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Rutenfest in Gummistiefeln

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Ravensburg / sz - Was ein echter Ravensburger ist oder zumindest ein Freund des Rutenfestes, der lässt sich natürlich nicht vom miesen Wetter am Feiern hindern. Und so sind am Samstag mehrere tausend Menschen zum Frohen Auftakt auf den Marienplatz geströmt. Frei nach dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter – bloß schlechte Kleidung“. Wichtigstes Utensil für den traditionellen Bürgertreff: Ein Schirm, wahlweise eine Regenhaut. Am besten in Kombination mit Gummistiefeln oder sogar Gummischuhe mit Löchern an den bloßen Füssen, die landläufig unter dem Begriff Crogs bekannt sind. Und wohl dem, der unter einem Buswartehäuschen, in einem Hauseingang oder unter den üppig verteilten Sonnenschirmen der Gastronomen ein trotzdem feuchtes Plätzchen ergattern konnte.

Den Bürgertreff, wie der Frohe Auftakt in der Unterzeile bekanntlich auch heißt, nutzen alljährlich etliche Menschen, um sich mit Jenen wieder zu vereinigen, die sie das ganze Jahr viel zu selten sehen. Die in alle Himmelsrichtungen verstreut sind, in der Ferne ihr Glück gemacht haben oder einfach nur zu wenig Zeit füreinander finden. So wie Eric aus Immenstaad, Volker aus Bavendorf und Christoph aus Bregenz, die seit Schulzeiten dicke Kumpels sind. Die prallen privaten wie geschäftlichen Terminkalender erlaube es den Dreien jedoch nicht, sich unterm Jahr häufiger zu sehen. „Der Frohe Auftakt, und da immer auf Höhe des Centrals, ist unser fixer Treff“, erklärt Christoph. Und Freund Volker, dem bereits um 20 Uhr das unangenehme Spritzwasser die Hosenbeine bis zum Knie durchweicht hat, lässt gespielt mürrisch wissen: „Leider hab ich gar nicht nach einem Bus geguckt, der vor 21 Uhr heimwärts fährt“. Wolfgang und Barbara, seit einem Jahr ein Paar, feiern auch irgendwie Vereinigung auf dem Rutenfest. Die beiden führen eine Fernbeziehung, er lebt in Berg, sie in Kärnten, diese Strecke reitet man nicht jedes Wochenende. Aber das Rutenfest ist Anlass genug und so haben sich der Architekt und seine Liebste eng untergehakt und mit Regenjacken ausgerüstet ins Rutengetümmel auf dem Marienplatz gestürzt.

Üblicherweise bildet das Trommeln und Pfeifen der Landsknechte und Trommlergruppen den Teppich, auf dem sich die Wiedersehens-Szenen abspielen; diesmal allerdings werden spitze Rufe wie „Mensch, Petra, schön, dich zu sehen“ begleitet vom hundertfach floppenden Geräusch aufspringender Taschenschirme. Knirps-Musik. An der großen Bühne beim Stadtorchester steht Dirigent Jimmy Roos unterm Schirm und lauscht den Kollegen, ein paar Meter weiter Richtung Norden tanzen ein paar Unentwegte sogar zur Livemusik aus den 1970ern. Frauen sind es. Und ja, sie haben dabei ganz selbstbewusst einen aufgespannten Schirm in der Hand.

Ein Dossier zum Rutenfest findet sich unter schwaebische.de/rutenfest2014


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