Ravensburg / sz - "Kunst im Bezner- Areal" heißt die Ausstellung diverser Künstler, die derzeit in einer ehemaligen Maschinenfabrik in der Holbeinstraße zu sehen ist. Der Ravensburg-Weingartener Kunstverein hat alle seine Mitglieder eingeladen, ihre Kunst auszustellen und mehr als zwei Dutzend Künstler dafür begeistern können. Die Ausstellung ist noch einmal am kommenden Wochenende zu sehen.
Selbst wer das Bezner-Areal in der oberen Holbeinstraße nicht kennt, wird den Weg zur Ausstellung mühelos finden: Quer vor der Eingangstüre scheint ein Tiger mitten im Sprung eingefroren, die Pfoten erhoben, den silbernen Leib bereit, sich nach vorne zu katapultiert. Die plastischen Streifen, das sieht man erst beim Näherkommen, sind sorgsam ausgeschnittene Stücke offensichtlich teurer Autoreifen. Diese mächtige Skulptur stammt aus der Werkstatt von Mirko Siakkou-Flodin und heißt die Besucher der Gemeinschaftsausstellung willkommen.
Walgesang im Erdgeschoss
Im Gebäude selbst dürfen die Künstler beinahe das komplette ehemalige Fabrikareal bespielen. Im Erdgeschoss strömen walgesangsähnliche Töne durch die Halle, Barbara Ehrmann zeigt einen Film, der einer James-Bond-Sequenz würdig ist: Eine schmale Frau im schwarzen Neoprenanzug schwimmt neben weißen Netzen, unwirklich das Blau durch das die Taucherin gleitet. Selbst Stadtrat Rolf Engler ist angetan, bestaunt andächtig die meditativ anmutenden Videozusammenschnitte der Künstlerin, während ein Raum weiter von Elke Czudai kreierte, sogenannte Einzeller vom Hasengitterdraht unter der Decke baumeln. Alexander Weinmann hat Stelen produziert, die von einem Totem, einem braven Soldaten oder einem stilisierten Hirschgeweih gekrönt sind. "Land im Quadrat" nennt Wolfgang Schmidberger eines seiner Werke.
Katrin Schön hält kleine Kacheln bereit, auf denen Besucher oder Künstlerkollegen sich verewigen sollen. "Das ist leider alles, was von unserer Ausstellung bleibt, denn hier rückt anschließend der Abrissbagger an" sagt Schön. Und nimmt damit auch Bezug auf das mehrfach geäußerte Bedauern, dass dieser außergewöhnliche, mit Patina behafteter Ort in der alten Maschinenfabrik nicht als Kunstraum bestehen bleiben kann.
Mit Kreppband aufgeklebte Pfeile weisen den Weg am müde rastenden Handwerker aus Pappmachée (auch ein Exponat) vorbei in die weiteren Ausstellungsräume im Obergeschoss: Hier sind beachtliche Installationen zu bestaunen, die tatsächlich im ehemaligen Maschinenraum stehen und mit einer Lichterkette den Blick des Betrachters in die Niederungen der gefegten Halle lenken.
Auch Actionpainting im Angebot
Sassa Ruopp hat eine entzückende Stuhlreihe komponiert, Theresia Hillebrand in Schuhschachtelgröße Miniaturszenen erschaffen, die unter dem Namen "Tatort Miniaturen" firmieren. Marie Käfer darf eine komplette Wand vor Ort mit ihrem Tränengesicht vereinnahmen, Daniela Willibald stellt mit Braunstein glasierte Tonköpfe aus, die Sonnenbrille und Mütze tragen und so lebendig wirken, als drehten sie im nächsten Augenblick den Kopf. Vielleicht in Richtung der effektvoll arrangierten Fotoausstellung im Holzboden oder noch einmal nach unten, ins Erdgeschoss.
Dort, wo Grischda Birk der Frage nachgeht, was Schuld ist. Dort, wo Actionpainting angeboten wird. Und dort, wo sich in der Kunstnacht am kommenden Freitag hoffentlich auch viele Besucher einfinden werden.
Am kommenden Freitag, 25. September, öffnen wieder 35 verschiedene Galerien, Museen und besondere Ausstellungsort –wie das Bezner-Areal – bei der Ravensburger Kunstnacht ihre Türen für Kunstinteressierte. Überall dort, wo blaue Leuchtstoffröhren den Weg weisen, kann man zwischen 18 und 23 Uhr etwas entdecken. Oldtimerbusse bringen die Besucher direkt an die etwas außerhalb liegenden Ausstellungsorte. Der Shuttleservice ist kostenlos, sofern man den Kunstnacht-Button für zwei Euro erworben hat. Abfahrt der Shuttlebusse ist ab 18 Uhr halbstündlich in der Wilhelmstraße an der Bushaltestelle und der Haltestelle am Kornhaus. Der Button ist bei allen Ausstellungsorten sowie der Tourist-Information in der Kirchstraße 16 erhältlich. Die Kunstnacht wird eröffnet am Freitag um 17.30 Uhr von Kulturamtsleiter Franz Schwarzbauer an der Bauwagengalerie, Höhe Liebfrauenkirche. Weitere Informationen und alle Ausstellungsorte gibt es im Internet unter www.ravensburg.de