Ravensburg / sz - Bei Razzien in den Ravensburger Asylbewerberheimen an der Schützenstraße und der Florianstraße hat die Polizei am Donnerstagmorgen Drogen gefunden. Acht junge Männer stehen unter dringendem Tatverdacht, einer davon wurde inhaftiert. Laut Betreuerin Barbara Missalek vom Arbeitskreis Asyl seien die Beamten sehr brachial vorgegangen.
Polizei-Pressesprecher Markus Sauter bestätigte die Drogenrazzia auf Anfrage der "Schwäbischen Zeitung". "Wir hatten einen Durchsuchungsbefehl von der Staatsanwaltschaft." Diese ermittelt laut Pressesprecher Karl-Josef Diehl bereits seit Dezember 2014 gegen die Männer im Alter von 21 bis 37 Jahren. "Sie sollen in Ravensburg gewerbsmäßig dealen und sogar an einen 13-Jährigen Drogen verkauft haben." Gefunden wurde Marihuana in schon für den Endverbraucher abgepackten Mengen, harte Drogen haben die Beamten bei der Razzia nicht entdeckt. Insgesamt wurden 47 Männer kontrolliert. "Da die Asylbewerber ja nicht in Einzelzimmern untergebracht sind, ist die Zuordnung der Drogen gar nicht so einfach", erklärte Diehl, dass auch viele Unbeteiligte betroffen waren.
Neben den Drogen hätten die Beamten "als Zufallsprodukt" auch Diebesgut wie Bekleidungsstücke mit Originaletiketten und original verpacktes Parfum gefunden, weswegen gesonderte Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Hehlerei eingeleitet wurden. Zum Wert der Waren konnte die Staatsanwaltschaft am Abend noch keine Angaben machen. Auf ihren Antrag hin erließ das Amtsgericht Ravensburg gegen vier der acht Männer Haftbefehle, drei durften gegen Auflagen aber wieder ins Asylbewerberheim. In Untersuchungshaft sitzt jetzt nur der Älteste der Verdächtigen, ein 37-Jähriger.
Ist die Polizei unnötig martialisch vorgegangen bei der Razzia? Diese Auffassung vertritt Barbara Missalek, deren Schützlinge sie über die Aktion informiert haben. 30 bis 40 Beamte sollen "in schwarzen Kampfanzügen" eingedrungen sein und sich nicht lange mit dem Klopfen an Türen aufgehalten haben. "Sie haben die Türen einfach eingetreten, und das, obwohl viele Flüchtlinge traumatisiert sind, weil sie aus Kriegsgebieten kommen", wirft Missalek der Polizei mangelnde Sensibilität vor. Schließlich könne die große Mehrheit der Asylbewerber nichts dafür, dass es einige schwarze Schafe unter ihnen gebe, die mit Drogen dealen würden. "Das finden die auch nicht gut, aber was sollen sie machen?"
Die Polizei dementiert, bei der Razzia besonders hart vorgegangen zu sein. "War die Dame selbst dabei? Na eben", meint Polizeipressesprecher Sauter.
Im Landratsamt wusste man übrigens nichts von der Polizeiaktion. "Das war mit uns nicht abgestimmt, aber das ist ja auch nachvollziehbar", sagte Pressesprecher Franz Hirth.
Neben den Asylbewerberheimen in Ravensburg wurde auch eine Unterkunft in Leutkirch durchsucht, dort hat die Polizei ebenfalls Marihuana gefunden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt dort gegen vier Bewohner im Alter von 20, 24, 26 und 33 Jahren wegen des Verdachts auf Drogenhandel oder -besitz.