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Bavendorf nimmt 24 Asylbewerber auf

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Ravensburg / sz - Ravensburg - Jetzt wird Ravensburgs zweitgrößte Ortschaft Taldorf auch für die sogenannte "Anschlussunterbringung" von Asylbewerbern in die Pflicht genommen. Im Frühjahr 2016 werden 24 Personen untergebracht, und zwar in einem Wohnmodul, das hinter dem Bavendorfer Rathaus aufgebaut wird. Nachbarn protestieren heftig dagegen.

Im Beisein von zahlreichen Betroffenen hat sich der Ortschaftsrat am Dienstag einstimmig für die Schaffung der Unterkunft direkt hinter dem Rathaus ausgesprochen, wobei mehrere Räte auf die Lage in Oberzell hingewiesen hatten, wo das Zusammenleben mit den 24 dort untergebrachten Asylbewerbern gut organisiert sei.

In einem Schreiben an Ortsvorsteher Vinzenz Höss haben 14 künftige Nachbarn ihre Kritik am Vorhaben der Verwaltung geäußert und dabei mit deutlichen Worten nicht gespart. Das Argument, die Unterkunft sei direkt neben dem Rathaus bestens aufgehoben, "ist unserer Ansicht nach mehr als Schwachsinn". Was nütze den Asylbewerbern das Rathaus direkt nebenan, heißt es ferner.

Man sei sehr enttäuscht über die Vorgehensweise und die Entscheidungen des Ortschaftsrats und könne nicht verstehen, "dass selbst in so einer kleinen Gemeinde einfach über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden wird" (eine Informationsveranstaltung am Mittwoch vergangener Woche war, so die Betroffenen, "erst wenige Stunden" zuvor angekündigt worden).

"Wer garantiert uns den Werterhalt unserer Häuser;", heißt eine der Fragen an Ortsvorsteher und Ortschaftsrat. Klar sei zwar, dass das Grundstück beim Rathaus nicht ewig unbebaut bleiben könne, "aber so etwas ist für uns unzumutbar". Im Schreiben der Anwohner wird auch darauf verwiesen, "dass im letzten Jahr für teures Geld ein Büro beauftragt wurde, um eine neue Dorfmitte beziehungsweise die Verschönerung der Dorfmitte zu planen. Bürger wurden in die Planung mit einbezogen, Workshops zur Mitgestaltung wurden durchgeführt, ist dieses Projekt schon wieder vergessen?"

Warum werde nicht gleich an die Zukunft gedacht, heißt es, und ein Standort gewählt, an dem die Unterkunft, sollte sie jemals wieder leer stehen, anderweitig, beispielsweise von Vereinen und Jugendgruppen, genutzt werden könne. Anschließend schreiben die betroffenen Anwohner: "Es ist einfach, einem Vorhaben wie diesem zuzustimmen, wenn es einen nicht direkt betrifft. Würde unsere Situation Sie, Herr Höss, oder ein Mitglied des Ortschaftsrats direkt betreffen, wäre die Entscheidung mit größter Wahrscheinlichkeit anders ausgefallen."

Als "unbedachte Hetze" bezeichnete Ortschaftsrat Jürgen Lang (Kommunalpolitischer Arbeitskreis Taldorf, KAT) das Schreiben der Anwohner. "Keiner verlässt sein Haus ohne Not, sondern wenn er ausgebombt wird" sagte Lang und appellierte an die Betroffenen, die Neuankömmlinge doch erst einmal kennen zu lernen. Das Ratsmitglied verwies auf seine persönliche Erfahrung am Beispiel Oberzell. Seine anfängliche Distanz zu den Flüchtlingen habe sich durch Begegnungen mit ihnen verringert.

Zu Beginn der Debatte hatte Ortsvorsteher Vinzenz Höss Verständnis für den Brief der Anwohner bekundet, jedoch an die Erfahrungen in Oberzell erinnert. Auch dort habe es Ängste gegeben, doch habe sich das Engagement zahlreicher Bürger zum Erfolgsmodell entwickelt. In Oberzell sind 24 Asylbewerber aus Gambia in sogenannter "Erstaufnahme" untergebracht, für die der Landkreis zuständig ist. Für die Anschlussunterbringung, die längere Zeit dauern kann, zeichnen sich Städte und Gemeinden verantwortlich.

Schreiben als Ausdruck der Angst

Zu einem vernünftigen Umgang mit der neuen Aufgabe riet Manfred Büchele (CDU). "Dass es geht, haben wir in Oberzell gezeigt", sagte Büchele, der die Angst der Betroffenen in Bavendorf um den Wert ihrer Häuser unbegründet nannte und mit Blick auf die fremde Kultur, die mit den Neuankömmlingen in Bavendorf einziehe, dazu aufrief, den Gedanken der Leitkultur nicht in den Vordergrund zu stellen.

Respekt voreinander sei Grund für den guten Umgang der Einheimischen mit den Asylbewerbern in Oberzell, sagte Markus Petretti (CDU). Auf den Brief der Anwohner eingehend, sagte Gerhard Rothenhäusler (KAT): "Wenn Angst vor fremden Kulturen da ist, ist jeder Standort falsch." Rothenhäusler riet zur Offenheit den Asylbewerbern gegenüber und meinte abschließend: "Geben wir doch uns und denen eine Chance." Zuvor hatte Joseph Bentele (CDU) das Schreiben der Anwohner nicht als Hetze, sondern als "Ausdruck der Angst" bezeichnet.

Wer im Frühjahr in Bavendorf ankommen wird, ob Einzelpersonen oder Familien, sei derzeit noch nicht bekannt, sagte Ortsvorsteher Höss. Der Standort beim Rathaus erfüllt den Aussagen der Verwaltung zufolge die nötigen Voraussetzungen für die Schaffung einer Unterkunft für Asylbewerber: dezentrales, erschließbares, mit Baurecht versehenes und im Eigentum der Stadt befindliches Grundstück. Seitens der Verwaltung hieß es, das vorgesehene Projekt beim Rathaus beeinträchtige das Modell neue Ortsmitte in keinster Weise.


Stadt sieht in Günter Mohr den idealen Investor

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Ravensburg / sz - KJC-Chef Günter Mohr kauft dem insolventen ESV Ravensburg das Bowlingcenter ab und investiert rund 1,2 Millionen Euro im Sportzentrum Rechenwiesen (die SZ berichtete). Für die Stadt Ravensburg ist Mohr der ideale Käufer, wie Karlheinz Beck, der Leiter des Amtes für Schule, Jugend und Sport der "Schwäbischen Zeitung" sagte.

"Günter Mohr ist ein erfahrener Mann", sagt Karlheinz Beck, "er hat eine Finanzierung vorgelegt, die die Banken überzeugt hat." Beck hofft deshalb, dass das Projekt künftig in ruhiges Fahrwasser kommt, was das Wirtschaftliche angeht. "Die Sportgemeinschaft und die Stadt sind froh, dass das Kegel- und Bowlingcenter jetzt wieder sportlich genutzt wird", sagt Beck weiter. "Wir glauben, dass wir mit Günter Mohr jemand haben, der das Projekt voranbringt." Beck begrüßt das Konzept des neuen Besitzers, die Bowlingbahnen wie ursprünglich weiterzubetreiben und von den acht Kegelbahnen nur vier zu behalten.

Auch der Idee, auf dem frei werdenden Platz eine Elite-Sportschule zu etablieren, stehe die Stadt offen gegenüber, sagte Beck. "Ob sich das verwirklichen lässt, wird man sehen", sagt Beck, "da werden sicher noch viele Gespräche geführt werden müssen." Wenn es am Ende gelinge, durch die neue Schule Hochleistungssportler in der Region zu halten, "dann haben wir alles richtig gemacht". Das Projekt sei eine echte Herausforderung, "aber wir werden Günter Mohr unterstützen, wo wir können". Die Stadt werde ihr Know-how anbieten und eventuell bei einem Ministerium Türen öffnen. Eine Förderung mit Geldmitteln könne man derzeit nicht zusagen.

Der wichtigste Punkt beim Bowlingcenter sei für Ravensburg, dass das Gebäude auch künftig nur sportlich genützt wird. Dazu werde sich Mohr auch noch vertraglich gegenüber der Stadt verpflichten. "Das war immer die Vorgabe des Gemeinderates", sagt Karlheinz Beck. Ansonsten sei der Betreiber frei, von Tanzsport bis Seniorengymnastik sei alles erlaubt. "Aus Sicht der Stadt ist das eine ideale Lösung, weil das Sportzentrum insgesamt wieder in seiner Fülle da ist." Beck würde sich freuen, wenn das Bowlingcenter, wie von Mohr angekündigt, bereits im Dezember eröffnet werden könnte.

Wie es im Kegel- und Bowlingcenter derzeit aussieht, sehen Sie in einem Filmbeitrag unter schwaebische.de/bowlingcenter

Flüchtlinge sind die neuen Nachbarn

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Ravensburg / sz - Mittwochmorgen, zehn Uhr, in der Burachhalle in Ravensburg, einer 40 Jahre alten Sporthalle zwischen Ravensburg und Weingarten. Die Halle steht seit dem Wochenende für den Sportunterricht nicht mehr zur Verfügung. Es bleiben noch 24 Stunden, um sie zur Unterkunft für 300 Flüchtlinge umzubauen. Die kommen zu den mehr als 3000 Schülerinnen und Schülern dazu, die täglich das Schulgelände bevölkern. Die Frage, die sich an diesem Morgen aufdrängt, lautet: "Schaffen die das?" Kaum vorstellbar. Auf dem empfindlichen Sportboden wird gerade noch ein zweiter Boden verlegt aus Material, das die Brandschützer genehmigt haben. Sonst ist noch nichts in der Halle. Der Boden soll, ohne Schäden zu verursachen, auch wieder ausgebaut werden können. Die Halle soll ja möglichst bald wieder für den Schulsport genutzt werden. Im Sommer 2016, rechtzeitig vor dem neuen Schuljahr, seien die Flüchtlinge nicht mehr in der Halle, hatte der Ravensburger Landrat Harald Sievers vor ein paar Tagen bei einer Pressekonferenz gehofft.

"Weil’s beim Ikea nix mehr gibt", laden Männer, unter ihnen auch Flüchtlinge, aus Lastwagen Bettgestelle und Lattenroste aus heimischer Produktion aus. "Die hat ein Schreiner hier quasi im Akkord gemacht", sagt Alfred Bosch, Koordinator für Flüchtlingshilfe und Freiwilligenmanagement des Kreisverbands Ravensburg des Roten Kreuzes. Seine Organisation hat vor nicht einmal zwei Wochen den Auftrag erhalten für die Betreuung der 300Flüchtlinge. Viel zu spät, wie er findet. "Es war doch jedem schon seit sechs Wochen klar, dass wir diese Halle auch brauchen", schimpft er. Nun fahren er und seine Ehrenamtlichen Tag- und Nachtschichten: "Glauben Sie mir: Manche meiner Ehrenamtlichen, die nehmen ihren Urlaub, um das hier möglich zu machen. Bloß den Landrat, den sieht man hier nicht."

Rattenköder ausgelegt

Bosch ist sichtbar und hörbar stolz auf seine Leute, die auch die BEA (Bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle) im nahen Kloster Weingarten betreiben. Dort kamen vor Wochen 150 Flüchtlinge über Nacht. Auch wenn Bosch manches in der Zusammenarbeit mit den Behörden zu bemängeln hat: Er ist sich dank seiner großen Erfahrung sicher, dass innerhalb der nächsten 24 Stunden alle Hände so ineinandergreifen, dass die Halle bis zur Ankunft der Flüchtlinge genau so aussieht, wie er sich das vorstellt. Um sich das folgende Bild komplett anzusehen, bewegen Sie es mit der linken Maustaste oder neigen Sie einfach Ihr Smartphone.

Als er am Mittwochmorgen an der Halle ankam, habe er unter den Toilettenwagen und im Gebüsch rund um die Halle "erst mal 15 Rattenköder ausgelegt". Manchmal würde ja aus Unachtsamkeit auch Essen weggeworfen: "Bis die Flüchtlinge kommen, sind die Viecher weg."

Welche Hände ineinandergreifen müssen, um innerhalb von drei Tagen aus einer Turnhalle eine Flüchtlingsunterkunft zu machen, schildert Hubert Meßmer, Leiter des "Eigenbetriebs Immobilien, Krankenhäuser und Pflegeschule" (IKP) des Landkreises Ravensburg. Bodenleger, Küchentechniker, Elektriker müssen ran. Und viele Helfer, die einfach nur schleppen. Betten, Möbel, Schreibtische, Spielsachen, Raumteiler. Die übrigens, die Raumteiler, kommen leider erst, wenn die angekündigten Paare und Familien aus Syrien, Afghanistan und Albanien schon da sind. "Die müssen wir mitten im Betrieb aufstellen." Die Leute vom Sicherheitsdienst, die rund um die Uhr vor Ort sein werden, machen sich ein Bild von den Räumlichkeiten. "Die haben genauso dazugelernt wie wir", lobt Rotkreuz-Mann Bosch die Security-Kollegen. "Auf die kann ich mich absolut verlassen."

Aber nicht nur Handwerker, Helfer und Rotkreuzler, die in zunehmender Zahl in und um die Halle zu sehen sind, haben hier etwas zu sagen. Sondern natürlich auch jede Menge Behördenvertreter. Er muss, sagt Hubert Meßmer, wenn so eine Halle umgewidmet werden soll, einen förmlichen Antrag beim städtischen Baurechtsamt stellen – egal, wie schnell es gehen muss. Auch wenn dem Landkreis die Halle gehört, baurechtlich und brandschutzrechtlich hat er hier nichts zu melden. Das muss die Stadt Ravensburg entscheiden. Fluchtwege müssen "bemessen" und genehmigt werden, verbaute und verlegte Materialien durch Brandschutzexperten freigegeben sein : "Solange wir eigene Immobilien umnutzen, Häuser anmieten und Container aufstellen konnten, hatten wir die Zeit, um wirklich alle Beteiligten immer schön einzubeziehen und mitzunehmen. Jetzt, wo wir Hallen als Notunterkünfte belegen, muss alles sehr viel schneller gehen", erklärt Meßner die Tatsache, dass eine gewisse Anspannung in der Luft liegt.

Was Meßmer nicht sagt, was aber in der Halle von verschiedenen Beteiligten hinter vorgehaltener Hand immer wieder zu hören ist: Manche städtischen Behördenvertreter zeigen denen vom Landkreis auch gerne einmal ihre Macht und machen den anderen Beteiligten klar, wer jetzt gerade das Sagen hat, bevor sie sich dann doch zu einer gemeinsamen Lösung herablassen. Egal, wie sehr die Zeit drängt.

Meßmer indes demonstriert Gelassenheit. Es ist nicht die erste Turnhalle, die er umwidmen muss: "Wir brauchen drei Tage. Dann haben wir eine Halle so umgerüstet, dass wir Flüchtlinge aufnehmen können". Außerdem wirbt er um Verständnis, dass trotz aller Dringlichkeit bei der Unterbringung von Flüchtlingen Gesetze und Vorschriften nicht einfach außer Kraft gesetzt werden. "Hygiene, Brandschutz, Fluchtwege: Wir müssen da ganz genau und gründlich bleiben."

Vier Stunden später tritt der Kreisbrandmeister auf den Plan. Und nicht nur er. Jetzt wuselt es in der Halle. Alfred Bosch, der Rotkreuz-Mann, teilt seine Ehrenamtlichen ein. Es sind bestimmt 100 Leute, die innerhalb von Minuten in der Halle stehen. Auch die Bergwacht ist da. Die Ravensburger Mehlsäcke, eine Gruppe von Dudelsackspielern, hilft ehrenamtlich beim Aufbau der Betten. Aus dem Katastrophenschutz-Lkw der Ravensburger Feuerwehr werden palettenweise Waschmaschinen geladen. Flüchtlinge und Schülerinnen der benachbarten Humpis-Schule bauen unter Anleitung erfahrener Rotkreuz-Frauen Betten zusammen.

Der Kreisbrandmeister versucht, in diesem Gewimmel möglichst niemanden zu stören, schüttelt hier und da eine Hand und schaut diskret, ob die mit Klebeband auf dem Boden markierten Rettungswege in Ordnung sind. Oliver Surbeck weiß um die Risiken. Wenn die Halle belegt ist, "haben wir hier ja jede Menge brennbarer Dinge drin". Deshalb ist er bestrebt, schon vorher "die Brandlast so weit wie möglich runterzufahren". Die Raumteiler, die je drei Stockwerkbetten umschließen und 2,40 Meter hoch sind, sind aus feuerhemmendem Material und sollen "wenigstens ein Mindestmaß an Intimität schaffen". An der Decke werden Rauchmelder angebracht.

Keine Überraschung

Draußen haben Handwerker den Bauzaun Stück um Stück verlängert. Sie schrauben Lampen unters Vordach, unter dem noch gestern Fahrradständer waren, verlegen viele Meter Elektroleitungen. Wo sonst die blauen Bodenmatten, Barren und Reckstangen für den Sportunterricht gelagert waren, wird gerade eine Profi-Verteilerküche eingebaut, nebst Anrichte und Essenausgabe.

Die Schulleiter der Gewerblichen Schule und der kaufmännischen Humpis-Schule, Günther Schuster und Hubert Fritz, wurden von der Nachricht, dass ihre gemeinsam genutzte Halle bis zum Schuljahresende im Sommer 2016 nicht mehr für den Sportunterricht zur Verfügung steht, nicht wirklich überrascht. Ihnen war klar, dass der Landkreis, der zuständig ist für die Erstunterbringung, im Notfall zuerst auf die Hallen der Schulen zugreifen würde, die in Trägerschaft des Landkreises sind. Als sie ihre Stundenpläne für das laufende Schuljahr machten und damit auch den Hallenbelegungsplan, planten sie jedoch noch mit der Halle. Doch dann stiegen die Zuweisungen in die Landkreise sprunghaft an. Als die Entscheidung fiel, ihre Sporthalle für die Flüchtlingsunterbringung zu nützen, war das Schuljahr bereits angelaufen. Die Planung war Makulatur. Günther Schuster: "34Klassen allein in der Oberstufe haben Sport als Pflichtunterricht. Wenn ein Oberstufenschüler Sport als Prüfungsfach gewählt hat, müssen wir diesen Unterricht auch erteilen. Das ist einklagbar. Das dürfen wir gar nicht ausfallen lassen."

Hallenteilung angeboten

Dennoch muss für viele Klassen der Sportunterricht ausfallen. "Auch wenn die Schüler nicht begeistert sind – wir haben uns entschieden, in den Sportstunden anderen Unterricht zu erteilen", sagt Hubert Fritz. Fritz und Schuster sind den Schulen in Trägerschaft der Stadt und der benachbarten katholischen Privatschule sehr dankbar, dass sie "Hallenteile" mitnutzen dürfen. Dabei schwelgten die beiden Schulen, was ihre Hallenkapazitäten anbelangt, schon bisher nicht im Luxus. Im Zuzugsraum Oberschwaben habe der prognostizierte Bevölkerungsrückgang nie stattgefunden. Hubert Fritz: "Eigentlich fehlen den Schulen etliche Tausend Quadratmeter Fläche."

Damit das Nebeneinander von Flüchtlingen und Schulbetrieb zu einem gedeihlichen Miteinander und nicht zu einem Durcheinander wird, "muss man im Gespräch bleiben", sagen die Schulleiter. Es sind "zwei Rechtsräume, nur abgetrennt durch einen Bauzaun". Schon haben Kolleginnen und Kollegen aus den Schulen angeboten, etwas für die Flüchtlinge zu tun. "Aber das muss koordiniert ablaufen. Einzelaktionen sind nicht sinnvoll. Wenn es Bedarf gibt, wenn wir uns einbringen können, dann machen wir das."

So sehr die Schulleiter am guten Miteinander mit den neuen Nachbarn interessiert sind, so sehr schmerzt sie doch, dass sie auf ihre Halle verzichten müssen. "Der Schulsport darf nicht zur beliebigen Verfügungsmasse werden", warnt Hubert Fritz. "Denn", so ergänzt Günther Schuster, "gerade im Schulsport gelingt die Integration doch am besten."

Im Internet können Sie sich die Aufbauarbeiten in einem virtuellen Rundgang ansehen, zu finden unter: schwaebische.de/burach

Wer ewig streitet, erreicht nichts

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Ravensburg / sz - Früher kämpften die Städte mit Klauen und Zähnen für ihre jeweiligen Straßenbauprojekte. Ravensburg gegen Friedrichshafen, die B 30 gegen die B 31. Jeder hielt das Projekt vor der eigenen Haustür für das wichtigste auf der Welt.

Seit sich die Verantwortlichen in der Region auf eine gemeinsame Linie festgelegt haben, ist wieder etwas mehr Bewegung in die Verkehrsplanung gekommen. Die Einsicht, dass auch die Ravensburger von gut ausgebauten Straßen und Ortsumgehungen am Bodensee profitieren und umgekehrt, hat sich mittlerweile durchgesetzt.

Eine klare Prioritätenliste auf regionaler Ebene ist deshalb ein gutes Signal für das Land, das die neuen Straßen planen muss, und den Bund, der sie finanzieren soll.

a.vincenz@schwaebische.de

Region einigt sich auf wichtigste Straßen

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Ravensburg / sz - Kaum eine Region ist mit dem Auto so schwer zu erreichen wie der Raum Bodensee-Oberschwaben. Außer der A 96 gibt es keine Autobahn, die Bundesstraßen sind – vor allem im Sommer, wenn die Touristen kommen – hoffnungslos verstopft. Damit sich das ändert, will der Regionalverband Anfang Dezember eine Prioritätenliste mit Bundesstraßen verabschieden, die als erstes neu gebaut werden sollen. Die Verantwortlichen hoffen, dass diese Projekte dann in den Bundesverkehrswegeplan (BVWP) einfließen, der Anfang 2016 in Berlin verabschiedet wird.

"Drei Jahre lang haben wir auf das schlichte Papier hingearbeitet, das Sie heute vor sich liegen haben", stellte Verbandsdirektor Wilfried Franke die zweiseitige Prioritätenliste am Mittwoch im Planungsausschuss des Regionalverbandes vor. Das Papier bietet politischen Zündstoff. Einige Straßenprojekte, die früher im sogenannten "vordringlichen Bedarf" ganz oben im BVWP standen, fielen in die Kategorie II der Regions-Wunschliste. Darunter die Ortsumfahrungen von Blitzenreute und Isny-Großholzleute (beide Kreis Ravensburg). Dementsprechend mürrisch waren die Bürgermeister Oliver Spieß und Rainer Magenreuter, der am 8. November wiedergewählt werden will und nach der Schließung des Isnyer Krankenhauses keine weitere Schlappe gebrauchen kann. Auf seinen Wunsch hin wird eine Höherbewertung der Isnyer Umgehungsstraße noch mal bis zur endgültigen Entscheidung am 4. Dezember vertagt.

Einigkeit herrschte aber über die wichtigsten Projekte, die ganz oben auf der Wunschliste der Region stehen. Zum Teil auch deshalb ganz oben, weil sie als einzige schon in einem Planungsstadium sind. Denn ohne ein jahrelanges Planfeststellungsverfahren gibt es kein Baurecht, und ohne Baurecht gibt der Bund kein Geld. Priorität eins hat der weitere Ausbau der B30 zwischen Eschach und Friedrichshafen, gefolgt von der Ortsumgehung Hagnau und dem Molldietetunnel in Ravensburg.

Franke, der bereits den dritten BVWP begleitet, glaubt, dass die Region zum Teil deshalb ein so schlechtes Straßennetz hat, weil sie in den vergangenen Jahrzehnten extrem zerstritten war, wenn es um den Neubau von Straßen ging. "Wir müssen unbedingt mit einer Stimme sprechen, sonst kriegen wir Nullkommanull, also nichts", fand auch der Ravensburger Oberbürgermeister Daniel Rapp (CDU), der zufrieden mit der hohen Position des Molldietetunnels auf der Liste ist. Der frühere SPD-Landtagsabgeordnete Norbert Zeller aus Friedrichshafen äußerte sich ähnlich. Lange Zeit habe man aus der Region einfach alle Wünsche weitergegeben ans Land, "sodass wenig geschah".

In Zukunft noch weniger Geld

In Zukunft ist nach Überzeugung von Wilfried Franke noch weniger Geld für neue Straßen da als früher. Grund: Es muss mehr in die Sanierung bestehender Verkehrswege gesteckt werden, die mittlerweile marode sind. In den vergangenen 15 Jahren seien im gesamten Raum aber nur sieben neue Straßen gebaut worden, an drei weiteren wird gearbeitet. Franke: "Es bestreitet niemand, dass die anderen Umgehungsstraßen auch wichtig sind, aber wenn ich 60 Straßen auf die Prioritätenliste schreibe, werden davon 40 ohnehin nicht gebaut."

Bewertet wurden die Projekte im Hinblick auf den Verkehrsfluss, die Verkehrsmenge, den Planungsstand und die zu erwartende Entlastung für die Anwohner. Berücksichtigt wird aber auch der Einfluss auf die Natur. Zudem hat der Regionalverband zwei Projekte im Kreis Sigmaringen aufgenommen (B311 und B313), weil dieser Landkreis die schlechteste Verkehrsinfrastruktur überhaupt habe.

RegioTV sendet heute ab 18 Uhr ein Interview mit dem Regionalverbandsdirektor Wilfried Franke zum Thema. Der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben ist einer von zwölf in Baden-Württemberg. Er kümmert sich um die Raumplanung in den Landkreisen Ravensburg, Sigmaringen und Bodensee. Die Arbeiten am neuen Bundesverkehrswegeplan schreiten voran. Im November soll der Referentenentwurf der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Nach der Öffentlichkeitsbeteiligung entscheidet das Bundeskabinett Anfang 2016.

"Willkommen in deinem Leben"

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Ravensburg / sz - Das Theater Ravensburg zeigt am Freitag, 23. Oktober, und Samstag, 24. Oktober, das Stück "Willkommen in deinem Leben" des amerikanischen Autors Michael McKeever. Zum Inhalt: Als Charlie Cox erfährt, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat, wird ihm klar, dass er das bisher noch gar nicht richtig getan hat: Statt selbst zu schreiben, ist er nur ein mittelmäßiger Lektor geworden, und auf die große Liebe seines Lebens wartet er noch immer. Ziellos fährt er mit dem Auto durch die Gegend. Der Anhalter, den er mitnimmt, ist eine reichlich bizarre Type namens Wally und – sein persönlicher Tod. Mitten in der Einsamkeit landen die beiden nach einer Panne in einem trostlosen Motel, wo sie auf Kiki treffen: Sie ist die Liebe. Unsichtbar und unhörbar für alle außer Charlie, liefern sich Wally und Kiki nun ein geistreiches und anrührend komisches Duell um ihn. Was macht das Leben aus? Dass man es lebt! In der Inszenierung von Karsten Engelhardt spielen Jutta Klawuhn, Ana Schlaegel, Markus Hepp, Alex Niess und Marco Ricciardo. Karten: Theater Ravensburg, Telefon 0751/23364 und im Internet unter www.theater-ravensburg.de.

Landestheater Tübingen spielt in Ravensburg "Wie im Himmel"

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Ravensburg / sz - "Wie im Himmel" von Regisseur Kay Pollak wurde 2005 für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert. Die Geschichte erzählt von der Sehnsucht nach Gemeinschaft und vom Bedürfnis nach Freiheit, vom Wesen der Kunst und der Liebe. Am Sonntag, 25. Oktober, bringt das Landestheater Tübingen diese Geschichte auf die Bühne des Ravensburger Konzerthauses. Damit Familien gemeinsam das Stück besuchen können, beginnt das Theaterstück bereits um 16 Uhr. Doch nicht nur der Beginn ist außergewöhnlich. Es wird auch ein lokaler Chor mitwirken. Und zwar "Voice Affair" unter der Leitung von Lib Briscoe. "Voice Affair" ist ein kleiner experimentierfreudiger gemischter Chor aus der Umgebung von Ravensburg und dem Allgäu. Seit der Gründung im Jahr 1996 sind die 24 Mitglieder auf vielen namhaften Kleinkunstbühnen, in Kirchen und Konzertsälen in Oberschwaben zu hören. Das Landestheater Tübingen gibt um 15.30 Uhr eine Einführung in die Inszenierung und das Stück im kleinen Saal. Karten kosten je nach Kategorie 21, 18 oder 15 Euro. Tickets sind in der Tourist Information Ravensburg erhältlich. Schüler und Studenten erhalten 50 Prozent Rabatt.

Familientreff lädt zu Frauenabend ein

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Ravensburg / sz - Im Familientreff Ravensburg findet am am Freitag, 23. Oktober, ab 19 Uhr ein offener Begegnungsabend für Frauen statt. Der Abend dient zum Kennenlernen und Austausch von Frauen aus verschiedenen Nationen. Ein monatliches offenes Treffen ist vorgesehen.

Weitere Informationen bei der Caritas Bodensee-Oberschwaben, Seestraße 44 in Ravensburg, Telefon 0751/362560 oder unter www.caritas-bodensee-oberschwaben.de.


Heizungsmodernisierung: TWS geben Tipps

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Ravensburg / sz - Im privaten Haushalt nimmt die Heizung einen großen Teil des Energiebedarfs in Anspruch. Mit einer neuen und effizienteren Anlage wird Energie eingespart und der Schadstoffausstoß gesenkt. Wer seine Heizungsanlage saniert, muss dabei das Erneuerbare-Wärme-Gesetz des Landes Baden-Württemberg berücksichtigen. Wie eine Heizungsmodernisierung aussehen kann und welche Punkte aus dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz bei der Sanierung berücksichtigt werden müssen, erfahren Interessierte in einem kostenlosen Vortrag am Mittwoch, 28. Oktober, um 18.30 Uhr. Die Technischen Werke Schussental (TWS) laden in ihr Kundenzentrum in der Schussenstraße 22 in Ravensburg ein. Thomas Booch, Abteilungsleiter Wärmeservice und Energiedienstleistungen der TWS, stellt in seinem Fachvortrag unter anderem unterschiedliche Heizsysteme vor und zeigt die Vorzüge und Einsatzmöglichkeiten auf. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Jazzfestival bringt Farbe in den Herbst

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Ravensburg / bua - Beim "Trans 4 Jazzfestival", das vom 11. bis 15. November in Ravensburg und Weingarten stattfindet, spielen wieder Jazzgrößen aus der ganzen Welt. Wer sich noch nicht entscheiden konnte, für welches der sieben Konzerte er Karten kaufen soll, der erhält hier Tipps von vier Jazzfreunden aus dem Schussental.

Annika Köhler: "Ich gehe zum Konzert von Lily Dahab im Rahmen des ,Trans 4 Jazzfestivals’, weil ich selber gerne Jazz singe und mich die Stimme von Lily Dahab fasziniert. Sie hat eine wunderschöne weiche Stimme und ich bin gespannt, sie beim Festival live performen zu sehen. Außerdem gehe ich sehr gerne zu Konzerten in die Zehntscheuer, da das Ambiente dort immer super ist. Es ist toll, dass so viele Jazzgrößen auf einmal nach Ravensburg kommen. Ich freue mich schon darauf!"

Bernd Dieng: "Mit den ,Yellowjackets’ bin ich aufgewachsen. Die erste Begegnung mit ihrer Musik fand noch auf Vinyl statt. Umso spannender ist es, nun diese Weltkassemusiker leibhaftig am Freitagabend im Schussental zu erleben. Und als bekennender ,Linse’-Fan finde ich es natürlich klasse, dass ,Yellowjackets’ in diesen Gemäuern spielt. Zum Auftakt des ,Trans 4 Jazzfestivals’ am Mittwoch im Konzerthaus freue ich mich auf einen groovigen und ,bewegten’ Abend. Die britische Band ,Incognito’ wird mit über zehn Musikerinnen und Musikern auftreten. Seit 35 Jahren in wechselnden Besetzungen unterwegs, beeindrucken sie mit hervorragenden Vocalisten und einer funkigen Bläser- und Rhythmusgruppe und gelten als die Vorreiter des Acid-Jazz."

Doris Höpting: "Ich freue mich auf das ,Trans 4 Jazzfestival’, und habe mir auch sofort einen Festivalpass gesichert. Der traurige November erhält durch diese Veranstaltung Farbe und Frohsinn. Was der Verein Jazztime auf die Beine stellt, ist grandios. Weltjazz nicht nur in Aalen, sondern auch in Ravensburg. Früher besuchte ich das Aalener Jazzfestival. Nun kann ich in Ravensburg bleiben und Musik der Extraklasse in viel schöneren Locations genießen."

Jürgen Seyfried: "Beim ,Trans 4 Jazzfestival’ gehe ich zu Dhafer Youssef, weil hier ein absoluter Star der Weltmusik- und Jazzszene nach Ravensburg kommt. Er hat ein Gespür für komplexe Kompositionen und eine sehr klare Stimme. Wie kein anderer versteht er es, arabische Melodien mit handfestem Jazz zu ganz neuen Kompositionen und Improvisationen zu mischen. Sehr gespannt bin ich auf sein neues Projekt ,Birds Requiem’, in dem er mit diesen neuen Kreationen den Begriff Weltmusik neu und aufregend zu definieren versucht. Ich freue mich natürlich auch darauf, diesen Musiker mit Band im tollen Ambiente des Konzerthauses, unseres altehrwürdigen und barocken Musentempels von Ravensburg, zu erleben."

Karten für das Jazzfestival gibt es bei der Tourist Info Ravensburg, im Musikhaus Lange, bei Schwäbisch Media oder unter der Südfinder Ticket Hotline, Telefon 0751/29 555 777, www.südfinder.de/ticket.

90 Flüchtlinge in Ravensburg angekommen

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Ravensburg / beß - In der Nacht auf Freitag sind 90 Flüchtlinge in Ravensburg eingetroffen. 210 weitere werden im Laufe der nächsten Wochen folgen. Sie werden in der Burachhalle untergebracht, bis ihre Asylverfahren abgeschlossen sind. So lange gilt Residenzpflicht: Sie dürfen den Landkreis Ravensburg nicht verlassen. Bei ihrer Ankunft wurden sie auch von Landrat Haral Sievers begrüßt.

Rund 140 Helfer zuvor die Halle mit Betten und allem weiteren vorbereitet. Auch in den nächsten Tagen werden 40 bis 50 Mitarbeiter von Rotem Kreuz und Landratsamt für die Betreuung der insgesamt 300 Flüchtlinge eingesetzt. Für die Sicherheit sorgen Securitykräfte rund um die Uhr. Die Sporthalle ist zunächst bis August 2016 für die Belegung mit Flüchtlingen vorgesehen.

Die Flüchtlinge waren zuvor in der zentralen Aufnehmestelle des Landes in Heidelberg untergebracht. Es handelt sich dabei um junge Familien, die Hälfte der Menschen sind minderjährig. Sie kommen laut DRK vor allem aus Syrien, Afghanistan, Albanien und dem Irak, aber auch aus Nigeria, Eritea, Kamerun, Georgien und Bosnien.

Bis zum Jahresende muss der Landkreis noch 2000 weitere Flüchtlinge aufnehmen. Zur Unterbringung vorgesehen sind zunächst weitere Hallen in Aulendorf, Bad Waldsee, Bad Wurzach und Baienfurt. Nach dem Verteilungsschlüssel des Landkreises müsste Ravensburg weitere 357 Flüchtlinge aufnehmen.

Gerd Müller will fairen Handel stärken

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Ravensburg / drs - Die Stadt Ravensburg und die Agendagruppe Eine Welt luden den Bundesentwicklungsminister nach Ravensburg ein. Der Minister setzt sich seit seinem Amtsantritt 2013 für weltweit verbindliche ökologische und soziale Mindeststandards in den Produktionsketten ein. Begrüßt wurde der Minister mit einem kleinen Theaterstück von Ravensburger Schülern unter der Leitung von Wahid Akbarza über den weltweiten Handel. Die Schüler bezogen sich dabei auf die Begebenheit, als eine Näherin aus Bangladesch einen Zettel mit einer Nachricht über ihre Arbeitsbedingungen in ein Kleidungsstück genäht hatte, was damals weltweit in den Medien Beachtung fand. Eine Stunde referierte Gerd Müller über das Thema fairer Handel, legte einfache Beispiele dar und stellte sich im Anschluss noch Fragen aus dem Publikum. Der Schwörsaal war nahezu voll besetzt. Vor dem Besuch im Schwörsaal hatte der Minister den Weltladen am Gespinstmarkt besucht und kurzentschlossen dort auch die Nikoläuse für das Kabinett zu kaufen.

Vier mit dem Volumen eines Kammerorchesters

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Ravensburg / sz - Mit den Klassik-Crossover-Konzerten in der Zehntscheuer verhält es sich wie mit glücklichen Heimkehrern: der Raum passt perfekt zu solcher Musik in kleiner Besetzung und mit großem Sound. "Uwaga!", das Quartett aus dem Ruhrgebiet, 2007 gegründet von klassisch ausgebildeten Musikern, war zum ersten Mal in Ravensburg und dennoch auf dieser Bühne gleich zu Hause.

"Acoustic crossover" nennen sie ihre Musik bescheiden, aber im Laufe des Abends erreichten die vier dann das Volumen und die Aura eines Kammerorchesters, allerdings eines besonderen. Und dies durchaus nicht wegen der elektrischen Verstärkung, sondern deswegen, weil jeder einzelne von ihnen ein Meister auf seinem Instrument ist und sein Potenzial voll ausschöpfen kann. Die beiden Violinisten Christoph König, der auch Viola spielt, und Maurice Maurer sind Virtuosen mit dem Bogen, aus dem sich vor lauter Energie meist einige Haare lösen, aber sie klemmen ihre Instrumente auch unter den Arm und behandeln sie wie eine Gitarre oder ein Banjo, sie zupfen sie, schlagen den Rhythmus auf ihre Seite, trommeln auf die Decke - kurzum, kein Teil wird geschont. Der Kontrabassist Matthias Hacker holt aus dem riesigen Kontrabass den Klang von drei anderen heraus, selbst wenn er ihn bloß zupft. Aber die drei würden noch nicht das erreichen, was sie zusammen mit ihrem vierten und jüngsten Mitglied, dem 23jährigen serbischen Akkordeonisten Miroslav Nisic, schaffen. Er gibt die wandelbare Stimme eines Tasteninstruments dazu, zugleich eines Klaviers, eines Bandoneons, eines großen Akkordeons, das seinen Balg fast anderthalb Meter lang ausfahren kann.

Und die Musik? Beim ersten Stück denkt man noch - verflixt, ja, Mozart, schon klar, aber welches Stück? Wird der Abend jetzt eine Ratestunde? Die vier sind aber nicht so: Die Geiger übernehmen gut gelaunt und mit einiger Selbstironie die Moderation und lösen schon vor der Nummer auf. Da kann dann jeder hören, ob er aus Griegs "Holberg-Suite" ein paar Themenelemente wieder findet. Oder wie bei einem Bach-Passionschoral "Ach, großer König" oder bei Mahlers "Adagietto" aus der Fünften plötzlich eine ganz merkwürdig weihevolle Stimmung entsteht, indem nämlich mit großem Ernst da ein musikalisch weltbekanntes Thema gespielt wird und die Zehntscheuer unversehens zum Konzertsaal wird. Dieser Wechsel vom Nachspüren in der Interpretation zum Nachdichten in den eigenen Arrangements und Improvisationen, die klassische Themen aus Werken von Mozart, Bach, Grieg, Sibelius, Tschaikowsky, Mahler zum Ausgangspunkt nehmen für ihren eigenen Sound aus Jazz, Gypsy oder Klezmer, Swing, Rock oder schrägem Tango, macht die hohe Qualität des Quartetts aus. Und die immer wieder amüsierte Erkenntnis und Freude beim Zuhören.

Für Eis braucht’s Wohlfühltemperatur

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Ravensburg / sz - Bei heißen Temperaturen schmeckt ein Eis richtig gut. Hatte das Thermometer in diesem Sommer aber über 30 Grad Celsius erreicht, griffen viele Ravensburger auf eine erfrischende Eis-Getränk-Kombination zurück und die Eisumsatzkurve fiel wieder.

Gianpaolo De Nardi führt seit 1995 die Gelateria "Firenze" am Ravensburger Marienplatz. Bei milden Temperaturen kommen die Menschen auch schon mal Ende Februar vorbei und holen sich ein Eis. Normal ist aber Saisonbeginn im März, wenn die Tage wieder länger werden und das Thermometer Temperaturen von über 15 Grad anzeigt.

Im Eislabor, wie De Nardi es nennt, werde das Speiseeis in Eigenproduktion gemacht. Dabei entstehen die Sorten saisonabhängig. Die verwendeten Früchte beziehe er wenn möglich aus der Region. Neben den Klassikern Schokolade, Vanille oder Stracciatella kamen diese Saison neue Eissorten aus Mango oder Granatapfel hinzu. Sie wurden schnell zu den Favoriten der Eisliebhaber.

Auch Cescato John vom "L`Arte" in der Roßbachstraße kann die Akzeptanz neuer Eissorten nur bestätigen. Seine mit Joghurt zubereiteten Spezialitäten waren schnell in den Schleckermäulern der Flaneure verschwunden. Der Italiener, der sein Gelato seit 1997 betreibt, bietet die Sonderkreationen nur für wenige Tage an. Das liege daran, weil auch er die Früchte saisonabhängig beziehe.

Cescato John erklärt, der Eiskonsum sei sehr wetterabhängig. "Die Leute müssen draußen sitzen können." Mit jedem Sonnenstrahl steigt auch der Umsatz. John produziert täglich neues Eis. Bevor er es herstelle, schaue er sich den Wetterbericht für den kommenden Tag an.

Doch sprechen John und De Nardi davon, dass der Eiskonsum bei zu heißem Wetter zurückginge. Es schlenderten weniger Menschen in der Stadt umher. Kühle Flüssigkeiten seien an solchen Tagen eher gefragt. Orangensaft mit Vanilleeis oder Eiscafé werden dann zum Beispiel ein beliebtes Getränk. Zum Eisschlemmen braucht es offensichtlich eine Wohlfühltemperatur. Cescato John verortet sie zwischen knapp 25 und unter 30 Grad.

Mit Einzug der kühleren Jahreszeit wird das Eis mit saisonalen Süßspeisen kombiniert oder ersetzt. Einen Zwetschgendatschi oder einen Zwiebelkuchen gibt es passend zum Herbst. Die klassischen Eissorten Schokolade, Vanille oder Nußeis werden aber das ganze Jahr hindurch angeboten.

Die Eisdielen können es sich gar nicht mehr leisten im Winter zu schließen, sagt Gianpaolo De Nardi. Stattdessen werden für jede Jahreszeit entsprechende Gerichte auf der Speisekarte angeboten. Es sei viel Kreativität und Anpassungsfähigkeit gefragt.

In Deutschland gibt es rund 4000 Eisdielen oder Eiscafés. Davon werden etwa 3000 als italienische Gelateria geführt. Die meisten von ihnen produzieren das Eis selbst. Die Deutschen verzehren ihr Eis aber am liebsten zu Hause auf dem Sofa. Bei den Eisdielen in der Ravensburger Innenstadt gab es diesen Sommer Eiskreationen wie reines Fruchteis aus Mango. Nicht zu vergessen Rhabarber-Erdbeere oder Zitrone mit frischem Basilikum.

Jeder zehnte Baum steht auf dem Hauptfriedhof

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Ravensburg / sz - Der Ausschuss für Technik und Umwelt des Gemeinderats verabschiedete in seiner jüngsten Sitzung ein gestalterisches und ökologisches Konzept für den Ravensburger Hauptfriedhof. Für die Maßnahmen werden Kosten von rund 100000 Euro veranschlagt.

Aufgrund der vielseitigen Bedeutung des Friedhof-Areals kümmern sich seit Jahren verschiedene (Bürger-)Gruppierungen mit zum Teil unterschiedlichen Zielsetzungen um den Hauptfriedhof und bringen immer wieder wertvolle Anregungen an die Friedhofsverwaltung heran. Um die verschiedenen Aspekte besser koordinieren zu können, wurde bereits im Jahr 2000 ein "runder Tisch Hauptfriedhof" ins Leben gerufen. Nun wurde von der Verwaltung ein Konzept erarbeitet mit dem Ziel, die Anforderungen des Friedhofbetriebs bestmöglich in Einklang mit gestalterischen und denkmalpflegerischen Belangen zu bringen, sowie Empfehlungen aus Naturschutzsicht zu berücksichtigen.

Die weitere Verbesserung des ökologischen Zustands ist auch ein Anliegen von Gutachter Wilfried Löderbusch, der eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme dazu präsentierte. Ein paar signifikante Zahlen daraus: Jeder zehnte Baum in Ravensburg steht auf dem Hauptfriedhof. Bei einer Untersuchung des Naturschutzbunds 2015 wurden 28 Arten an Brutvögeln gezählt. Das ist weit mehr als der Erwartungswert von 16 Arten bei dieser Flächengröße. Mindestens 16 Fledermausarten fühlen sich auf dem Friedhof wohl.

Blanka Rundel, verantwortlich für Grünflächen und Ökologie bei der Stadt Ravensburg, stellte die zentralen Aspekte der Konzeption vor. Vorrangig war natürlich der Friedhofsbetrieb, aber bei allen erarbeiteten Leitlinien stand die Ökologie im Fokus. Als eine Priorität definierte Rundel die Wiederbelegung der ersten Reihe. Lücken sollen so bald wie möglich geschlossen werden. Durch den deutlichen Rückgang der Erdbestattungen ergibt sich mehr Platz für Neues auf den Innenflächen. Baumwiesen und Vogelschutzhecken sollen gepflanzt werden. Die Friedhofsmauer wird in die Vegetation eingebunden und zum Teil neu bepflanzt. Durch neue Bäume soll die Strukturvielfalt gefördert werden. Das gesamte Konzept wird demnächst im städtischen Internet veröffentlicht.

Nach überschlägiger Abschätzung auf aktuellem Preisniveau wird mit einem notwendigen Kostenaufwand zur Umsetzung der Einzelmaßnahmen/Umgestaltungen in Höhe von rund 100000 Euro in einem Fünf-Jahres-Zeitraum gerechnet. Der Ausschuss stimmte bei einer Enthaltung dem Gestaltungs- und Pflegekonzept einstimmig zu. Es wurde beschlossen, erste zeitgebundene Maßnahmen in die Wege zu leiten.

Bürgermeister Dirk Bastin dazu: "Jetzt gilt es, Schwerpunkte zu setzen und die freien Mittel gezielt einzusetzen. Immerhin haben wir zur Zeit einen Deckungsbeitrag von rund 90 Prozent." Er sprach sich auch dafür aus, die auf dem Friedhof tätigen Mitarbeiter und Fremdhilfen ausführlich auf das neue Konzept zu schulen.

Der "runde Tisch Hauptfriedhof" – im Einzelfall auch betroffene Teile hiervon – soll in regelmäßigen Zeitabständen die Umsetzung begleiten.


VW-Händler in der Region geben sich zuversichtlich

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Ravensburg / sz - Wie sich die Abgasaffäre des Volkswagen-Konzerns auf die Vertragspartner in der Region auswirken wird, darüber sind die Händler geteilter Meinung. Am 18. September war in den USA bekannt geworden, dass VW die Abgaswerte von Dieselfahrzeugen manipuliert hat. Der Wolfsburger Konzern hat dies eingeräumt. Die "Schwäbische Zeitung" hat sich bei den VW-Partnern umgehört, wie sie mit der Situation umgehen. Doch nicht alle wollten mit der SZ über dieses Thema sprechen.

"Für uns war die Nachricht ein ziemlicher Schock", sagt Josef Müller, Geschäftsführer des Autohauses Müller in Unterankenreute. "Hier hat niemand damit gerechnet, dass VW so etwas nötig haben könnte." Geschockt waren nicht nur der Geschäftsführer und seine Mitarbeiter. Müller berichtet, dass seit Beginn des Abgasskandals auch die Fahrzeughalter verunsichert seien. "Seitdem rufen bei uns täglich Kunden an, die sich Sorgen darüber machen, ob ihr Wagen betroffen sein könnte", so Müller. Die Frage, was die Kunden nun tun sollen, beantwortet er immer gleich: "Erst mal ruhig bleiben."

Kein Grund zur Sorge für Händler

"Ruhig bleiben", das rät auch Jochem Kilgus vom Autohaus Kilgus in Ravensburg seinen Kunden. Die Verkehrssicherheit der Fahrzeuge sei durch den Abgasskandal nicht gefährdet, deshalb bestünde kein Grund zur Sorge, beruhigt der Geschäftsführer.

Auch die Risiken für VW-Vertragspartner schätzt Kilgus gering ein: "Ich denke, die Menschen wissen, dass wir Händler an der Situation keine Schuld tragen", vermutet er. Deshalb geht er auch nicht davon aus, dass die Abgasaffäre sich negativ auf den Ruf von VW-Autohäusern auswirken wird – eine Einschätzung, die auch Josef Müller aus Unterankenreute teilt.

In einem Punkt sind sich die beiden uneinig: Müller schließt nicht aus, dass die Abgasaffäre finanzielle Verluste für die VW-Autohändler zur Folge haben könnte. "Die Leute sind jetzt vorsichtiger, das könnte zum Problem werden", befürchtet er. In dieser Hinsicht gibt sich Kilgus optimistischer. "Bisher läuft bei uns das Geschäft ganz normal."

Wie es für betroffene Kunden nun weitergeht, können beide nur schlecht beurteilen. "Wir wissen, dass die Rückrufaktion im Januar beginnen wird und über die Vertragspartner abgewickelt werden soll", so Müller. Wie genau das Verfahren ablaufen soll, kann er aber nicht sagen. "Auch wir Händler haben da noch keine genauen Informationen. Da müssen wir wohl noch ein bisschen abwarten."

Im anonymen Internet fallen alle Hemmungen

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Ravensburg / sz - In den letzten Wochen hat sich Tina (Name von der Redaktion geändert) immer weiter zurückgezogen. Die 13-Jährige aus Oberschwaben geht kaum noch vor die Tür, spricht nicht und geht nur widerwillig zur Schule. Die Eltern machen sich zunächst keine große Sorgen, ihr Kind ist mitten in der Pubertät. Da kann das schon mal vorkommen. "Und was wäre, wenn ich nicht mehr da wäre?", schreibt sie dann ihrer Chat-Gruppe. Da wird es ihrer Freundin Sandra (Name von der Redaktion geändert) unheimlich. Sie geht zur ihrer Mutter und erzählt ihr davon. Geistesgegenwärtig reagiert die Mutter und informiert Tinas Eltern. Die finden sie mit aufgeschnitten Pulsadern im Bad. Das Kind wird im letzten Moment gerettet.

Tina ist ein Mobbingopfer. Systematisch wurde die Schülerin über sechs Wochen auf übelste Art und Weise beschimpft, verleumdet und an den Pranger gestellt. Die Worte, die über das Netz gingen, sind kaum wiederzugeben. Die Täter sind Freunde und Bekannten aus ihrer unmittelbaren Umgebung, die sich im Chat zu einer Gruppe zusammengeschlossen haben. Der Druck wurde schließlich so groß, dass Tina keinen Ausweg mehr sah.

Tina ist kein Einzelfall – auch wenn es nicht immer so dramatisch enden muss wie bei ihr. "Mobbing in den sozialen Netzwerken ist ein großes Thema", sagt Gerhard Messer, Polizeihauptmeister und Mitarbeiter im Referat "Prävention". Der 51-Jährige muss es wissen. Seit 2006 arbeitet er in der Außenstelle Ravensburg des Polizeipräsidiums Konstanz. Messers Hauptaufgabe ist, Jugendliche im Alter von 13 und 14 Jahren über die Gefahren der sozialen Netzwerke aufzuklären. Fast täglich ist er in Schulen unterwegs und spricht mit den Jugendlichen. Gleichzeitig ist er Ansprechpartner für Betroffene und deren Eltern.

Wie viele Mobbingfälle es in Ravensburg gibt, darüber gibt es keine Statistik, denn die wenigsten werden angezeigt. Fest steht allerdings, dass viele Jugendliche in der Anonymität des Internets sämtliche Hemmungen verlieren. "Wenn ein Opfer ausgemacht ist", sagt Messer, "springen andere schnell auf und prügeln mit. Viele wissen gar nicht, was sie damit anrichten." Die Gruppendynamik zwingt zum Mitmachen. Deshalb fordert Messer Eltern und Jugendliche auf, miteinander zu reden und Mobbingfälle bekannt zu machen. Das Problem: Den Tätern drohen im höchsten Fall ein paar soziale Arbeitsstunden. Für die Opfer hingegen kann es schwere psychische Folgen haben, mit denen sie es ein Leben lang zu tun haben.

Ein anderer Fall: Petra (Name von der Redaktion geändert) ist zum ersten Mal richtig verliebt. Die 14-Jährige schickt ihrem Schwarm als Zeichen ihrer Zuneigung ein Bild von sich in Unterwäsche über den weit verbreiteten Chat-Dienst Whats-App. Voller Stolz und Gefallsucht zeigt der Junge das Bild seinen Freunden und schickt es weiter. Plötzlich hat die ganze Klasse das Foto. Petra wird zum Gespött und muss Häme und Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Irgendwann ist es so weit, dass sie die Schule wechselt.

"Dieser Fall von Sexting ist ebenfalls keine Ausnahme", sagt Messer. Was beim Sexting noch hinzukommt, ist die Tatsache, dass die Bilder keineswegs weg sind, wenn man sie vom Smartphone löscht. In den allgemeinen Geschäftsbedingungen von vielen Diensten tritt der Benutzer die Bildrechte an das Unternehmen ab. Online-Dienste speichern die Daten nicht nur, sondern sie handeln auch damit. Das heißt, sie verkaufen die Bilder an Firmen, die sie als Werbemittel für ihr Marketing einsetzen. Es kann also durchaus sein, dass Petras Bild irgendwann auf einem öffentlichen Plakat erscheint, das für Unterwäsche wirbt.

Das sogenannte "Grooming" ist eine perfide Methode von Pädophilen, mit jungen Mädchen und Jungen in Kontakt zu treten. Tatorte sind auch hier soziale Netzwerke. Sie loggen sich unter falschen Namen ein und suchen systematisch nach Kriterien wie Alter und Geschlecht. In einem Selbstversuch der Polizei, die sich als 10 Jahre alte Julia in einem Chat-Room registrierte, meldeten sich innerhalb einer halben Stunde 100 Personen, die sich mit der fiktiven Julia treffen wollten.

"Reden sie mit ihren Kindern, seien sie wachsam und klären sie über die möglichen Gefahren im Internet auf", appelliert Messer an die Eltern. "Drohungen, Verbote oder Kontrolle helfen wenig." Im Gegenteil: Oftmals bringt das die Kinder noch mehr gegen die Eltern auf. Sie machen heimlich weiter und erzählen gar nichts mehr. Ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, ist dann nahezu unmöglich. Messer hat selbst zwei Kinder im pubertierenden Alter und kennt die Schwierigkeiten mit Heranwachsenden. "Im Umgang mit dem Smartphone haben die Eltern eine Vorbildfunktion", sagt er. "Wenn es klare Nutzungsregeln gibt, müssen sie sich selbst auch daran halten."

Eindringlich ist auch Messers Aufforderung, Ankündigungen von Amokläufen an Schulen ernst zu nehmen, die in sozialen Medien kursieren. Seit dem Drama von Winnenden ist das Thema besonders sensibel. "Bitte informieren Sie sofort den Vertrauenslehrer an der Schule und die Polizei und machen Sie ein Bildschirmfoto der Nachricht", appelliert Messer. Niemand könne im Vorhinein wissen, wie ernst es dem vermeintlichen Täter sei. Viele schrecken davor zurück, eine solche Nachricht zu melden, da sie fürchten, sie müssten bei einem Falschalarm für die Einsatzkosten aufkommen. Da sei aber nicht der Fall, versichert Messer. Der einzige, der haftbar gemacht werden könne, sei derjenige, der die Falschmeldung verbreitet.

Informationen für mehr Sicherheit im Internet gibt es unter klicksafe.de, nummergegenkummer.de oder www.polizei-Beratung.de.

"Hugo’s"-Chef klagt gegen Pro Sieben

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Ravensburg / sz - Nachdem der Ravensburger Club "Hugo’s" in der Pro-Sieben-Sendung "Taff" vor einer Woche als eine der schlechtesten Diskotheken Deutschlands präsentiert wurde, geht Hugo’s-Geschäftsführer Ulf Braig nun rechtlich gegen den Privatsender vor. Der "Schwäbischen Zeitung" bestätigte Braig, dass die Sache nun bei seinen Anwälten liege.

Am vergangenen Freitag war das Ravensburger Hugo’s in der Sendung Taff zu sehen gewesen (die SZ berichtete). Der Fernsehbeitrag wertete damals Internetmeinungen zu Deutschlands Diskos aus. Eine Redakteurin machte sich vor Ort ein Bild von der Wirklichkeit. Über das Hugo’s wurde im Beitrag – unter Berufung auf die Stimmen im Internet – gesagt, der DJ sei mies (weil eine "Quasselstrippe"), die Stimmung sei "aggro", also aggressiv, (weil es immer wieder zu Handgreiflichkeiten kommen würde), und der Club generell sei zu heiß und zu voll.

Das Pikante daran: Wie Hugo’s-Geschäftsführer Ulf Braig via Facebook vermeldete und mit einem Schriftwechsel belegte, hatte die Taff-Redakteurin ursprünglich angefragt, weil sie die "die coolsten/ausgefallensten Clubs/Partyreihen" vorstellen wollte. Eine Täuschung? Die Pro Sieben Sat 1 Deutschland GmbH wies die Vorwürfe von sich und berief sich auf die schlechten Internetbewertungen, die es zu prüfen galt.

Doch Braig will sich das nicht gefallen lassen und hat nun seine Anwälte eingeschaltet. Der "Schwäbischen Zeitung" sagte er: "Die aktuelle Prüfung der Sachlage läuft noch. Wir befinden uns in einem schwebenden Verfahren, welches ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren kann beziehungsweise will."

Pro Sieben hat den Bericht mittlerweile aus seiner Online-Mediathek genommen. Nutzern steht er nicht mehr zur Verfügung. Laut dem Sender habe das lediglich "lizenzrechtliche Gründe".

Auch auf der Facebook-Seite der "Schwäbischen Zeitung" wurde über den Beitrag diskutiert. Die Meinungen sind geteilt. "Jemand muss doch mal die Wahrheit über den Schuppen sagen", schreibt ein Nutzer. Ein anderer meint hingegen: "Wer schon öfters im Hugo’s war, weiß, dass der Club völlig in Ordnung ist. Diese ganze Hetze und Schlechtmacherei ist einfach nur dumm." Und einer meint: "Seid froh, dass man in Ravensburg überhaupt weg gehen kann."

Die ersten Flüchtlinge wohnen in der Halle

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Ravensburg / sz - Wuseliges Treiben herrscht am Freitagvormittag in der Ravensburger Burachturnhalle. Mehr als 40 Helfer und Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes sowie Mitarbeiter einer Firma aus Filderstadt sind damit beschäftigt, die Trennwände zwischen den Stockbetten aufzubauen. An den sogenannten Checkpoints im vorderen Bereich der Halle werden die Asylbewerber registriert. Die ersten 90 der insgesamt 300 Schutzsuchenden, die in der Halle ein Notquartier finden sollen, sind am Donnerstag kurz vor Mitternacht angekommen. Am Montag werden die nächsten erwartet.

Eigentlich war die Ankunft der weiteren Flüchtlinge für Freitag gegen 16 Uhr angekündigt, als gegen 10.30 Uhr das Telefon von Eberhard Pahn vom neu gegründeten Amt für Migration und Integration des Landkreises klingelte. "Heute kommen keine Flüchtlinge mehr", sagt Pahn. Wie schon am Vortag konnte die Abfahrt aus der zentralen Aufnahmestation in Mannheim nicht pünktlich eingehalten werden. Nach weiteren 30 Minuten steht fest: Mit weiteren Flüchtlingen ist erst am Montag zu rechnen, Uhrzeit bislang unbekannt.

Bei den DRK-Verantwortlichen Alfred Bosch, Gerhard Krayss und Edgar Schaz löst die Nachricht keine Nervosität aus. Ebenso wenig bei Franz Hirth, Pressesprecher des Landratsamts. "Mittlerweile erfährt man immer erst kurz vorher, wann Flüchtlinge ankommen. Aber bevor das wieder mitten in der Nacht ist, ist es tatsächlich besser, die Ankunft auf Montag zu verschieben", so Hirth.

Nachtschicht für die Helfer

Für die Organisatoren vom DRK und Landratsamt gibt es an diesem Freitag so viel zu tun, dass die Nachricht über die verschobene Ankunft nur eine Nebenrolle spielt. Zumal es durch die Verspätung am Vortag bereits für die meisten Helfer bis drei Uhr nachts ging – auch die Mitarbeiter der Küche (das Essen wird von der OSK geliefert) waren nachts bis halb zwei im Einsatz.

Also wird weitergewerkelt – zahlreiche Helfer und Handwerker sind damit beschäftigt, die zwei Meter hohen Trennwände aufzubauen, die für ein Mindestmaß an Privatsphäre sorgen sollen. Auch die Flüchtlinge packen mit an und tragen die Einzelteile, die vor der Turnhalle in Kartons gestapelt sind, in die Notunterkunft.

Im vorderen Bereich der Halle sind Mitarbeiter des Landratsamts damit beschäftigt, die Daten der Flüchtlinge an vier Checkpoints aufzunehmen, die Regeln zu erklären, das Taschengeld auszubezahlen und den Wohnheimzulassungsbescheid auszufüllen. Unterstützt werden sie dabei von Dolmetschern.

Auch Alltagsbetreuer und Sozialarbeiter stehen bereit, um Fragen zu beantworten oder zu zeigen, wo die Waschmaschinen und Trockner zu finden sind. "Am Infopoint sind immer Ansprechpartner da. Hier gibt es Bus- oder Stadtpläne, wir informieren über Freizeitangebote oder helfen bei Arztterminen. Außerdem geben wir das Waschmittel aus", erklärt Ramona Lock vom DRK.

Auch zwei Erzieherinnen des DRK-Kindergartens sind die ersten zwei Wochen vor Ort. Im Spielzimmer im ehemaligen Fitnessraum der Halle gibt es bereits allerhand Spielzeug, Bücher, Tafeln oder Farben.

"Ohne die vielen Helfer vom DRK, die Ehrenamtlichen, die Schreiner, die die Betten aufgebaut haben, würde das alles nicht funktionieren. Die meisten arbeiten nicht am, sondern über dem Limit", lobte Landratsamtsprecher Franz Hirth. Von dem Zwist, den es im Vorfeld zwischen Deutschem Roten Kreuz und Landratsamt wegen der Betreuung der Flüchtlinge gegeben hatte, ist nichts mehr zu spüren. "Es ist eine Extremsituation für alle: für die Flüchtlinge, die Helfer und die Behörden", sagt DRK-Geschäftsführer Gerhard Krayss.

Die Familien, die die nächsten Monate in der Turnhalle wohnen und danach in Gemeinschaftsunterkünfte im Kreis verteilt werden, scheinen sich mit der Situation einer beengten Notunterkunft bereits arrangiert zu haben. Kinder haben auf den Stockbetten ihr Spielzeug ausgebreitet oder laufen Hand in Hand durch die Gänge, Erwachsene helfen mit, ruhen sich von der langen Nacht aus oder finden selbst im größten Gewusel zwischen zwei Stockbetten noch Platz für ein Gebet auf einem Gebetsteppich.

Im Hörsaal der Edith-Stein-Schule ist am Montag um 18.30 Uhr ein Infoabend. Hier können sich Interessierte am ehrenamtlichen Engagement oder an einer Patenschaft für eine Familie informieren.

Weitere Fotos sehen Sie unter schwaebische.de/burachhalle

Doc’s schließt im Dezember, Neues im Mohren

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Ravensburg / sz - Der Gastronomiebetrieb "Doc’s Kostbar" im Doktorhaus in Ravensburg macht am 23. Dezember zu. Die bisherige Pächterin Stefanie Mahl hört auf. Ein Nachfolger wird noch gesucht. Gleichzeitig hat sich im Mohren in der Oberstadt etwas getan: Dort haben Annette und Thomas Maier vergangene Woche den Pachtvertrag unterzeichnet.

Seit viereinhalb Jahren gibt es das Doc’s schon, eben so lange wie das Doktorhaus. Von Anbeginn war es in Händen von Stefanie Mahl. Die 33-Jährige ist gelernte Systemgastronomin. "Das Doc’s ist mein Lebenstraum", sagt sie. Doch nun muss sie zumachen. Der Gastronomiebetrieb trägt sich nicht mehr. "Ich habe immer frisch gekocht und auf regionale und qualitativ hochwertige Lebensmittel gesetzt", erzählt Mahl. Doch die werden zunehmend teurer. Und die Preise lassen sich nicht eins zu eins auf die Gäste umlegen, sonst bleiben sie weg. "Aber an den Produkten sparen, das will ich auch nicht", so die Geschäftsführerin.

Unterstützung von allen Seiten

Lange hat Stefanie Mahl, die von morgens bis abends selbst hinter der Theke steht, mit sich gerungen, ob sie das Doc’s nicht doch noch irgendwie retten kann. "Aber für ein neues Konzept oder ein regelmäßiges Abendgeschäft fehlt mir das Geld und auch die Kraft", erklärt sie traurig. Acht Mitarbeiter beschäftigt sie in Voll- und Teilzeit. Unterstützung habe sie von allen Seiten bekommen: von der Inhaberfamilie Bausch ebenso wie von den Ärzten im Doktorhaus. "Aber es geht nicht mehr." Bis zum 23. Dezember wird Mahl aber noch weitermachen.

Ein Nachmieter für das Doc’s ist noch nicht in Sicht. Die Besitzer würden sich einen fliegenden Wechsel wünschen. Deshalb hat man den Termin vor Weihnachten als Schlusspunkt gewählt. "Dann könnte der neue Pächter gleich nach Weihnachten weitermachen", sagt Ulrike Andelfinger, die zur Inhaberfamilie Bausch gehört. Möglich wäre das, denn der Nachmieter könnte von der Einrichtung bis hin zum Geschirr alles übernehmen. "Er würde kein Startkapital benötigen", meint Andelfinger, "er bekommt ein Komplettpaket." Einzige Bedingung: Das Konzept muss zum Doktorhaus passen. "Für die Ärzte ist eine Tagesgastronomie mit Mittagstisch natürlich sinnvoll", so Andelfinger.

Indes hat die Allgäuer Brauerei "Meckatzer", der das Ravensburger Restaurant "Mohren" gehört, Erfreuliches zu vermelden: Nach kurzzeitigem Leerstand hat der Gastronomiebetrieb in der Oberstadt mit dem Wirtepaar Maier neue Pächter bekommen. Unterzeichnet wurde der Vertrag vergangene Woche. "Mit Annette Maier als gebürtiger Tettnangerin und Thomas Maier als gebürtigem Ravensburger werden im Haus wieder traditionell-schwäbische und Allgäuer Gerichte serviert, zudem wird das Thema Bier eine besondere Rolle spielen", heißt es vonseiten der Brauerei. Mehr möchten die Maiers aber noch nicht verraten. Voraussichtlich ab Dezember wird der "Mohren" wieder eine warme Küche haben. Meckatzer-Vertriebsleiter Axel Göhr freut’s. "In solch ein historisch bedeutendes Haus gehört einfach auch ein hiesiges Wirtepaar mit einem Konzept, das auf einer regionalen Küche basiert", meint er.

"Veitsburg" ab Mai wieder offen

Aber auch in Sachen "Veitsburg" rührt sich was: Unter allen Bewerbern sind jetzt noch vier Favoriten übrig, darunter der frühere Pächter Michael Kruwinnus. "Wir befinden uns in der Endphase", sagt der Ravensburger Baubürgermeister Dirk Bastin. Die Mitglieder des Wirtschafts- und Verwaltungsausschusses der Stadt werden im November darüber beraten, wem sie die "Veitsburg" in Zukunft geben möchten. Dem Baubürgermeister zufolge wird die Gaststätte von Januar bis Mai umgebaut. Bastin: "Ab Mai 2016 soll dann wieder geöffnet sein."

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