Ravensburg / sz - Banknoten sind nicht nur bloßes Zahlungsmittel, sondern sie können ebenso gut zur Kunst werden. Das zeigt die Ausstellung "Das Projekt Banknoten" von Stefan Kuhn, die am Montagabend in der Sparkassengalerie eröffnet wurde. Keiner dieser hochvergrößerten Scheine passt in eine Geldbörse oder in die Hosentasche. Dafür widerspiegeln Kuhns fotografisch und digital aufbereitete Banknoten die Vergänglichkeit des globalen Geldkreislaufes wider.
Noten gibt es viele – in der Schule, in der Musik und eben in der Bank. Vorstandsvorsitzender Heinz Pumpmeier sagte es in seiner Begrüßung frei heraus: "Banknoten sind in unserem Leben nicht wegzudenken." Im 59. Jahr ihrer Kunstförderung ist es der Kreissparkasse Ravensburg erstmals gelungen, das Thema Geld in einer Ausstellung zu präsentieren. Einen passenden Künstler dazu zu finden, so Pumpmeier, sei gar nicht so einfach gewesen. Stefan Kuhn, 1977 in Wangen geboren, lebt in Kißlegg und ist vielprämierter Fotograf mit Sitz in Ravensburg.
Projekt beginnt in Bangkok
Von hier aus agiert er im Auftrag von Kunden weltweit und eine seiner Reisen führte ihn 2006 nach Bangkok, wo das Banknoten-Projekt seinen Ursprung hat. In einem kleinen Restaurant, erzählte Kuhn vor vielen Vernissagegästen, bekam er lauter Scheine als Restgeld zurück. Ob die wohl alle echt sind, fragte er sich, und hielt sie zwecks Prüfung ins Gegenlicht. Hieraus entstand die Idee, Vorder- und Rückseite in einer einzigen Belichtung festzuhalten. Was nicht funktioniert hat. Es brauchte mehrere Belichtungen, damit Wasserzeichen, Hologramme, Porträts und Schriften eine Zusammenschau ergeben, die den Betrachter nicht mehr aus dem Staunen herausbringt, was alles auf einem einzigen Schein Platz hat. Mittels fotografischer Reproduktion und digitaler Bearbeitung ist eine Serie derjenigen Länder entstanden, die seit dem 1. Januar 2002 den Euro als offizielles Zahlungsmittel eingeführt haben. Kuhn wirft ein Blick zurück, wie Italiens Lire, Frankreichs Francs, Portugals Escudos, Spaniens Pesetas oder Deutschland 100 Mark einst ausgesehen haben. In fein nuancierten Farbtönen und Strukturen, die zwischen Blau, Grün, Braun und Grau changieren. Aus der Ferne betrachtet, stechen die verschiedenen Porträts heraus, was von Kuhn auch so gewollt ist. Eine Station weiter prangt ein überdimensionierter "10 Schweizer Franken"-Schein von 1996 neben dem hyperinflationären Zimbabwe-Dollar von 2008 mit dem weltweit höchsten Nominalwert von "One Hundred Trillion Dollars". Ebenso exotisch gibt sich die "200 Francs"-Note des bis auf eine Forschungsstation unbewohnten Kerguelen Archipels. Stellt sie doch von vornherein keine reale verhandelbare Währung dar.
Einstige Helden auf Geldscheinen
Gegenüber hat sich die Ausstellung dem Thema "Gesichter der Währungen" verschrieben. Ausschnitthaft präsentieren sich die Konterfeis von elf staatstragenden Persönlichkeiten, die bis auf die milde lächelnde englische Königin Elisabeth II. und dem König von Bahrain Hamad bin Isa Al Chalifa sämtlich der Vergangenheit angehören. Einst als Held gefeiert, ist der einstige Diktator Libyens Muammar al-Gaddafi, fesch sonnenbebrillt, neben Kim II Sung platziert, der im Hintergrund seine nordkoreanische Geburtsstadt verewigt hat. Die Porträts regen zum Nachfragen an, wer Menschen wie die mexikanische Zigeunerfrau "La Gitana" oder Damdin Sükhbaatar, Held der mongolischen Revolution, waren. Kuhns Banknoten verlieren für einmal ihren häufigsten Gebrauch als Zahlungsmittel, das abgewetzt oder noch nagelneu die Besitzer wechselt. Hier kann sich der Besucher ganz ohne Hast dem widmen, was die Scheine künstlerisch zu bieten haben.
Die Ausstellung "Das Projekt Banknoten" von Stefan Kuhn in der Kundenhalle der Kreissparkasse Ravensburg, Meersburger Straße 1, dauert bis 6. März. Sie ist geöffnet montags bis freitags von 9 bis 12.15 Uhr, montags, dienstags und freitags von 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 14 bis 18 Uhr.