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Dreiländerklinik Ravensburg gibt Standort Lindau ab

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Ravensburg / sz - Bis Ende des Jahres soll die insolvente Dreiländerklinik Ravensburg saniert sein. Wesentliche Bausteine im Konzept: Die Privatklinik wird ihren Standort in Lindau abgeben und ihr Ambulantes Operationszentrum in Weingarten verkaufen.

Zudem wurden bisher acht Stellen abgebaut, ohne dass Mitarbeiter entlassen werden mussten. "Wir sind auf einem sehr guten Weg", sagt Geschäftsführer und Sanierungsmanager Guntram Fischer.

Der promovierte Mediziner und Betriebswirt aus dem Allgäu war Anfang Juni mit Anordnung des Verfahrens in Eigenverwaltung zum Geschäftsführer der Dreiländerklinik bestellt worden. Eine Insolvenz in Eigenverwaltung ermöglicht es dem Unternehmen, eine Restrukturierung in Eigenregie durchzuführen. Generell stimmt das Insolvenzgericht einem solchen Antrag nur dann zu, wenn es eine Chance auf eine nachhaltige Sanierung sieht.

"Diese Einschätzung bestätigt sich jetzt", sagt Fischer. Die Dreiländerklinik war offenbar deshalb in finanzielle Schieflage geraten, weil die betriebswirtschaftliche Kompetenz im Haus mit der medizinischen nicht hatte Schritt halten können. "Medizinisch wird hier hervorragende Arbeit geleistet, das kann ich gut beurteilen", sagt Fischer, der zweimal in der Woche als Facharzt für Anästhesie selbst im Operationssaal steht. Gerüchte über eingebrochene Patientenzahlen dementiert der Sanierungsmanager: 38 000 "Patientenkontakte" pro Jahr, 2600 ambulante und 1000 stationäre Operationen seien veritable Größen - wenn denn "betriebswirtschaftliche sinnvolle Abläufe" dahinter stünden.

Daran wird gearbeitet. Neue Konzepte sind zum Teil laut Fischer bereits umgesetzt. "Wir stellen alles auf den Prüfstand, haben viele Strukturveränderungen vorgenommen." Eine davon heißt "Redimensionierung". Verkleinerung bedeutet unter anderem, dass sich die Dreiländerklinik künftig auf den Standort Ravensburg (Wilhelm-Hauff-Straße) beschränken wird. Das Ambulante Operationszentrum (AOZ) in Weingarten wird verkauft (die "Schwäbische Zeitung" berichtete). Gespräche laufen seit Wochen, als Favorit gilt das Klinikum Friedrichshafen als Eigentümer des Krankenhauses 14 Nothelfer. Fischer will das nicht bestätigen, erwartet aber in Kürze eine Einigung mit dem Interessenten. "Über 20" seien es bei der Ausschreibung gewesen. Ist das AOZ verkauft, will die Dreiländerklinik dort als Nutzer weiter operieren.

Der Verkauf des 2011 eröffneten Ambulanten Operationszentrum ist ein wichtiger Punkt im Sanierungskonzept. "Die mangelnde Auslastung und nicht zustande gekommene Synergien seien eine wesentliche Ursache für die finanzielle Schieflage der Privatklinik", heißt es. Guntram Fischer: "Solange das Label Dreiländerklinik drauflebt, ist es vermutlich auch schwierig, dass andere die Kapazitäten dort nutzen."

Auch mit dem Standort Lindau wird die Dreiländerklinik in Kürze abschließen. Fischer: "Es wird eine Entscheidung geben, dass das Haus dort sich verselbständigt." Christian Conzelmann, einer der Gesellschafter der Dreiländerklinik, der bisher schon die Praxis in Lindau führte, wird dies künftig offenbar unabhängig tun. Conzelmann wird zudem Chefarzt am Lindauer Krankenhaus.

Acht Stellen sind im Sanierungsverfahren der Dreiländerklinik bisher abgebaut worden, dies "zum Glück ohne eine einzige Entlassung" sagt Fischer. Möglich sei dies dadurch geworden, dass sich Mitarbeiter in der schwierigen Phase andere Jobs gesucht hätten. Deren Stellen können unter anderem deshalb wegfallen, weil die Dreiländerklinik bei ihren Operationen an den Krankenhäusern nicht mehr wie früher mit dem gesamten Team anrückt, sondern nur noch den Operateur stellt. "Der Personalaufwand verringert sich dadurch beträchtlich", sagt der Geschäftsführer. Im operativen Bereich sei man mit dem Stellenabbau durch, sagt Fischer, in anderen Bereichen werde noch geprüft.

Dass es vergangenes Jahr kein Weihnachtsgeld gegeben habe, sei hart für die Mitarbeiter gewesen, im gesamten Insolvenzverfahren seien aber die Löhne ordnungsgemäß gezahlt worden. Auf dem Weg ist laut Fischer auch eine ausstehende Zahlung der Stadt Weingarten an die insolvente Klinik. Offiziell weiter unbestätigt ist die Summe von 500 000 Euro.


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