Ravensburg / sz - Weiter, schneller, härter ist das neue Programm der Milka im Vergleich zum Vorjahr. Es spielt weiter weg, in Amerika, genauer im fabulösen Las Vegas. Die Rahmenhandlung sowie die einzelnen Episoden steuern schnörkellos auf ihre Pointen zu und der Humor hat Biss.
Besonders nach der Pause nimmt das Stück dermaßen schnell Fahrt auf, dass man schon mal die eine Gehässigkeit oder die andere Wortspielerei verpasst. Doch den Anfang langsam zu nennen, wird der gezeigten Leistung auch nicht gerecht. Zwar dauert es ein wenig, bis man sich an die neue Umgebung gewöhnt hat – dem frisch eröffneten Grand Ravensburg Hotel im fabulösen Las Vegas in den Vereinigten Staaten von Amerika – doch die Themenzimmer lassen sowohl bei den nach und nach eintrudelnden Gästen sowie dem Premierenpublikum im Ravensburger Konzerthaus schnell Heimatgefühle aufkommen.
Mit einer Ausnahme: dieses Ehepaar aus Weingarten, das dem Bärengartenzimmer aber auch so überhaupt nichts abgewinnen kann. Der Dreck in den Ecken? Das gehört so! Keine Betten? Schlafen kann man auf dem Welfenfest! Kein Badezimmer? Doch: für Frauen ein Dixi-Klo draußen und für Männer ein Stück der originalen 'Soichrinne' aus dem Bärengarten.
Doch nicht nur auf das Lieblingsopfer Weingarten wurde herzlich eingeprügelt. Auch das kleine Kaff im Norden, dieses Stuttgart, eignete sich wunderbar als Zielscheibe, denn da heißt es ja schließlich: WGV – Wirtschaftlichkeit geht vor.
Zu verraten wäre noch, dass die gute, alte, tiefe Feindschaft der Parteibrüder August Schuler und Rolf Engler auf der Bühne durch die Milka wieder einen neuen Höhepunkt erreicht hat: Sie wachen in ein und dem selben Bett auf und versuchen, ein paar Erinnerungslücken zu schließen. Doch mit wem haben die beiden die Nacht sonst noch verbracht? Warum Schuler und Engler überhaupt in Las Vegas sind, ist zwar auch ein sicherer Lacher, doch soll und kann hier nicht alles über das Milka-Stück verraten werden: Weder was Margot Arnegger und Angieska Brugger in der Sauna treiben, noch die zwingenden Gründe für Ragida, weder die Verbindung von Baldauf und Klumpp zur Jahnstraße, noch das zauberhafte Ende mit den gelben Gummistiefeln.
Mit den größten Applaus ernteten die Darbietungen der beiden Moritatensänger, der Tänzer der Tanzschule Geiger und der Turner des Albert-Einstein-Gymnasiums, die das Bühnenspiel durch Abwechslung außerordentlich bereicherten – genauso, wie der Fanfarenzug Rauenspurg und der Choro piccolo des Liederkranzes 1827. Las Vegas ist eben immer eine Reise wert, besonders mit diesem tollen 'Grand Hotel Ravensburg'.
Mitwirkende
Regie: Marco Ricciardo
Autor, Schauspieler: Eberhard Haug
Moritaten, Schauspieler: Ekkehard Zeim, Wolfgang Engelberger
Maske, Kostüm: Anne Hund, Beate Hessling
Bühne, Requisiten: Ingrid Kink, Walter Kink
Schauspieler: Daniela Engelberger, Herta Brunner, Christoph Stehle, Günther Bretzel, Egon Streicher, Ursula Sedelmayer, Johann Mader, Gitte Frank, Ramona Heigle, Joe Rösch, Andreas Hein, Elena Vetter, Mirijam Kessel, Rudi Hämmerle, Karin Bretzel, Mimi Späth
Gastgruppen: Fanfarenzug Rauenspurg, 'Choro piccolo' des Liederkranzes 1827 Ravensburg, 'Golden Flows' und 'Madness Crew' des Tanz-Center Geiger, 'Black Artistic Fire' Turn AG des AEG
Technik, Licht, Ton: Toni Pfuhl, Claus Rathgeb
Kulissen-Animation: Rainer Weishaupt