Ravensburg / sz - Das Fieber steigt. Es sind nur noch wenige Stunden. Vergesst die Fußball-WM, vergesst alle Sorgen. Heute Abend knallt’s richtig. Vom Mehlsack. Die krachenden Böller werden eine ganze Stadt nicht nur aufwecken. Sie werden sie vom Warten erlösen.
Wie lange haben wir gewartet! So lange, dass an dieser Stelle auch einmal ein bisschen mehr Pathos erlaubt sein mag als an den restlichen Tagen im Jahr. Wir feiern Rutenfest. Endlich wieder.
Ravensburg vergleicht sich ungern mit beschaulichen Städtchen wie Friedrichshafen, Konstanz oder Ulm. Bei uns muss es mindestens München sein. Doch frei von jeder Überheblichkeit kann man selbstbewusst behaupten: Das Rutenfest ist eine Veranstaltung der Superlative. Brauchen Sie Fakten? Gerne!
Einwohnerzahl Ravensburgs: knapp 50 000.
Verkaufte Rutenfestabzeichen: 50 000.
Zuschauer beim Festzug: 50 000.
Besucher des Frohen Auftakts: rund 30 000.
Besucher des Rutenfests: rund 150 000.
Mitwirkende beim Festzug: über 5000.
Ravensburg feiert sich von heute an fünf Tage selbst, seine Geschichte und Tradition, seine Kinder und Schüler, seine Lebensfreude. Das Rutenfest verbindet Menschen aller Altersgruppen und Klassen, es integriert Zugezogene wie Migranten, es lässt, in der Summe, kaum einen kalt.
Das Rutenfest ist eine eigene Jahreszeit, wenn auch eine bedauerlich kurze; Weggezogene reisen an, neu Zugezogene wundern sich, Tausende Fahnen flattern, und aus jeder historischen Gasse schallen tosende Trommelwirbel. Eine Jahrhunderte alte Tradition wird nicht zwanghaft zelebriert, sondern von den Menschen gelebt. Ausnahmezustand, fünf Tage lang. Alle drehen durch, und es ist herrlich, dabei zu sein.
Wir sind Fußball-Weltmeister. Und Ravensburg ist Weltmeister im Feiern. Das können wir! Am Rutenfest, fünf Tage lang. Wer nicht dabei ist, der hat was verpasst.
Scheene Ruata!
Offizieller Festbeginn ist um 18 Uhr mit dem Antrommeln vor dem Lederhaus. Bereits um 17 Uhr übergibt Oberbürgermeister Daniel Rapp die Insignien an das Trommlerkorps der Gymnasien.