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Rasenmähen senkt die Miete

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Ravensburg / sz - Mehr als 7000 junge Menschen studieren in Ravensburg und Weingarten, viele von ihnen finden keine Wohnung. Umgekehrt suchen viele Vermieter, gerade ältere Menschen, Unterstützung in Haus und Garten. Seit zwei Jahren gibt es im Schussental wie in anderen Universitätsstädten den Versuch, beides zusammenzubringen. "Wohnen mit Hilfe" heißt das Projekt. Der Anfang war nicht leicht, doch es gibt zunehmend positive Beispiele.

2013 hatten sich das Bürgerbüro Ravensburg mit Martina Kruska an der Spitze und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gemeinsam für diese Idee stark gemacht (die "Schwäbische Zeitung" berichtete). Der Kreisverband des DRK wirbt weiter kontinuierlich für das Konzept. Wie es gehen kann, zeigt ein aktuelles Beispiel aus dem Stadtraum Ravensburg/Weingarten:

Das freistehende Haus am Hang steht inmitten einer grünen Oase. Zum Eingang führt eine Holztreppe hoch. Links und rechts davon explodiert die Vegetation geradezu. Im ausladenden Garten blühen allerhand Blumen und der Rasen sprießt. Schnell kann man erahnen, dass es hier einiges zu tun gibt.

Viel kann die 75-jährige Klara Schmied (Name geändert) noch selbst erledigen. Doch Tätigkeiten wie etwa das Rasenmähen am Hang werden manchmal etwas mühsam. Zumal das Grundstück recht groß ist. Um sich etwas Erleichterung zu verschaffen, hat sie über "Wohnen mit Hilfe" eine junge Mitbewohnerin gesucht.

Sie selbst kann separaten Wohnraum bieten: In einer Einliegerwohnung mit eigenem Eingang ein schönes großes helles Zimmer mit Küche und Bad. Über die Zeitung erfuhr sie von dem Projekt und meldete sich beim DRK.

Die 22-jährige Studentin Fränze Grüneberg kommt aus Brandenburg und absolviert derzeit ein Praxissemester für ihr Studium der Bioprodukttechnologie. Für die Dauer von sechs Monaten suchte sie in Ravensburg oder Weingarten eine Wohnung. Dabei stieß sie im Internet auf das Angebot des DRK.

Laut DRK müssen beide "Seiten" zunächst einen Fragebogen auszufüllen, in dem Wünsche und Anforderungen abgefragt werden. Die junge Frau kreuzte an, wo sie bereit ist mitzuhelfen: im Haushalt, im Garten, bei Einkäufen und vielem mehr. Begleitungen außer Haus hat sie verneint, "weil ich kein eigenes Auto habe", so Fränze Grüneberg. Die gleiche Aufgabe hatte die Vermieterin, die angeben musste, was sie an Wohnraum bieten kann und welche Unterstützung sie sich wünscht.

Priska Urban vom DRK-Kreisverband Ravensburg sichtet die Inhalte und bringt passende Personen zusammen. Während des Mietverhältnisses ist sie dann auch als Ansprechpartnerin für beide Seiten da.

Dass das Rote Kreuz zwischengeschaltet ist, findet Vermieterin Klara Schmied sehr angenehm. Es gebt ihr eine gewisse Sicherheit, sagt sie. Bei ihrer aktuellen Mieterin seien Bedenken ohnehin unnötig gewesen. Die beiden pflegen einen freundlichen, höflichen und offenen Umgang miteinander, bei einer "Prise gesunder Distanz", erzählen die Frauen. "Ich fühle mich richtig wohl. Frau Schmied hat mich vom Bahnhof abgeholt und sie hat mir auch gleich die Stadt gezeigt", sagt Fränze Grüneberg.

Einsatz meist am Wochenende

Jede hat ihren eigenen Wohn- und Freiraum. Wenn es Aufgaben zu erledigen gibt, dann wird besprochen, wann Fränze Grüneberg sie übernehmen kann. Meist beschränkt sich dies auf das Wochenende. Seit Februar wohnt die Studentin in ihrer Wohnung. Sie hat schon Fenster geputzt, Gras auf einem Schuppendach gerupft oder auch mal geholfen, etwas einzuschlagen. Jetzt unterstützt sie ihre Vermieterin beim Rasenmähen. Die Zeiten der Einsätze schreiben die beiden auf, dafür reduziert sich die Miete.

Wohnen mit Hilfe: Priska Urban, Tel. 0751 56061-10. Email:

Aktuell hat das DRK eine freie Wohnung für einen Studenten in Ravensburg-Sickenried in seiner Datenbank.


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