Ravensburg / sz - Drei Menschen sind 2014 bereits auf der Bundesstraße 30 ums Leben gekommen. Erst vor wenigen Tagen hat der tragische Unfall mit einer Geisterfahrerin die Menschen bewegt.
Die 85-Jährige war zwischen Baindt und Weingarten frontal in zwei Autos geprallt und gestorben (die SZ berichtete). Ist die B30 ein gefährlicher Unfallschwerpunkt? Nein, sagt die Polizei.
So waren in den vergangenen fünf Jahren im selben Zeitraum (jeweils von Januar bis Ende Oktober) ein bis zwei Tote zu beklagen, wie Johannes Padberg vom Polizeipräsidium Konstanz erklärt. Lediglich 2013 war eine Ausnahme: Zwischen Januar und Anfang November gab es keinen tödlichen Unfall auf der Bundesstraße 30.
Auch die Gesamtzahl aller Unfälle auf der B30 bewegt sich im Bereich der vergangenen Jahre. So hat die Polizei bis Ende Oktober insgesamt 69 Unfälle registriert (für den Kreis Ravensburg betrifft das den Streckenabschnitt zwischen Eschach und Englerts). In diese Zahl eingeflossen sind nur Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden oder die ein Bußgeld zur Folge hatten.
Zum Vergleich: 2013 hat es im gleichen Zeitraum 71-mal gekracht, 2012 gab es 77 Unfälle auf der B30, 2011 waren es 56, und 2010 registrierte die Polizei 62 Unfälle.
Viele Unfälle passieren im Wald
Besonders häufig kracht es nach Angaben von Polizeihauptkommissar Padberg im Bereich zwischen Egelsee und Enzisreute. „Hier wird die B30 wieder einspurig und führt durch den Wald. Da gibt es immer wieder Unfälle. Deswegen darf man dort nur 80 fahren“, so Padberg. Das Problem besonders im Winter: „Es kann sein, dass es im Schussental regnet und dort oben im Wald bereits alles vereist ist“, führt Padberg aus und appelliert an die Autofahrer, auf die Witterungsverhältnisse zu achten.
Schwerpunktstrecken, auf denen besonders häufig Menschen sterben, gibt es nach Angaben von Padberg nicht. „Bei tödlichen Unfällen gibt es keine Schwerpunkte oder örtliche Häufungen. Sie verteilen sich auf den gesamten Kreis, das ist jedes Jahr unterschiedlich.“ Probleme mit Geisterfahrern, wie bei dem Unfall vergangene Woche, gebe es auf der B30 kaum.
Eine der häufigsten Ursachen für tödliche Unfälle sind laut Padberg Fahrfehler, bei denen das Auto rechts aufs Bankett gerät. „Danach wird oft im Schreck das Lenkrad zu stark nach links gerissen und das Auto schleudert auf die Gegenfahrbahn.“ So starben am 15. Mai dieses Jahres ein 77-jähriger Mann und seine Beifahrerin nach einem Frontalzusammenstoß mit einem Lastwagen zwischen Baindt und Enzisreute. Auch hier war das Auto auf die Gegenfahrbahn gekommen. „2012 war das bei einem Drittel der tödlichen Unfälle die Ursache“, sagt Padberg.
Die Zahl der Verkehrstoten im Kreis Ravensburg (alle Straßen, ohne Autobahnen) ist insgesamt betrachtet rückläufig. 2004: 36; 2009: 18; 2010: 15; 2011: 21; 2012: 21; 2013: 10; 2014: 11 (bis Ende Oktober). Laut Johannes Padberg vom Polizeipräsidium Konstanz liegt das vor allem an der verbesserten Sicherheitsausstattung der Autos. Noch vor 20 bis 30 Jahren habe sich der Zahl der Verkehrstoten im dreistelligen Bereich bewegt. „Wenn man mit einem VW-Käfer frontal auf etwas draufknallte, hatte man das Lenkrad in der Brust“, so Padberg. (kik)