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Ein Heimspiel für die Malerin Isa Dahl

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Ravensburg / sz

Einmal mehr hat Isa Dahl ein Heimspiel. Zum vierten Mal stellt die Galerie Doris Hölder am Obertor Werke der 1965 in Ravensburg geborenen Malerin aus. 29 Bilder, allesamt in den Jahren 2011 bis 2014 entstanden. „Jetzt“ lautet der Titel der Werkschau. Das Wiedersehen mit der sympathischen Malerin macht deutlich, dass sie auf ihrem weiten Weg, jenseits der jeweils aktuellen Kunstrichtungen die Möglichkeiten der Malerei auszuloten, wieder ein gutes Stück weitergekommen ist. Ihre Tondi (Rundbilder) sind noch farbiger, noch leuchtender, noch „raumtiefer“ geworden, Und mit ihren neuen großformatigen, gänzlich in Grau gemalten Bildern betritt sie ein künstlerisches Terrain, das faszinierende Chancen eröffnet. Isa Dahl schuf damit einen deutlichen Gegenpol zum Starkfarbigen.

Ravensburg darf sich rühmen, eine der ersten Ausstellungen Isa Dahls gezeigt zu haben. Das geschah 1999 in der Städtischen Galerie am Gespinstmarkt, sechs Jahre nachdem die junge Malerin aus Florenz zurückgekehrt war, wo sie als Villa-Romana-Preisträgerin ein Jahr lang künstlerisch arbeiten durfte. Isa Dahl hat die Kunstakademie Stuttgart besucht und war später Meisterschülerin Dieter Kriegs an der Düsseldorfer Akademie. Sie gewann zahlreiche Preise und Stipendien, bestritt bundesweit eine Fülle von Ausstellungen und zählt inzwischen zu den bedeutendsten Malerinnen ihrer Generation im Südwesten. Mit ihrem Mann, dem Bildhauer und Maler Daniel Wagenblast, und den beiden Kindern lebt sie in Stuttgart; die Eltern wohnen in Ravensburg.

Räumliches Dickicht

Die neue Isa-Dahl-Schau bei Doris Hölder war ein Familientreffen ihrer großen hiesigen Fangemeinde. Ihre Tondi sind noch delikater, poetischer, noch dichter geworden. Bewegte vielfarbige Linien kreisen wie Strudel um eine ovale, stille Mitte („Gucklöcher“), sie bilden ein räumliches Dickicht, erzeugen eine faszinierende Raumtiefe. „Blicktunnelartig bewegt sich das Auge auf etwas in weiter Ferne Liegendes zu, das der Nabel der Welt sein könnte“, bemerkte die Laudatorin, die Kunsthistorikerin Babette Caesar M.A. Seit Jahrzehnten bedient sich Isa Dahl der altmeisterlichen nass-in-nass-Technik, trägt die Farbe, meist nach skizzenhafter kleiner Vorzeichnung, in dünnen Lasurschichten auf die nasse Leinwand auf, alles in einem Durchgang, und schafft so Bilder voller Poesie und Suggestionskraft, ja Musikalität. Auch wenn ihre Arbeiten hin und wieder an Pflanzliches, an Gräser, an Naturphänomene erinnern – Isa Dahl bildet die Natur nicht ab. Ihre Bilder sind souveräne künstlerische, ganz eigene Welten, Abstraktionen, im Letzen Rätsel. „Einen Tag lang dasitzen und die Bewegung eines Blattes beobachten. So lassen sich Bilder erleben“, wird die Künstlerin zitiert. So könnte man, ließe man sich Zeit, auch ihre Bilder erleben.

Die Ausstellung bei Doris Hölder ist vielschichtig. Da gibt es, besonders im kleinen rechten Raum, unter dem Stichwort „Wanderungen“ einige rechteckige Bilder mit Wellenbändern, die einfach im Nichts enden, nach dem Prinzip der Reihung aber über das Bildgeviert hinaus in die Weite zu gehen scheinen. Eine schöne Illusion. Ein paar farbige Rosetten und zwei Bleistiftzeichnungen zählen wohl zu den Arbeiten, die eher aus dem Rahmen fallen und kritisch beäugt wurden.

Auffallend und für den Dahl-Kenner geradezu sensationell: zwei großformatige Bilder ganz in Grau. Sie habe diese Bilder extra für die neue Ausstellung bei Doris Hölder gemalt, berichtet die Künstlerin. Graue Wellen bewegen sich auf und nieder, was ihr Wesen ist, und schaffen „eine Illusion von Raumtiefe, die sich vom Bildgeviert löst und als Malerei allein für sich steht“ (Babette Caesar). Da tut sich für die knapp 50-Jährige, deren Bilder im Laufe der Jahre immer farbiger wurden, möglicherweise eine ganz neue Welt auf. Die Suche geht weiter.

Die Ausstellung Isa Dahl („Jetzt“) bei Doris Hölder dauert bis 31. Juli. Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung (Telefon 0751/16556). Katalog: 20 Euro


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