Ravensburg / sz - Die Stadt Ravensburg wird größer - und etwas älter. Davon geht jedenfalls das Statistische Landesamt in seiner Modellrechnung aus. Für das Jahr 2030 rechnen die Statistiker mit einer Zunahme der Bevölkerung um 1683 Prozent auf 50781. Dabei steigt auch das Durchschnittsalter um fast zwei Jahre auf 44,9. Auch Weingarten soll um rund 700 Einwohner auf 24190 wachsen, das Durchschnittsalter auf 45,2 Jahre steigen.
Zum Jahresende 2013 lebten in Ravensburg 49098 Menschen, fast 300 weniger als nach dem Mikrozensus 2011 prognostiziert. "Ravensburg hat sich nicht ganz so gut entwickelt", stellt Bernhard Hochstetter vom Statistischen Landesamt fest. Der Anteil der unter 20-Jährigen lag mit 9261 etwas unter dem Landesdurchschnitt von 17,1 Prozent, wobei dies nach Geschlechtern betrachtet auf der männlichen Seite stärker ausgeprägt war. Deutlich über dem Landesschnitt liegt Ravensburg dagegen bei den 20- bis 40-Jährigen, laut Hochstetter das Alter der Studenten und jungen Erwerbstätigen. Wieder leicht unter dem Landesdurchschnitt befindet sich die Türmestadt bei den älteren Einwohnern: 10980 Einwohner waren zum Jahresende 2013 zwischen 60 und 85 Jahre alt, 1315 noch älter.
Besonders ausgeprägt ist bei der Weingartener Bevölkerungspyramide, die eigentlich wie ein Baum aussieht, der "Bauch" bei den 20- bis 30-Jährigen. Hier zeigt sich ein Effekt des Hochschulstandorts, wobei die weibliche Seite deutlich "überschießt" - für Hochstetter typisch für den Standort einer pädagoischen Hochschule mit höherem Anteil an Studentinnen. Ebenfalls besonders ausgeprägt ist bei Weingartens Pyramide der Bauch der "Babyboomer" um die 50. "Dann kommt der Pillenknick", konstatiert Hochstetter: In der Altersgruppe zwischen 30 und 40 wird die Pyramide deutlich schmaler.
Insgesamt ist die Bevölkerung älter geworden: In Baden-Württemberg gegenüber 1970 im Schnitt um über acht Jahre, wobei das Durchschnittsalter der Fauen mit 44,4 Jahren um zweieinhalb Jahre über dem der Männer lag. Das Durchschnittsalter der Ravensburger lag bei 43 Jahren, das der Weingartener bei 43,4. Als "jüngste Gemeinden" Baden Württembergs führen zwei Ravensburger Kreisgemeinden das Ranking an an: Boms und Fleischwangen. Ihre Einwohnerschaft weist mit 37,8 Jahren den niedrigsten Altersdurchschnitt unter 1101 Gemeinden auf. Allerdings wirken sich naturgemäß Wanderungsberwegungen in solch kleinen Gemeinden wesentlich stärker aus. So kann schon ein Baugebiet zu einer wesentlichen Verjüngung führen.
Beim Versuch, in die Zukunft zu schauen, erwarten die Statistiker eine weitere Zunahme vor allem der älteren Bevölkerung. Dies sei vor allem auf die Altersstruktur, aber auch auf die stetig steigende Lebenserwartung zurückzuführen. Bis zum Jahr 2030, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der frühen 1960er-Jahre aus dem Erwerbsleben ausscheiden, werden auf 100 Personen im Erwerbsfähigen Alter voraussichtlich 44 Ältere kommen. Dies verstärke sowohl den Fachkräftemangel als auch die Belasung der Rentensysteme. Für Ravensburg und Weingarten sagt Bernahrd Hochstetter voraus: "Die Situation wird sich weniger verschärfen als für andere Kommunen." In beiden Städten falle die Alterung mit einem Anteil von 23,8 in Ravensburg (2013: 19,4) und 24,1 in Weingarten (2013: 21,1) moderat aus. "Alle Städte sind nicht so strak betroffen wie die Landgemeinden", glaubt Hochstetter. Auch Fleischwangen (2013: 12,6) wird dann mit 23,3 Prozent "Ü 65" aufgeholt haben.