Ravensburg / sz - Momentan macht das ungenutzte Oberzeller Tennisheim mitsamt den zehn verlassenen Tennisplätzen einen eher tristen Eindruck: Weil sich der TC Oberzell mangels Nachfrage aufgelöst hat, ist das gesamte Vereinsgrundstück am 1. Januar diesen Jahres an die Pächterin, nämlich die Stadt Ravensburg, zurückgefallen. Ende Oktober wird es auf dem Gelände freilich wieder umtriebiger: Dann ziehen nämlich 24 Asylbewerber in Container, die beim Tennisheim aufgestellt werden. Maximal drei Jahre lang können sie sich dort vorübergehend einrichten. Dann, erläutert der Ravensburger Sozialamtsleiter Stefan Goller-Martin, soll auf diesem Areal ein Neubaugebiet entstehen.
Oberzeller wollen helfen
Weil die Infrastruktur mit Umkleideräumen, Duschen, Küche und Gemeinschaftsraum vorhanden ist, greift die Stadt auf diese Unterbringungslösung zurück: 24 Flüchtlinge seien „machbar für Oberzell“, meint Goller-Martin. Sprich: So viele Menschen könnten gut in die Nachbarschaft integriert werden. Schon bei der ersten Bürgerinformation hätten zahlreiche Oberzeller ihre Bereitschaft signalisiert, die Neuankömmlinge zu unterstützen, ihnen beispielsweise Fahrräder auszuleihen oder sie in die Sportvereine aufzunehmen.
Damit nachbarschaftliche Kontakte entstehen können, ist man bei der Ravensburger Stadtverwaltung darauf bedacht, den vielen Flüchtlinge, die derzeit nach Deutschland kommen, eher kleinere Wohneinheiten zur Verfügung zu stellen, wie Goller-Martin ausführt. Abgesehen von den 24 Asylsuchenden, die in Oberzell wohnen werden, kommen 16 weitere Menschen in zwei Wohnungen in der Ravensburger Gartenstraße unter: „Wir schaffen gerade diese 40 zusätzlichen Plätze.“ Wobei der Amtsleiter einräumt, dass man damit wohl bis zum Jahresende hinkomme. Sollte der Flüchtlingsstrom aber anhalten, „reichen die Plätze in Ravensburg eher nicht ganz aus“. Dann müsse man – möglichst dezentral – zusätzlichen Unterbringungsmöglichkeiten schaffen.
Neue Standorte gesucht
Derzeit sei man dran, weitere Standorte zu prüfen. Wobei Goller-Martin zunächst auf vorhandene Immobilien setzt. Nur wenn da gar nichts mehr geht, kämen weitere „Wohnmodule“ (sprich: Container) in Betracht.
Um „die hohe Bereitschaft der Bürger, Asylbewerbern offen gegenüberzutreten“, nicht überzustrapazieren, schließt der Sozialamtsleiter einen zweiten Standort in Oberzell aus. Und weist darauf hin, dass auf beiden Seiten gewisse Ängste und Unsicherheiten bestehen – gerade auch bei den Flüchtlingen, die häufig gar nicht recht wüssten, wo sie sich befinden, mit kaum Geld ankommen und nicht arbeiten dürfen. Weswegen sie, abgesehen von der Sozialbetreuung, auch eine Tagesstruktur bräuchten, wie Goller-Martin weiß. Daher hofft er nicht zuletzt auf den Kontakt zu Sportvereinen – Taldorfs Ortsvorsteher Vinzenz Höss suche hier bereits das Gespräch. Zuständig für die soziale Betreuung der Asylbewerber ist freilich nicht die Stadt, sondern der Landkreis Ravensburg.
Mehr als 200 Flüchtlinge
Wer eine Duldung bekommt, darf dann in Deutschland arbeiten. Weshalb es erklärtes Ziel ist, „dass die Menschen in solch einem Fall möglichst bald unabhängig von den staatlichen Sozialleistungen werden, arbeiten und in eigene Wohnungen ziehen“, so Goller-Martin. Wer keine Bleibe findet, den muss die jeweilige Kommune im Zuge der sogenannten Anschlussunterbringung versorgen – wie das die Stadtverwaltung mit rund 15 Menschen in Weißenau schon tut. Diese Flüchtlinge mit eingerechnet, sind laut Goller-Martin derzeit knapp über 200 Menschen in Ravensburg gemeldet, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekommen.
Fast 100 von ihnen leben in vier Häusern in der Schützenstraße. In vier, über die Nord- und Südstadt verteilten Wohnungen sind je bis zu acht Flüchtlinge untergebracht. Wobei 80 Prozent aller Flüchtlinge alleinstehende Männer seien.
Und was passiert nach drei Jahren mit den Flüchtlingen in Oberzell? „Dann“, sagt Goller-Martin, „werden wir einen Ersatzstandort für diese Menschen suchen“. Und zwar idealerweise ebenfalls in Oberzell. Denn Goller-Martin hegt die Hoffnung, dass die 24 Asylsuchenden sich bis dahin so gut im Ort eingelebt haben, „dass die Oberzeller sagen, sie sollen bleiben“.