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Streit um Hindenburg ist beendet

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Ravensburg / sz - In der Ravensburger Hindenburgstraße wird eine Erläuterungstafel angebracht, die die Rolle des früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in der deutschen Geschichte kritisch einordnen soll. Mehr als ein Jahr lang hat der Gemeinderat um den Text gerungen. Ohne Kontroverse ging es auch beim Beschluss nicht ab.

Bereits im Juni 2013 hatte sich eine Arbeitsgruppe unter Vorsitz von Stadtarchivar Andreas Schmauder zusammengefunden, um sich auf einen Text für das Schild zu einigen. Vorangegangen war ein Beschluss, Straßenschilder umstrittener Personen der Zeitgeschichte in Ravensburg nicht einfach zu entfernen, sondern sie als Zeugnisse des Zeitgeistes zu begreifen und entsprechend zu kommentieren.

Eine Lösung war bereits gefunden, als die Stadtverwaltung den Text noch einmal veränderte. Laut Schmauder hatte die Länge der Vorlage "Verwunderung" bei einigen Stadträten ausgelöst, deshalb sei sie noch einmal gekürzt wurden. Protest von Wilfried Krauss ("Bürger für Ravensburg), der als Geschichtslehrer die Initiative maßgeblich begleitet hatte: "Dass der Text zu lang ist, ist ein Scheinargument. Tatsache ist, dass der Text manchen Leuten zu hindenburgkritisch ist", sagte Krauss der "Schwäbischen Zeitung".

Den Historiker ärgerte besonders, dass unter anderem der Satz "Hindenburg war Militarist und eine Unglücksgestalt der deutschen Geschichte" gestrichen worden war. Dieser findet sich nun aber nach einer erneuten Nachbesserung durch den Arbeitskreis wieder auf der Tafel. Gleiches gilt für die Formulierung Hindenburg war "einer der Wegbereiter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft."

Die Mehrheit im Gemeinderat mochte nun über die Tafel und ihren Text nicht mehr diskutieren. "Wir brauchen keine Aussprache. Der Text ist über ein Jahr lang vorbereitet worden", sagte August Schuler von der CDU. "Gut abgehangen" findet auch Frank Walser (SPD) die Vorlage. Und: "Wir sind über die Länge und einige Formulierungen nicht glücklich."

Grüne und "Bürger für Ravensburg" waren anderer Meinung: "Eine Debatte sollte bei einem solch wichtigen Thema stattfinden", sagte Manne Lucha. Großes Bedauern vor allem auch bei Wilfried Krauss: "Einen öffentlichen Diskurs hat es ja gar nicht gegeben. Das ist auch deshalb höchst bedauerlich, weil das Thema sehr viel mit Pegida zu tun hat."

Mit der Tafel indes ist Krauss jetzt zufrieden: "Im Gegensatz zu einer Umbenennung der Straße ist die Aufstellung einer Tafel, die an diese Person erinnert, nachhaltiger. Schüler und Lehrer können vor Ort lernen und lehren. Sie begegnen an diesem Ort Ravensburger Geschichte."

Gegen die ebenfalls diskutierte Umbenennung der Hindenburgstraße hatten sich Anwohner und Geschäftsleute ausgesprochen.

Die Tafel soll an der Ecke Lortzingstraße/Hindenburgstraße aufgestellt werden.


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