georges Lentz gegen die „Märchenbilder“ (1984) von Hans Abrahamsen ausgetauscht – beide Stücke standen beim vorausgehenden Konzert in München auf dem Programm.

Für den dänischen Komponisten hatte die Bühne sich verwandelt: Für das Stück standen neben dem Klavier auch Marimba, Vibraphon und Schlagwerk auf der Bühne, dazu kamen acht Bläser von Piccolo bis Posaune und fünf Streicher.

Abrahamsens Musik will Bilder hörbar machen. „Klangklumpen“ stehen neben übereinander gelagerten minimalistischen Figuren, mikropolyphone und weite Töne sind von Pizzicati unterbrochen, ein Versuch, die „New Simplicity“ mit größerer Komplexität fortzuführen.


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