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Ravensburg steht bald ohne Gewerbegebiete da

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Ravensburg / sz - Die Stadt Ravensburg hat ein Problem: Ihr gehen die Gewerbeflächen aus. Das ist schlecht, weil Unternehmen dann womöglich mitsamt ihrer Gewerbesteuer woandershin abwandern. Zwar arbeitet die Stadtverwaltung mit Hochdruck daran, weitere Areale auszuweisen. Weil sie dafür aber warten muss, bis der neue Regionalplan steht, sind ihr ein Stück weit die Hände gebunden.

Eigentlich hätten die 24 Hektar in Erlen an der B 33 bei Bavendorf bis zum Jahr 2021 reichen sollen – so lautete zumindest die Prognose, als das Gewerbegebiet seinerzeit an den Start ging. Doch es kam anders: Weil die Nachfrage in den letzten zwei, drei Jahren enorm angezogen hat, sind in Erlen nur noch läppische drei Hektar Gewerbefläche übrig. Dabei geht Oberbürgermeister Daniel Rapp davon aus, "dass wir bis zum Jahr 2030 einen Gewerbeflächenbedarf von mehr als 30 Hektar haben". Wo aber könnte man, ist Erlen erstmal gänzlich dicht, erweiterungswillige Betriebe ansiedeln?

Im Gewerbegebiet Mariatal geht nichts mehr – der Naturschutz macht jeglicher Ausdehnung einen Strich durch die Rechnung. "Da sehen wir kein Potenzial", macht Rapp deutlich. Im Gewerbegebiet Karrer schon: Fünf Hektar könnte man dort gegebenenfalls entlang der B 30 neu noch herausschlagen, glaubt der OB. Keine schlechte Variante, weil man im Tal auch höhere Gebäude bauen kann und das Areal zudem eine eigene Ausfahrt auf die B 30 neu bekommt. Auch das seinerzeit heiß umstrittene Erlen könnte theoretisch "aufgestockt" werden. Allerdings nur in begrenztem Ausmaß, weil sowohl der Mindestabstand zum dortigen Wald als auch Biotope und Artenschutz "uns derart einschränken, dass es nicht auf ein Erlen 2 hinaus laufen wird", wie Rapp klar stellt.

Stattdessen hat er "einen Suchraum im Nordwesten von Ravensburg" im Auge. Dort wird Freifläche – übrigens mit dem Gemeindeverband Mittleres Schussental – daraufhin abgeklopft, ob sie zum Gewerbegebiet umfunktioniert werden könnte. Wahrscheinlich, so Rapp, auch als interkommunale Gewerbefläche – eine Variante, bei der das ökologisch unbedenklichste Gebiet ausgewählt wird und bei der sich verschiedene Kommunen sowohl Erschließungskosten als auch Gewerbesteuereinnahmen teilen. Für den OB steht jedenfalls fest: "Weil freie Flächen unsere größte Ressource sind, müssen wir damit schonend umgehen."

Um möglichst wenig "grüne Wiese" zu versiegeln, versucht die Stadtverwaltung daher zudem, Flächen zu aktivieren, "von denen wir wissen, dass sie nicht so stark genutzt oder frei werden", wie Baubürgermeister Dirk Bastin erläutert. Sobald etwa der Vetter-Standort aus der Östlichen Vorstadt nach Erlen umgezogen ist, wären auf dem sogenannten Rinker-Areal etwa drei Hektar Fläche frei. Auch mit der Wolf KG Beton- und Spannbetonwerk ist man über rund zweieinhalb Hektar an der B 30 in Obereschach im Gespräch. Schließlich gibt es noch die zwischen Bauhaus und B 32 gelegene, gut 8000 Quadratmeter große "Rundel-Wiese" am nördlichen Ortseingang.

Allesamt Flächen, die bereits erschlossen sind und auf denen bauwillige Betriebe sofort loslegen könnten – sofern die Areale verkauft werden. Denn bislang sind alle in Privatbesitz. Platz für gewerbliche Nachverdichtung wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch auf dem Voith-Gelände zwischen Schussen und Bühlstraße frei werden.

Wer welchen Bedarf hat, das fragt momentan das schon öfter von der Stadt Ravensburg beauftragte Büro Donato Acocella ab. Ein entsprechendes Gutachten soll dem Gemeinderat im Herbst vorgelegt werden. Bereits jetzt wagt OB Rapp freilich die Aussage, dass "die meiste Musik in der Bestandsentwicklung spielt". Sprich: Vor allem Firmen aus der Region wollen in nächster Zeit ihre Kapazitäten ausbauen und brauchen daher Erweiterungsflächen. Insbesondere Handwerksbetriebe signalisieren laut Ravensburgs Wirtschaftsförderer Andreas Senghas Interesse: Gefragt sind Grundstücke zwischen 1500 und 2000 Quadratmetern, am liebsten inklusive Betriebsleiterwohnung auf dem Gelände.


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