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Was drei Schüler mit dem All zu tun haben

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Ravensburg / sz - Sie benötigen 50000 Euro: Drei Schüler der Edith-Stein-Schule in Ravensburg brauchen für ihre Version von "Jugend forscht" nicht nur einen Physikraum, ein paar Elektroden und eine Pappwand. Bei ihrem Experiment spielen Pflanzen, eine Raumstation und ein ziemlich teurer Flug dahin eine große Rolle. Finanzieren wollen sie das Ganze durch Crowdfunding, das heißt: Sie sind auf Unterstützung von Menschen angewiesen, die nichts mit dem Projekt zu tun haben, es aber für so spannend halten, dass sie es finanziell fördern wollen.

Natürlich fliegen Maria Koch, Raphael Schilling und David Geray nicht selbst ins Weltall. Die Schwerelosigkeit reizt sie für ihren Versuch aber schon. Denn sie wollen herausfinden, ob und wie sich Pflanzen in der Schwerelosigkeit vermehren können. Den dreien geht es dabei vor allem um die vegetative Vermehrung durch Stecklinge. Im Gegensatz zur generativen Vermehrung via Aussaat hat diese Art der Vervielfältigung einen entscheidenden Vorteil. "Durch vegetative Vermehrung, also der ungeschlechtlichen Vermehrung, bekommt man in einem kurzen Zeitraum viele Stecklinge mit gleicher Qualität", erklärt die Lehrerin Brigitte Schürmann, die das Projekt der Zwölftklässler begleitet.

"Was wir wissen ist, dass Stecklinge auf der Erde unter normalen Bedingungen Wurzeln und Blätter bilden", sagt Maria Koch. "Aber wie wachsen die Stecklinge im All?" Das ist die Frage, die sie alle umtreibt, und die auch für Astronauten von Bedeutung sein könnte. Denn wenn auf einer Raumstation pflanzliche Nahrungsmittel in großer Menge in guter Qualität produziert werden können, könnten die Astronauten auf langen Missionen frisches Gemüse essen.

Flug geht im September

Beim Versuch der drei jugendlichen Forscher geht es allerdings noch nicht um Gemüse. "Wir betreiben Grundlagenforschung, und zwar mit einer Zierpflanzen-Art", sagt Maria Koch. "Zuerst einmal muss die Frage beantwortet werden, ob die Pflanzen im Weltall Wurzeln bilden", ergänzt Schürmann. Damit der Versuch überhaupt auf einem Nachschubflug zur "International Space Station", kurz ISS, mitgenommen wird, gilt es einiges zu beachten. "Wir müssen vor dem Abflug in steriler Umgebung eine Pflanze in die kleine Box mit dem Nährmedium pflanzen", sagt Christian Bruderrek. Der Airbus-Projektmanager kennt sich mit Versuchen im Weltall aus und unterstützt das "Jugend forscht"-Projekt fachlich. Bis Juni muss das Versuchsdesign stehen. Dann muss die Nasa es noch auf seine Sicherheit prüfen. Und am zweiten September startet der Flug zur ISS.

30 Tage lang soll die kleine Box im All videoüberwacht werden. Dann macht sie sich auf die Reise zurück auf die Erde und kommt dann, steril verpackt, zurück nach Ravensburg. In der Zwischenzeit wollen Maria Koch, Raphael Schilling und David Geray einen Referenzversuch an der Edith-Stein-Schule durchgeführt haben. Wie genau sie die beiden Versuche auswerten wollen, das wissen sie noch nicht im Detail. "Es ist unsere Aufgabe, das bis Herbst auszuarbeiten", sagt Raphael Schilling.

Die Teilnehmer sind hochmotiviert. "Immerhin ist das Projekt das erste deutsche Schülerprojekt im All, das komplett privat finanziert wird", sagt Bruderrek. Aber ob die Schüler tatsächlich die 50000 Euro aufbringen können, die es braucht, damit die kleine Versuchsbox mit ins All fliegen darf, das steht noch in den Sternen – und hängt vor allem von den Geldgebern ab, die das Projekt auf der Internet-Plattform "sciencestarter" finanziell unterstützen sollen. Ab Montag ist das möglich, denn dann startet die "Finanzierungsphase" auf "sciencestarter". "Wir sind schon zuversichtlich, dass wir das Geld zusammenbekommen", sagt Raphael Schilling. Auch wenn es am Geld scheitern sollte, machen sie bei "Jugend forscht" mit. "Denn da", so Schürmann, "geht es vor allem darum, eine gute Idee zu präsentieren. Und die haben wir ja definitiv."

Die Plattform "Sciencestarter"

"Sciencestarter" ist eine Crowdfunding-Plattform im Internet. Der Begriff Crowdfunding kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt so viel wie "Schwarmfinanzierung" (von englisch "crowd" für Menschenmenge und "funding" für Finanzierung). Bei dieser Art der Finanzierung können Menschen, die überhaupt nichts mit dem Projekt zu tun haben, den Machern kleine oder größere Geldbeträge zukommen lassen. Mittels der Crowdfunding-Plattform "Sciencestarter" sollen vor allem Projekte aus Wissenschaft und Forschung gemeinsam mit vielen Menschen finanziert werden. "Sciencestarter" wurde 2012 gegründet. Ein Projektstarter gibt an, wie viel Geld er zusammenbekommen möchte. Dann startet die Startphase. In dieser müssen mindestens 100 Menschen von der Idee begeistert sein. Erst dann beginnt die 60-tägige Finanzierungsphase, in der Internetnutzer das Projekt unterstützen können. Die Unterstützung funktioniert nach dem "Alles oder nichts"-Prinzip. Das bedeutet, dass Menschen, ihr Geld wieder ausbezahlt bekommen, wenn der Projektstarter sein angegebenes Ziel vor Ablauf einer gewissen Frist nicht erreicht hat.

Informationen zum Projekt und ein Video, in dem die drei Schüler sich und ihre Idee vorstellen, gibt es im Internet unter

www.sciencestarter.de/v3po


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