Ravensburg / sz - Wer krank und alt ist, schätzt die ambulante Versorgung Zu Hause. Mit wachsender Nachfrage registriert das auch der Pflegedienst Bruderhaus Ravensburg, eine Tochter der Bruderhaus-Stiftung. 113 Kunden, davon 75 in der Pflegeversicherung eingruppiert, zählt Geschäftsführerin Helga Heitzmann aktuell. Gerne würde sie allen weiteren Anfragen nachkommen, doch sie hat ein drängendes Problem: Es herrscht Personalnot.
"Die Pflege zu Hause kommt an ihre Grenzen", stellt Heitzmann fest, denn um noch mehr Kunden aufnehmen zu können, fehle aktuell das Personal. Gleich drei Stellen von Mitarbeiterinnen, die in Elternzeit sind, könnten trotz intensiver Suche derzeit nicht besetzt werden. Gesucht werden vor allem qualifizierte Kräfte der Alten- und Krankenpflege. Dem Bruderhaus-Pflegedienst geht es dabei nicht anders als den anderen rund ein Dutzend Pflegediensten im Schussental. Kürzlich habe sie eine nahezu verzweifelte Angehörige am Telefon gehabt, die händeringend nach Unterstützung in häuslicher Pflege gesucht habe. "Sie sind jetzt schon der dritte Dienst, wo ich nachgefragt habe", lautete ihr Hilferuf.
"Pflege- und Erziehungsberufe sind einfach zu schlecht vergütet", benennt der für die Ravensburger sozialen Stiftungen zuständige Bürgermeister Hans Georg Kraus den Knackpunkt. Man stehe gerade bei den ambulanten Pflegediensten angesichts zunehmenden Fachkräftemangels in Konkurrenz. Dabei, so Stiftungs-Geschäftsführer Ralph Zodel, habe man beim Bruderhaus-Pflegedienst eigentlich ein stabiles, gut funktionierendes Team mit Mitarbeitern, die teilweise schon seit über zehn und 15 Jahren dabei sind. 19 Frauen und zwei Männer, davon 13 Fachkräfte, im Altersdurchschnitt von 47 Jahren gehören dazu.
Unterstützung im Haushalt
Sie betreuen derzeit 113 Kunden, die meisten 70 bis über 90 Jahre alt. Dass aktuell die Kundenanfragen zunehmen, ist auch dem neuen, seit Anfang 2015 gültigen Pflegestärkungsgesetz zu verdanken, erklärt Zodel, Geschäftsführer der Stiftungen Bruderhaus und Heilig-Geist-Spital. Dieses stärke die ambulante Versorgung mit einem umfangreichen Paket an zusätzlichen Leistungen, also auch Haushalts- und Serviceangeboten. Bis zu 104 Euro können Pflegebedürftige dafür in Anspruch nehmen. Mit zusätzlichen Kräften, die hauswirtschaftliche Arbeiten, Begleitung beim Spaziergang oder Einkäufe übernehmen können, hat sich der Pflegedienst Bruderhaus dafür gewappnet.
In allen Bereichen, also nicht nur bei Pflege-Fachkräften, wird derzeit noch Personal gesucht. "Und hier sprechen wir sicher für die Branche allgemein", erklärte Zodel. Bei der flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit komme man den überwiegend weiblichen Mitarbeitern entgegen. Und stolz weiß Helga Heitzmann auch auf die neueste Errungenschaft des Pflegedienstes Bruderhaus hin: ein Elektroauto, der "kleine Twizy", der bei Einsätzen in der Ravensburger Altstadt große Vorteile hat.