Ravensburg / sz - Mitte November sollen 24 Asylbewerber nach Oberzell kommen. Sie finden Platz auf dem Gelände des aufgelösten Tennisclubs (die SZ berichtete mehrfach). Zahlreiche Oberzeller haben sich bereiterklärt, den Männern aus Afrika mit einem Freundeskreis zu helfen.
Ursprünglich war geplant, dass die Asylbewerber bereits Ende Oktober nach Oberzell kommen. „Aber wir hinken dem Zeitplan etwas hinterher“, sagte Knut Immeke, der Leiter des Ravensburger Kreissozialamtes. Auf dem Areal des TC Oberzell sollen Wohnmodule, im Volksmund Container genannt, aufgebaut werden. „In dieser Woche wird noch mit den Bauarbeiten begonnen“, sagte Immeke. „Ende Oktober wollen wir die Container aufstellen.“ Die Container werden auf Betonsockel gestellt, dazu sind noch Erdarbeiten nötig.
Wenn im November die 24 Afrikaner kommen, sollen sie sich vom ersten Tag an in Oberzell willkommen fühlen. Dafür will der Freundeskreis, wie ihn Oberzells Ortsvorsteher Vinzenz Höss bezeichnet, sorgen. Am Montagabend hat sich dieser Freundeskreis mit rund 50 Personen in der Oberzeller Grundschule getroffen.
Bei aller Hilfsbereitschaft, die zum Ausdruck gebracht wurde, Sorgen und Ängste gibt es auch. Eine Frau sagte etwa, sie würde sich nicht trauen, alleine zu den Asylbewerbern zu gehen. „Wir wissen doch nicht, welche Wahrnehmung die Flüchtlinge von der Rolle der Frau haben“, war eine andere Äußerung. Eva Militz vom Sozialdienst Asyl und der schon länger tätige ehrenamtliche Helfer Frank Herziger aus Ravensburg versuchten, den Oberzellern die Vorbehalte zu nehmen. „Als Frau alleine in Unterkünfte zu gehen war für mich noch nie ein Problem“, sagte Militz. Ravensburgs Sozialamtsleiter Norbert Goller-Martin sagte: „Haben Sie keine Angst, neue Menschen kennenzulernen.“
Das haben die Oberzeller auch ganz offensichtlich nicht. Mehrere Bürger sind bereit, das Organisationsteam des Freundeskreises zu bilden und so die ersten Ansprechpartner für die Flüchtlinge zu sein und den Freundeskreis zu organisieren. Was dann alles auf sie zukommt, ist für die meisten allerdings noch unbekannt. So ging es in der Grundschule um alle möglichen Themen, vom Fahrradbedarf der Flüchtlinge über Sprachkurse, Busfahrkarten, Kleidung für den Winter und Sportangebote, aber auch um die Sicherheit der Asylbewerber in den Containern. „Wir haben in Ravensburg so gut wie keine Gefahr durch Rechtsradikale“, sagte Goller-Martin. „Aber ich bitte Sie, aufmerksam zu sein.“
329 Euro pro Monat bekommen die Asylbewerber, laut Goller-Martin haben die Männer frühestens im Sommer eine Arbeitsberechtigung. „Wir müssen ihnen helfen, den Alltag sinnvoll zu gestalten. Jeder, der mal sechs Wochen krank zu Hause war weiß, dass einem dann die Decke auf den Kopf fällt.“ Damit das nicht passiert, sollen ihnen die Oberzeller die Stadt Ravensburg zeigen und deutsch beibringen. „Zeigen Sie ihnen Second-Hand-Läden“, riet Herziger. „Erklären Sie ihnen, wie sie mit Geld umgehen müssen.“
In Wilhelmsdorf versucht der Landkreis, noch mehr Flüchtlinge als bisher unterzubringen. In Bergatreute kommen diese Woche 27 Asylbewerber an. „Wir haben 771 Plätze zur Verfügung, bis zum Jahresende kommen noch rund 150 dazu“, sagte der Kreissozialamtsleiter. „Aber für 2015 sind wir schon auf der Suche nach Wohnungen und Plätzen für weitere Container.“ Mehr als die 24 Asylbewerber werde es für Oberzell nicht geben, versicherte Immeke. Drei Jahre lang werden die Container auf dem TC-Gelände stehen. Dann soll das Tennisgelände einer Wohnbebauung weichen. Geht es nach Höss, Goller-Martin und den ehrenamtlichen Helfern, dann sind die Flüchtlinge bis dahin so gut integriert, dass sie in Oberzell bleiben wollen und können.