Ravensburg / sz - Dunkle oder geschlossene Geschäfte, ausgefallene Ampeln, lahmgelegte Küchen in Restaurants, in Tiefgaragen gefangene Menschen, nicht mehr funktionstüchtige Fahrstühle – der Stromausfall am Donnerstagnachmittag gegen 16 Uhr hat in Teilen Ravensburgs für Chaos gesorgt. Grund für den Ausfall waren laut Angaben der TWS Netz GmbH durchgeschmorte Kabel. „Die Ursache liegt in einer materialbedingten Ermüdungserscheinung der Kabel“, erklärt Helmut Hertle, Geschäftsführer der TWS Netz GmbH. Die ersten Betroffenen seien ab 16.25 Uhr wieder mit Strom versorgt gewesen, gegen 17.02 Uhr habe der Bereitschaftsdienst die Störung komplett behoben.
Das können allerdings nicht alle Betroffene bestätigen. „Bei uns dauerte der Ausfall fast drei Stunden“, berichtet Christian Miller vom Restaurant Wilderer am Marienplatz. Von 16 bis etwa 19 Uhr sei kein normaler Betrieb möglich gewesen. „Wir konnten nicht kochen und nur kalte Gerichte anbieten, auch das Kassensystem funktionierte nicht. Das war schon heftig“, beschreibt Miller die Situation. Der ganze Marienplatz sei betroffen gewesen, in der Ratsstube, im Babiole und im Ochsen („Bei uns war zeitweise alles tot“) habe es ähnliche Probleme gegeben. Nebenan im „Kupferle“ habe die Schankanlage nicht funktioniert, und, wie ein Mitarbeiter dort berichtet, ebenso das Kassensystem.
„Das war wie in der Steinzeit. Bei uns war der Strom rund eindreiviertel Stunden komplett weg“, beklagt sich auch Media-Markt-Geschäftsführer Tobias Bechter. Ab 16 Uhr sei es für eine halbe Stunde total dunkel gewesen, bis das Notstrom-Aggregat des Gänsbühl-Centers zumindest Teile des Marktes notdürftig wieder funktionsfähig gemacht habe. „Die Kunden haben das Geschäft verlassen, bis kurz vor sechs war eine Kartenzahlung nicht möglich, Telefone gingen nicht“, so Bechter, der für diesen Tag mit Umsatzeinbußen rechnet.
Bankautomaten außer Betrieb
Wie Eberhard Haug berichtet, gab es auch in der Filiale der Kreissparkasse am Marienplatz massive Störungen. „Wir mussten alle Kunden wegschicken. Ab 16 Uhr war der Strom weg, Bankautomaten waren außer Betrieb“, so der Filialleiter. Erst kurz vor 20 Uhr seien alle Geräte wieder hochgefahren. „Es war wie auf dem Mond. Nicht mal die Solar-Taschenrechner waren einsatzfähig, weil es so düster war.“
Bei Goldschmied Thomas Höfmeir in der Marktstraße dauerte der Stromausfall rund eine Stunde lang. „Es war komisch, denn teilweise funktionierte alles, teilweise nichts.“ So habe er in der Werkstatt Licht gehabt, im Laden jedoch sei alles dunkel gewesen. Auch nebenan in der Café-Bar Balthes sei zwar Musik gelaufen, andere Geräte hingegen hätten nicht funktioniert.
Nicht funktioniert hat neben einigen defekten Fahrstühlen unter anderem auch ein Tiefgaragentor eines Mehrfamilienhauses in der Adlerstraße. Eine 64-Jährige war dort mehr als eine halbe Stunde lang eingesperrt, weil sich das Tor nicht öffnen ließ. Auch die Postbank-Filiale am Bahnhof litt unter dem Stromausfall und musste zwischen 15.34 und 16.15 Uhr schließen, weil kein Betrieb mehr möglich war. Durch ausgefallene Ampeln im Stadtgebiet war auch der Verkehr beeinträchtigt. An der Kreuzung bei der Eissporthalle mussten Polizisten den Verkehr regeln.
Weniger Probleme gab es hingegen am nördlichen Marienplatz. In der Volksbank-Filiale war der Strom nach Angaben von Direktor Karl-Josef Gelder nur drei bis vier Minuten weg, „danach ging alles wieder“. Auch bei Ravensbuch hatte der Stromausfall kaum Auswirkungen. „Für weniger als fünf Minuten fiel das Licht an den Strahlern aus“, berichtet Nina Benzkirch.
Die TWS Netz GmbH, die das Stromnetz in den Kommunen Ravensburg und Weingarten seit 2011 betreiben, teilte mit, man habe seit der Übernahme des Stromnetzes vor vier Jahren bereits rund vier Millionen Euro in Ersatzinvestitionen aufgewendet. Auch für die kommenden Jahre seien rund eine Million Euro pro Jahr für die Modernisierung des Stromnetzes eingeplant.