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Eine Herberge für Mutter und Kind

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Ravensburg / sz - Ein stattliches Haus mit einem riesigen Garten, einem Spielgelände drumherum – und innen viel Raum und Zeit für Begegnung: Im Dornbusch-Hof in Zollenreute bei Aulendorf wohnen das Elternpaar Ahnert mit seinen vier Kindern sowie das Ehepaar Hornung, und dazu kommen dann auf Zeit alleinerziehende Frauen in schwierigen Lebenssituationen. Die christliche Gemeinschaft lebt und handelt nach der Losung "Gottes Gegenwart in allen Menschen ehren".

Kein einfaches Motto, aber die Dornbusch-Leute wollen sich Tag für Tag daran messen. Denn ihr Haus ist ein offenes Haus, vor allem für Menschen, die eine helfende Hand brauchen. Da alleinerziehende Frauen vom Leben oft besonders hart angepackt werden, sollen sie vom Angebot der frommen Bewohner in Kooperation mit der Diakonischen Bezirksstelle Ravensburg profitieren. Sie können in der ehemaligen Hofstatt eine Unterkunft bekommen.

Da ist zum Beispiel die 17-jährige Maria (Namen geändert). Hochschwanger ist sie eingezogen, weil sie nicht wusste, wo sie nach der Geburt mit dem Baby wohnen sollte. Die Adresse hatte sie vom Jugendamt. Jetzt ist das Baby da. Gesund und munter, und Maria kann sich in diesem geschützten Raum in aller Ruhe um ihr Kind kümmern sowie ihre Zukunft planen. Küche, Bad und Wohnzimmer teilt sie mit Karin, die Abstand brauchte von ihrem Mann. Mit dabei ist deren kleiner Sohn, der sich im Wohnzimmer durch die Spielsachen wurstelt und einen sehr zufriedenen Eindruck macht.

"Gottes Gegenwart in allen Menschen ehren" – diesem Credo hat sich die Gemeinschaft seit ihrer Gründung im Jahr 1993 verschrieben. Damals fanden sich einige Familien und Alleinstehende aus dem Evangelischen Jugendwerk in dem bekannten Begegnungszentrum Dobelmühle bei Aulendorf zusammen, um nach diesem christlichen Leitsatz zu leben. Zwar nicht immer alle unter einem Dach, aber immer im Glauben verbunden. "Unser Verein hat derzeit 85 Mitglieder, unser Infobrief geht an 400 Adressen", erzählt Diakon Siegfried Hornung. Er und Doris Ahnert schildern auch, wie sie ihre Gemeinschaft leben: durch gemeinsame Tischrunden, gemeinsame Gebetszeiten, Gottesdienstbesuche und Abendmahlsfeiern.

Am religiösen Leben können die Gäste teilnehmen, müssen es aber nicht. "Wir erwarten aber, dass sich unsere Mitbewohnerinnen mitteilen und bereit sind, über ihre Situation zu sprechen", sagt Doris Ahnert, die inzwischen schon neun Frauen in dieser Übergangszeit begleitet hat. In der Regel bleiben sie ein Jahr. "Wir gehen mit ihnen gemeinsam der Frage nach: ,Was brauchst du, damit du selbstständig wirst?’ Denn hier soll man ,Leben lernen durch Leben teilen’." Die Gäste lernen also, wie sie durch einen offenen Umgang mit ihrer Situation Hilfe erfahren.

Für die Gemeinschaft wiederum hat der Satz sinnstiftende Bedeutung. "Wir lernen am Beispiel dieser Frauen, wie bescheiden man leben kann. Wir sehen zudem, wie sie mit ihren begrenzten Möglichkeiten kreativ umgehen", sagt Diakon Hornung. Denn die Finanzen sind bei diesen Frauen sehr knapp – so knapp, dass sie auf dem normalen Immobilienmarkt keine Wohnung finden können. In den Städten schon gar nicht. Viele haben auch keinen Führerschein, vom Auto ganz zu schweigen. Aber mit dem Fahrrad ist Aulendorf schnell zu erreichen – und wenn es nicht anders geht, dann findet sich auch eine Mitfahrgelegenheit.

Für die Unterkunft bezahlen die Frauen, was sie vom Amt bekommen. Reicht das nicht, gibt es den Spendentopf von Dornbusch e. V. Dieser Name Dornbusch soll übrigens an die Moses-Geschichte vom brennenden Dornbusch erinnern und als Sinnbild für Gottes Begleitung auf dem Weg aus der Sklaverei stehen. Sklaverei hat heute viele Gesichter.

Kontakte: Dornbusch e.V., Siegfried Hornung, Imterstr. 3, 88326 Aulendorf. Tel. 07525/911097

Diakonische Bezirksstelle Ravensburg, Eisenbahnstr. 49, 88212 Ravensburg, Tel. 0751/29590410


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