Ravensburg / tk - Rund 250 Kinder mit und ohne Behinderung legen am Donnerstag beim TSB Ravensburg gemeinsam das Sportabzeichen ab. Dass der Sportkreis Ravensburg mit dieser Inklusionsveranstaltung ein deutschlandweiter Vorreiter ist, war den Organisatoren gar nicht klar. "Für uns war das eine Selbstverständlichkeit", sagt der kommissarische Sportkreis-Präsident Karlheinz Beck.
Beschränkt wurde die Teilnahme bei der Premiere auf die Klassenstufen 5 und 6. "Aus gutem Grund", sagt Beck. Denn die Organisatoren bekamen nach der Ausschreibung mehr als 600 Anmeldungen. "Damit hatten wir nicht gerechnet", so der Leiter des Ravensburger Amtes für Jugend, Schule und Sport. "Aber wir wollen, dass es beim ersten Mal gut läuft, deswegen haben wir die Teilnehmerzahl beschränkt." Am Donnerstag ab 9.15 Uhr treffen sich also rund 250 Schüler – ein Drittel davon mit Behinderungen – auf dem Gelände des TSB. Eingeteilt werden sie in 25 Riegen mit jeweils acht bis zehn Kindern.
Jede Riege geht geschlossen von Station zu Station. Weitsprung, Weitwurf, der 50-Meter- und der 800-Meter-Lauf gehören dabei zu den Pflichtstationen des Sportabzeichens. Für das Inklusions-Sportabzeichen haben sich die Organisatoren aber noch weitere Stationen ausgedacht. So gibt es ein Rollstuhl-Wettfahren, Erbsen-Weitspucken und eine Hindernisbahn. "Wir wollen die Integration vorantreiben", sagt Beck. "Und wir wollen, dass Nichtbehinderte auch einmal kennenlernen, wie es ist, in einem Rollstuhl zu sitzen."
An jeder Station sitzen Sportabzeichenprüfer. "Für Behinderte gibt es dabei verschiedene Leistungskataloge", erklärt Nadine Späth vom Sportkreis. Wichtig ist der Geschäftsstellenleiterin auch die Einheitlichkeit am Donnerstag. "Jeder bekommt an diesem Tag die gleiche Medaille und die gleiche Urkunde." Die richtigen Sportabzeichen werden erst später an die jeweiligen Schulen geschickt.
Apropos Schulen: Teilnehmen werden das Sprachheilzentrum , die Realschule St. Konrad, das Spohngymnasium, das Klösterle, das Albert-Einstein-Gymnasium, die Gemeinschaftsschulen Barbara Böhm und Kuppelnau aus Ravensburg sowie die Geschwister-Scholl-Schule (KBZO), die Martinusschule und die Schussentalschule aus Weingarten. Schirmherrin der Veranstaltung ist die ehemalige Paralympics-Siegerin Verena Bentele aus Tettnang, die mittlerweile Behinderten-Beauftragte der Bundesregierung ist. Aufgrund anderer Termine kann die blinde Bentele allerdings nicht nach Ravensburg kommen.
"Wir wollen mit der Veranstaltung auch Berührungsängste abbauen", sagt Beck. "Uns war gar nicht bewusst, dass wir damit so etwas Besonderes machen." Dass es solch ein inklusives Sportabzeichen noch nie woanders gegeben habe, "freut uns", so Beck. "Aber war es einfach selbstverständlich, etwas für die Inklusion zu machen." Es soll daher auch nicht bei einer einmaligen Veranstaltung bleiben. "Ich bin optimistisch, dass wir damit den Startschuss für eine dauerhafte Veranstaltung im Sportkreis geben." Wenn die Premiere erfolgreich verläuft, können sich die Veranstalter auch eine Ausweitung auf weitere Schulen und eine größere Teilnehmerzahl vorstellen.
Sollten die Wetterprognosen für den Donnerstag am Mittwochvormittag zu schlecht sein, wird das inklusive Sportabzeichen abgesagt. "Die Schulen müssen früh planen können", sagt Karlheinz Beck. "Was wir jetzt brauchen, ist gutes Wetter." Die Prognosen für Donnerstag verheißen bislang allerdings nichts Gutes.