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Nabu kämpft ums Überleben von Schwalben und Mauerseglern

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Ravensburg / sz - Wenn in Ravensburg die Entwicklung so weitergeht wie bisher, wird es irgendwann keine Schwalben und keine Mauersegler in der Stadt mehr geben. Da ist sich der Naturschutzbund (Nabu) Ravensburg sicher. Die Zahlen verheißen nichts Gutes. Bundesweit ist der Bestand der beiden Vogelarten auf 58 Prozent der Zahl von 2006 gefallen. „In Ravensburg sieht es nicht sehr viel besser aus: Es gibt nur noch zwischen 20 und 30 Mauersegler-Paare. Früher gab es einmal 50 Paare“, sagt Markus Ehrlich vom Nabu.

Beide Vogelarten geschützt

Beide Vogelarten sind geschützt. Doch besonders gefährdet ist der Mauersegler – ein typischer Stadtvogel, wie Markus Ehrlich erklärt. „Der Mauersegler mag hohe Häuser, weil er sich hohe Nistplätze sucht“, sagt Ehrlich. So ist der Vogel vor allem in der Innenstadt und nicht in ländlichen Gebieten zu finden. In Oberzell gibt es vier Paare. Es hat auch einmal Mauersegler in Obereschach an der Kirche und in Bavendorf gegeben, aber die sind auch verschwunden. Jetzt ist der Vogel nur noch an der Evangelischen Stadtkirche, der Realschule in der Wilhelmstraße, der Liebfrauen- und Jodokskirche sowie in der Weststadt anzutreffen. Ein Grund für den Rückgang in Oberschwaben ist die neue Form der Architektur, wie der Nabu sagt. Es gebe immer mehr glatte Oberflächen und Häuserfassaden, an denen der Vogel keine Nester mehr bauen kann. „Ein Beispiel ist der Postblock. Im alten Postgebäude nisteten zwischen fünf und acht Paare. Durch den Bau sind sie gestört worden und jetzt haben sie keine Nistmöglichkeiten mehr“, so Ehrlich. Hinzukommt, dass die Vogelart standorttreu nistet. In den Kreisen Ravensburg, Biberach, Sigmaringen und im Bodenseekreis ist der Bestand der Mauersegler um 58 Prozent und bei der Mehlschwalbe um 32 Prozent innerhalb der vergangenen acht Jahre zurückgegangen.

Die Zahlen zeigen über die Jahre hinweg eine klare Tendenz: Waren es bei der Vogelzählung im Jahr 2007 statistisch noch etwa 2,43 Mauersegler pro Garten beziehungsweise Zählort sind es in diesem Jahr noch 1,04. Bei der Mehlschwalbe waren es 2007 noch 1,95, in diesem Jahr sind es 1,27. Relativ konstant sind die Zahlen bei der Rauchschwalbe, die jedoch eh einen sehr geringen Bestand hat: hier sind es im Schnitt 0,3 Vögel pro Garten.

Nahrung zu finden sei für den Vogel kein Problem. Mit dem Schussen-Biotop, dem Bodensee und der Seenlandschaft in Oberschwaben fände der Mauersegler gut Nahrung. Viel größer ist die Sorge, dass nach dem Winter weniger Vögel zurückkommen. Anfang August haben sich die Mauersegler schon auf nach Südafrika gemacht, wo sie überwintern. „In Ägypten, Italien, Malta und Zypern werden viele Vögel mit illegalen Netzen abgefangen. Qualvoll werden ihnen die Flügel und Beine gebrochen, und dann lebendig auf den Märkten verkauft“, sagt Raimund Schneider, ebenfalls vom Nabu in Ravensburg. Wie viele zurück nach Oberschwaben kommen ist fraglich. Das betrifft auch die Schwalben.

Um der Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Nabu die Aktion „Ein Herz für Schwalben“ ins Leben gerufen. Auch den Mauerseglern, die den Schwalben sehr ähneln, soll damit geholfen werden. Der Nabu sucht Landwirte auf dem Land und Bewohner in der Stadt, die an ihren Häusern Nistkästen für die Vögel anbringen lassen. „Die Finanzierung, die Montage und Pflege übernimmt der Nabu“, sagt Ehrlich. Ziel des Ganzen ist, dass sich wieder mehr Mauersegler und Schwalben ansiedeln. Damit will der Nabu insbesondere auch den Einzelhandel in der Stadt ansprechen. „Die Geschäfte werden von uns dann zertifiziert.“

Dass das funktionieren kann, beweise das Beispiel von Nabu-Mitglied Johannes Strobel in Oberzell, berichtet Raimund Schneider. Johannes Strobel hat es durch diese Methode geschafft, dass über 15 Jahre hinweg der Bestand von vier auf etwa 60 angewachsen ist.

Wie wichtig Schwalben unter anderem auch für das Gleichgewicht in der Umwelt sind, macht Markus Ehrlich am Beispiel der Miniermotte deutlich. Das Insekt breite sich immer mehr aus und ist für die braunen Flecken auf den Baumblättern verantwortlich. Der natürliche Feind der Miniermotte ist die Schwalbe. „Sie ist quasi natürlicher Pflanzenschutz“, so Ehrlich.

Der Nabu macht am Sonntag, 31. August, während der Sichelhenke vor dem Blaserturm am Marienplatz mit einem Infostand auf seine Aktion aufmerksam. Einen weiteren Infostand gibt es am Samstag, 6. September, während des Wochenmarktes vor dem Lederhaus am Marienplatz. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter

nabu-ravensburg.de

und unter der E-Mail-Adresse vogelschutz@nabu-ravensburg.de.


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