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Gewerbeflächen sind absolute Mangelware

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Ravensburg / sz - Langsam aber sicher gehen der Stadt Ravensburg die Gewerbeflächen aus: Karrer und Mariatal sind voll, auch im Gewerbegebiet Hochberg gehen die Grundstücke zur Neige. Und selbst von den 24 Hektar in Erlen sind nur noch sieben Hektar übrig. Das Problem an der Sache: Die Kommune kann nicht einfach ein neues Areal ausweisen.

Wohl hat eine von der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben in Auftrag gegebene Studie vor zweieinhalb Jahren zutage gefördert, dass der Landkreis Ravensburg bis zum Jahr 2020 einen Gewerbeflächenbedarf von 110 Hektar haben wird. Allein: "Die Flächen wachsen nicht mit dem Bedarf", wie Wilfried Franke, Verbandsdirektor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben, nüchtern konstatiert. Der Flächendruck sei enorm, doch "uns gehen die Gewerbeflächen aus", so Franke. Am prekärsten ist die Lage in den Kreisen Bodensee und Ravensburg; auch ins Allgäu lasse sich aufgrund des "wertvollen Naturraums" nur begrenzt ausweichen. Bleibt der Landkreis Sigmaringen, für den der Regionalverband ebenfalls zuständig ist.

Sollen expandier- oder ansiedlungswillige Unternehmen also nach Nordwesten abwandern? Warum nicht: "Wir wollen", stellt Franke in Aussicht, "in zumutbarer Entfernung gute Angebote für Entwicklungsmöglichkeiten schaffen". Und damit verhindern, dass ein Betrieb sich statt vor der Haustür in Fernost oder Südamerika ausdehnt.

Warum aber kann Ravensburg nicht einfach seine bestehenden Gewerbegebiete erweitern, wie Oberbürgermeister Daniel Rapp dies im Zuge der Fertigstellung der B30 neu für das zwischen Oberzell und Untereschach gelegene Karrer bereits ins Spiel gebracht hat? Und wie sich das auch Heinrich Grieshaber, Präsident der IHK Bodensee-Oberschwaben, wünscht, der in Karrer insbesondere im Hinblick auf die alsbald "verbesserte Verkehrsanbindung längerfristiges Potenzial" in Sachen neue Gewerbeflächen sieht.

Franke schiebt diesbezüglichen Überlegungen jedoch einen Riegel vor, denn: Das Gebiet um Karrer herum sei "nach derzeitiger Rechtslage als regionaler Grünzug ausgewiesen". Und dieser lasse "keine baulichen Anlagen zu". Auch einer etwaigen Ausdehnung von Erlen an der B33 Richtung Bavendorf sind rechtliche Grenzen gesetzt: "Da kommen wir immer mehr in die freie Landschaft", gibt Franke zu bedenken. Und ein Gerichtsurteil hat der Neuansiedlung des interkommunalen Oberschwäbischen Gewerbe- und Industrieparks OGI in der freien Landschaft bei Bad Wurzach jüngst bekanntlich eine klare Absage erteilt.

Was also tun? "Guter Rat ist teuer; Patentrezepte gibt es nicht", unkt der Regionalverbandsdirektor. Und bemüht sich, im Zuge der Fortschreibung von Regional- und Flächennutzungsplan interkommunale Lösungen zu finden. Bis zur Sommerpause soll unter anderem der Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Schussental, in dem sich Ravensburg, Weingarten, Baienfurt, Baindt und Berg zusammengeschlossen haben, seinen Bedarf anmelden. Dann werde der Regionalverband "sorgfältig abwägen" zwischen Natur- und Landschaftsschutz einerseits und den auf neue Gewerbeflächen ausgerichteten, wirtschaftlichen Interessen der Firmen und Kommunen andererseits. Dass das "ein heftiger Prozess wird", ist Franke heute schon klar. Denn es gebe nirgendwo in der Region mehr "weiße Flächen", bei deren Ausweisung "alle Hurra schreien". Insofern rücken Standorte, bei denen sich Orte zusammentun, immer mehr in den Blick: "Wir werden versuchen, noch halbwegs verträgliche, interkommunale Lösungen zu finden", verspricht Franke.

Um den Gewerbeflächenverbrauch so gering wie möglich zu halten, sind die Städte und Gemeinden aufgerufen, zu prüfen, welche bestehenden Areale brach liegen und gegebenenfalls umgenutzt werden könnten. "Da sind wir am Anfang eines Diskussionsprozesses", sagt Ravensburgs Baudezernent Dirk Bastin. Der sehr wohl weiß, dass die Stadt Ravensburg "auf jeden Fall in den nächsten zwei bis fünf Jahren" mit dem Angebot an Gewerbegebieten nachlegen muss.


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