Ravensburg / sz - Die Stadt Ravensburg sieht sich gerne als Sportstadt. Tatsächlich fließen im Jahr 2014 rund 1,5 Millionen Euro des Haushalts in die Pflege von Sportstätten. In Zeiten von knappen Kassen gibt es jedoch kaum noch Spielräume für neue Projekte. Im Gespräch mit Karlheinz Beck, dem Leiter des Amtes für Schule, Jugend und Sport, geht die SZ den wichtigsten Fragen rund um die städtischen Sportanlagen nach.
Wie wird die Nutzung der städtischen Turnhallen geregelt?
Grundsätzlich stehen die Hallen tagsüber den Schulen zur Verfügung, abends ab etwa 17 Uhr den Sportvereinen. Die Schulen haben Vorrang. Die städtischen Hallen können bisher von Vereinen und Schulen kostenlos genützt werden. Derzeit gibt es aber Überlegungen, für die Hallen in Schmalegg, Weißenau und Eschach aus fiskalischen Gründen Nutzungsgebühren einzuführen. Dadurch könnte die Stadt rund 30000 Euro einsparen. Viele Kommunen in Baden-Württemberg verlangen mittlerweile Hallennutzungsgebühren.
Braucht die Stadt eine neue Dreifachturnhalle?
„Der Bedarf ist unumstritten“, sagt Karlheinz Beck, der Leiter des Amtes für Schule, Jugend und Sport bei der Stadt Ravensburg, „alleine für den Schulsport wäre eine neue dreiteilige Halle notwendig.“ Da sei man sich über alle Fraktionen weg und in der Verwaltung einig. „Das Problem ist, dass wir es derzeit in der mittelfristigen Finanzplanung nicht darstellen können.“ Beck hofft dennoch, dass der Gemeinderat die Verwaltung zumindest mit der Standortsuche beauftragt. „Wenn man eine zusätzliche Dreifachturnhalle hat, gibt das auch Entspannung für den Vereinssport“, sagt Beck. Denn auch die Sportvereine klagen über Platzprobleme. Viele müssen Belegungszeiten bei privaten Anbietern mieten. Für eine neue Halle rechnet Beck mit Kosten von 3,5 bis vier Millionen Euro. Angestrebt wird jedoch eine Sporthalle mit Tribüne für 500 bis 1000 Zuschauer, „dann reden wir über rund fünf Millionen“, sagt Beck. Einzige Veranstaltungs-Halle für den Sport sei derzeit die Kuppelnauhalle, „und die ist für Zuschauer wirklich schlecht“, sagt Beck. Die Pfeiler auf der Tribüne verursachen Sichtbeeinträchtigungen. Mit 300 bis 400 Zuschauern ist die Halle voll.
Was war das größte Sportstättenprojekt der letzten Jahre?
Der Bau der Eissporthalle (2003) war mit Kosten von rund zehn Millionen Euro das teuerste Projekt. Die Halle ist eine Erfolgsgeschichte, seit zehn Jahren ist sie an sieben Tagen der Woche von morgens bis abends von Vereinen, Schulen, Hobbyteams und Eissportlern beim Publikumslauf belegt. Die beiden Eissportvereine EVR und ESCR stoßen aufgrund von fehlenden Eiszeiten an ihre Grenzen und können keine neuen Gruppen anbieten. „Man könnte eine zweite Eisfläche brauchen, keine Frage“, sagt Karlheinz Beck, „sie würde uns guttun, sowohl im Publikumslauf als auch im Trainingsbetrieb, vor allem für die Jugendlichen.“ Man dürfe das Projekt nicht aus den Augen verlieren, „aber das ist finanziell derzeit nicht machbar“. 250000 bis 300000 Euro würde eine kleine Lösung mit Kunsteis ohne zusätzliche Umkleidekabinen kosten. Die Eissportvereine sind bisher die einzigen Clubs in Ravensburg, die für ihre Sportanlage eine Nutzungsgebühr zahlen müssen. Das hat auch steuerrechtliche Gründe, die Gebühr (etwa zehn Prozent der Betriebsstunde) beträgt 20 Euro netto pro Stunde. Die Ravensburg Towerstars zahlen als Profi-Unternehmen den Vollkostensatz von 300 Euro netto.
Wie kommt die Kletterhalle an?
Die Turn- und Kletterhalle im Sportzentrum ist laut Karlheinz Beck ebenfalls von morgens bis abends voll belegt. „Die Kletterhalle ist unser Highlight, ich hätte nie gedacht, dass die so angenommen wird“, sagt Beck. Die Halle habe auch dafür gesorgt, dass der DAV Ravensburg rund 1000 Mitglieder dazubekommen hat. Die Kletterhalle ist Eigentum der Stadt, der DAV hat aber mit investiert, etwa beim Ausbau der Kletterwände, und nützt die Halle deshalb gemäß einem Zehn-Jahres-Vertrag mietfrei. Der Vertrag läuft jetzt aus, „dann müssen wir mit dem DAV neu verhandeln“, sagt Beck, der Verein werde künftig eine Nutzungsgebühr zahlen müssen.
Wie können die Trainingsbedingungen im Ebra-Stadion verbessert werden?
„Im Bereich der Trainingsplätze ist ein Bedarf da“, sagt Karlheinz Beck, „TSB und FV Ravensburg machen eine hervorragende Jugendarbeit mit einem breiten Angebot.“ Vor allem der Rasentrainingsplatz des FV werde so stark benutzt, dass es vor allem bei schlechtem Wetter eng werde. „Unser Vorschlag ist“, sagt Beck, „wenn man investiert, muss man diesen Rasenplatz zum Kunstrasen machen.“ Die Plätze im Sportzentrum Rechenwies sind seit langer Zeit an die beiden Vereine verpachtet, sodass jeder Verein über seinen Bereich verfügen könne. „Die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen ist aber sehr gut.“ Auch der TSB und der FV zahlen keine Gebühren für die Sportstätten.
Wie geht es mit dem Kegel- und Bowlingcenter weiter?
Nachdem sich der ESV Ravensburg mit dem Bau des Bowlingcenters übernommen hatte und in die Insolvenz rutschte, steht das Gebäude momentan unter der Zwangsverwaltung des Häfler Anwalts Jan van Bruggen. Karlheinz Beck glaubt, dass das Objekt bald zwangsversteigert wird. Die Stadt hatte das Objekt mit 300000 Euro bezuschusst und das Grundstück nach Erbbaurecht zur Verfügung gestellt. Deshalb kann die Stadt heute mitbestimmen, was die künftige Nutzung betrifft. „Der Käufer kann dort nur sportliche Angebote machen“, sagt Beck klipp und klar.